Die schnelle Firmung
2019 wird die Firmung das letzte Mal in der bisherigen Form durchgeführt. In einigen Pfarrgemeinden will man nun aber noch schnell anstatt zwei gleich drei Jahrgänge gemeinsam firmen – entgegen den Vorgaben der Diözese.
von Erna Egger
Pfarrer Klaus Sottsas ist sich der Unterstützung des örtlichen Dekans sicher: „Das hat mit dem Bischof nichts zu tun. Wir haben diese Entscheidung in unserer Pfarrei getroffen – auf Wunsch vieler Eltern“, unterstreicht der Seelsorger in Lajen.
In der Eisacktaler Gemeinde hat man beschlossen, im nächsten Jahr die Jugendlichen dreier Jahrgänge gemeinsam zu firmen – entgegen den Vorgaben der Diözese Bozen-Brixen. Das kommt in bischöflichen Kreisen aber gar nicht gut an.
Zur Erinnerung: Bereits bei der Seelsorgetagung im September 2017 hat Bischof Ivo Muser angekündigt, dass in den Jahren 2020 und 2021 das Sakrament der Firmung an Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren nicht mehr gespendet wird.
Im Jahr 2019 finden ein letztes Mal Firmungen in der bisherigen Form statt. Bei einer Pressekonferenz im Mai betonte Bischof Ivo Muser ausdrücklich, dass das bisherige Firmalter beibehalten und nicht herabgesetzt werden darf. Diese Anordnung publizierte er auch in den Pfarrblättern zahlreicher Gemeinden.
Es gibt nämlich einen sehr konkreten Hintergrund: Vielen Eltern und künftigen Firmlingen passen die neuen Vorgaben gar nicht. Ob aus Glaubensgründen, der Geschenke oder der Feier wegen: Viele Jugendliche wollen trotzdem das Sakrament empfangen.
Bislang wurden – vorwiegend in den kleineren Gemeinden – meist zwei Jahrgänge gemeinsam gefirmt.
In den meisten Ortschaften sind die Jugendlichen 12 bis 13 Jahre alt, es sind die Schüler der 1. und 2. Mittelschulklassen. In einzelnen Gemeinden besuchen die Firmlinge die 2. und 3. Klasse Mittelschule oder es kommen die Schüler der 5. Klasse Volkschule und der 1. Klasse Mittelschule gemeinsam zum Zug. „Das ist recht unterschiedlich“, resümiert der Leiter des Amtes für Schule und Katechese, Markus Felderer.
Im Jahr 2019 soll die bisherige Reglung in den jeweiligen Gemeinden beibehalten werden, in den folgenden Jahren wird keine Firmung stattfinden. Fachausschüsse werden in den Jahren 2020 und 2021 den konkreten Firmweg in der Seelsorgeeinheit erarbeiten. Die „neue“ Firmung wird frühestens im Herbst 2022 erstmals gefeiert. Wesentliche Elemente sind das Mindestalter von 16 Jahren und die mindestens einjährige Firmvorbereitung.
Die Vorgaben der Diözese stoßen bei den meisten Eltern nicht auf Begeisterung: „Die Änderung, die auf uns zukommt, ist auch mit einer gewissen Angst verbunden. Die Eltern sind in Sorge, dass sich ihre Kinder mit 16 Jahren nicht mehr firmen lassen. Ich schätze, dass nur mehr jene Jugendliche das Sakrament empfangen, die heute noch zur Kirche gehen. Und das sind rund 15 Prozent“, schätzt Sottsas.
In einigen Pfarrgemeinden ist man deswegen auf die Idee gekommen, nächstes Jahr die Möglichkeit noch voll auszuschöpfen und gleich drei Jahrgänge zeitgleich zu firmen.
„Ich weiß von vier bis fünf Pfarreien in verschiedenen Bezirken, die bei uns angefragt haben“, bestätigt Markus Felderer.
Die Diözese Bozen-Brixen hat diesen Gemeinden eine Absage erteilt: „Das Firmalter soll 2019 beibehalten werden. Die Linie, die die Synode beschlossen hat und die die Diözese gehen möchte, ist, dass für die Firmung das Mindestalter auf 16 Jahre plus angehoben wird. Daher macht es keinen Sinn, wenn nächstes Jahr das Alter herabgesetzt wird, um es dann wieder anzuheben“, so Felderer.
Lajen ist eine dieser Pfarreien: Dort will man jedoch von der ursprünglichen Entscheidung nicht zurücktreten – aus mehreren Gründen: Bislang wurden in der Eisacktaler Gemeinde immer die Schüler der 1. und 2. Klasse Mittelschule gleichzeitig gefirmt. Da die Diözese jedoch empfohlen hatte, 2018 landesweit keine Firmung abzuhalten, sondern diese auf 2019 zu verschieben, besuchen die Firmlinge im nächsten Jahr bereits die 2. und 3. Klasse Mittelschule. „Diese Verschiebung haben auch nicht alle Gemeinden befolgt, Lajen jedoch schon“, führt Sottsas an.
Durch die Aufschiebung der Firmung kommen die Kinder der 1. Klasse Mittelschule entgegen den anderen Firmjahren 2019 nicht zum Zug.
„Aufgrund dieses Umstandes und weil einige Eltern zu uns gekommen sind und uns eindringlich gebeten haben, ihren Kindern diese Möglichkeit zu geben, haben nun aber als Pfarrei entschieden, dass drei Jahrgänge gleichzeitig gefirmt werden können. Und es werden ja auch nicht alle gefirmt, einige wollten gar nicht“, so der Pfarrer. 65 Firmlinge haben sich daraufhin angemeldet. „Eine ähnliche Zahl wie in den vergangenen Jahren.“
Nichtsdestotrotz sieht man in der Diözese Bozen-Brixen diese Alleingänge gar nicht gern. „Dass die Gläubigen ihre Bedenken haben, ist gerechtfertigt. Aber wenn man den Leuten unsere Anliegen zum neuen Firmweg erklärt, dann haben sie Verständnis. Es mag sein, dass sich Jugendliche ab 16 Jahren nicht mehr firmen lassen wollen. Die Eltern sollten aber nicht für den Firmling, sondern der Betroffene sollte für sich eine persönliche Entscheidung treffen. Uns geht es um einen gemeinsamen Glaubensweg“, betont Felderer.
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Kommentare (5)
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robby
Je weniger Kinder in die Händen pädophieler „Würdenträger“ geraten desto besser.