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„Brücken sind sicher“

Nach dem Einsturz der Morandi-Brücke in Genua stellt sich auch in Südtirol die Frage: Wie sicher sind unsere Autobahnbrücken? Walter Pardatscher, Geschäftsführer der A22 klärt auf.

TAGESZEITUNG Online: Herr Pardatscher, nach der Katastrophe in Genua stellt sich die Frage von alleine: Kann so ein Unglück auch in Südtirol passieren?

Walter Pardatscher: Wir gehen davon aus, dass wir in all den Jahren ein sehr hohes Niveau und Knowhow erarbeitet haben, dass das Monitoring ausgezeichnet ist und dass die Techniker die Autobahn sehr gut kennen. Der Instandhaltungszustand ist damit ausgezeichnet.

Wie oft werden die Brücken denn saniert?

Jährlich sind in Vergangenheit weit über 50 Millionen Euro in die Instandhaltung eingeflossen. Das ist schon ein Zeichen, dass die Arbeiten ständig und rechtzeitig angesetzt wurden. Wir werden zwar immer wieder für die Baustellen kritisiert, aber wenn man will, dass die Infrastruktursicher bleibt, ist ein Eingreifen notwendig. Dabei muss man bedenken, dass wir nicht entscheiden, wann eine Brücke saniert wird. Bestimmte Teile benötigen früher einen Eingriff als andere. Man muss sich also an die Notwendigkeiten der Strukturen anpassen.

Darauf hat man in Genua nicht geachtet?

Ich weiß nicht ob es in Genua anders ist, als bei uns. Ich will und darf mich dazu nicht äußern. Ich weiß nicht, was getan worden ist.

Gibt es auf der Brennerautobahn Punkte, die besonders neuralgisch sind?

Wir haben kein Viadukt, das so gebaut ist wie in Genua. Wir haben andere Arten von Strukturen. Auch auf der Autobahn gibt es komplexere und weniger komplexere Strukturen. Dementsprechend werden die Instandhaltungsarbeiten und das Monitoring unterschiedlich ausgestaltet.

Was wäre eine dieser komplexeren Strukturen?

Die komplexeste Struktur ist das Viadukt in Gossensaß. Vor zwei Jahren wurde die Generalsanierung vorgenommen und abgeschlossen. Es wurden starke Einrisse gemacht und für die nächsten Jahre ist es sicher. Wir arbeiten bei den Sanierungen nach vorne und schauen, wie sich der Verkehr entwickelt. Das Viadukt ist für die Zukunft also gesichert. Beim Viadukt wurden neue tragende Elemente eingebaut. Im Besonderen neue Vorspannelemente.

Die Autobahn wurde Ende der 70er-Jahre fertiggestellt. Damals gab es aber viel weniger Verkehr und weniger Lkw. Das bedeutet, heutzutage muss eine Brücke viel mehr Gewicht aushalten. Wirkt sich das zusätzliche Gewicht negativ auf die Brücken aus?

Die Lkw und Pkw wurden bei den verschiedenen Maßnahmen beachtet. Auch im Eisacktal, wo die Viadukte statisch gesehen einfacher sind, sind die Arbeiten so durchgeführt worden, dass sie ertüchtigt wurden. Die Sanierungsarbeiten sind also nicht nur oberflächlich gemacht, sondern die Bauteile werden für die Zukunft so hergerichtet, dass sie die Stabilität gewährleisten und auch die zusätzlichen Lasten Stand halten.

Wie weit kann man diesbezüglich vorausplanen?

Wir versuchen Jahrzehnte vorauszudenken und nehmen die Verkehrsprognosen als Grundlage. Die Arbeiten und Verkehrsprognosen sind qualitativ so hochwertig, dass man für längere Zeit keine Eingriffe mehr benötigt.

Wie oft wird eine Brücke saniert?

Es gibt entlang der Autobahn Strukturen, die einen ersten Sanierungszyklus vor längerer Zeit erfahren haben und in Kürze wird der zweite Zyklus eintreten. Man kann das aber nicht so pauschal sagen, da man einige Teile früher austauschen muss, andere aber erst später. Deshalb gibt es dieses Monitoring, denn so kann man frühzeitig erkennen, wann was auszutauschen ist.

Waren größere Eingriffe bereits nötig?

Ja, bei manchen Baustellen waren auch massive Eingriffe notwendig, aber ein Aufschub wäre nicht sinnvoll gewesen. Deshalb sind wir froh, den ersten Zyklus hinter uns gebracht zu haben.

Wann werden die nächsten Sanierungsarbeiten stattfinden?

Momentan arbeiten wir an den Autobahnüberführungen. Also nicht an der Struktur selbst. Hier gibt es einige Elemente, die ausgetauscht werden müssen. Es gibt für diese Arbeiten einen Zeitplan, der anhand einer Prioritätenliste vorgegeben ist. Unsere Beobachtungen führen zu dieser Rangordnung. Nach der Sanierung der Überführungen steht die Sanierung bestimmter Viadukte bevor. Dort sind auch kleinere Arbeiten, wie Abdichtungsarbeiten vorgesehen.

Interview: Markus Rufin

 

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