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Der allerletzte Stau

Percha ist das letzte Dorf an der Pustertaler Straße, das eine Umfahrung bekommen soll. Dabei gibt es seit bald zehn Jahren ein baureifes Projekt. Das ist für den wahlkämpfenden Bürgermeister Joachim Reinalter gar nicht gut. 

von Silke Hinterwaldner 

Dass ein Wahlkampf anstrengend ist und man oft mit Kritik konfrontiert wird, muss Joachim Reinalter immer wieder erfahren. Der Bürgermeister von Percha möchte für die SVP in den Landtag, da liegt es auf der Hand den zunehmenden Verkehr im Pustertal zum Thema zu machen. 

Am 23. August schrieb Reinalter in großen Lettern auf Facebook: „Wir brauchen endlich die Umfahrungsstraßen von Kiens und Percha! Dafür will ich mich einsetzen! Es muss etwas weitergehen.“

Dieser Post hat eine Diskussion ausgelöst, die normalerweise bei derlei herkömmlichen Botschaften ausbleiben. Dass im speziellen Fall von Joachim Reinalter trotzdem heiß debattiert wird, hat einen einfachen Grund: Reinalter ist seit rund 15 Jahren Bürgermeister von Percha, er steht somit jener Gemeinde vor, die als allerletztes im Pustertal eine Umfahrung bekommen soll. Entsprechend hämisch die Kommentare. Lukas Elzenbaumer, Gemeinderat der Freiheitlichen in Percha, schreibt etwa: 

„Do Witz isch jo, dass in Kiens hoire ungfong wert zi baudn. In Percha isch no johrelong nichts in Sicht. Man het sich a amol fria und vor ollem viel intensiva um di Umfohrung insetzn gimisst! Et erst bols mir Freiheitlichn in Gemeinderot thematisiert hobm.“

Manch einer droht gar damit, die Straße zu blockieren. Joachim Reinalter nimmt all das mit der dafür nötigen politischen Entspanntheit.

Er erklärt: „Wir haben sehr viel gemacht. Das große Problem sind lediglich die 70 Millionen Euro, die es für die Umsetzung unseres Projektes braucht.“ Ebendieses Projekt wartet schon seit vielen Jahren in der Schublade auf seine Umsetzung. Seit 2010 hat Percha ein fertiges Vorprojekt, das bis ins kleinste Detail ausgearbeitet ist. Aber was nützt das schönste Projekt auf dem Papier, wenn das Geld für die Realisierung fehlt? Percha soll jetzt Licht am Ende des Tunnels sehen: 2020 soll gebaut werden, das sei ohnehin ein Jahr früher als im Bautenplan des Landes ursprünglich vorgesehen. Sogar Kiens geht schneller in die Umsetzung: Für die Umfahrung dort ist Baubeginn 2019. Dabei ist das Projekt für die aktuelle Variante bei weitem nicht so lange fertig. Kostenpunkt für die Umfahrung Kiens: rund 50 Millionen Euro. 

„Wichtig ist vor allem“, sagt Joachim Reinalter, „dass die Pustertaler Straße so verbessert wird, dass es keinen Stau mehr gibt.“ Zu diesem Zweck sollten auch einige andere neuralgische Stellen schnellstmöglich entschärft werden: die Einfahrten bei der Raststätte Lanz und beim Putzerhof sowie jene beim Bahnhof in St. Sigmund. Joachim Reinalter weiß offenbar, wovon er spricht. Beinahe täglich, sagt er, müsse er die beschwerliche Autofahrt von Percha nach Bozen auf sich nehmen. Da werde man gerade in der Hochsaison oft auf eine harte Probe gestellt.

Stichwort Stau:

In Percha stehen die Fahrzeuge im Hochsommer beinahe jeden Tag Stoßstange an Stoßstange. Genauso in Toblach.  Dabei war die Schmerzgrenze zumindest für Percha 26.000 Autos am Tag. Diese Grenze wurde mittlerweile überschritten, trotzdem ändert sich  nichts. An 30 Tagen wurden in Percha mehr als 26.000 Autos gezählt, an manchen Tagen sogar 28.000. An solchen Tagen kommt man nur noch im Schritttempo voran. 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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