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Die unerwünschten Foto-Jäger

Die St. Magdalena-Kirche in Villnöß wird von Foto-Jägern überflutet. Die Anrainer wollen sich nun wehren.

von Markus Rufin

Vergangene Woche berichtete die TAGESZEITUNG über die „unerwünschten Touristen“ – über das Phänomen der (meist asiatischen) Fotojäger und Instagram-Touristen.

Diese Tocca-e-fuga-Touristen besuchen vor allem die Südtiroler Naturschutzgebiete. Die meisten dieser Touristen wollen  nur ein Foto von berühmten Motiven schießen.

In Villnöß ist diese Art von Tourismus bereits etabliert. Noch vergangene Woche berichtete die TAGESZEITUNG von der Kirche in St. Johann, doch auch die St. Magdalena-Kirche ist davon enorm betroffen.

So sehr, dass sich die Bewohner rund um der Kirche – es sind sechs Familien – nun gegen die Foto-Jäger wehren wollen.

„Den aktuellen Zustand können wir nicht länger akzeptieren“, ärgert sich Josef Fischnaller, einer der Anrainer.

„Jeden Tag stehen auf unseren Parkplätzen, vor den Scheunen, Garagen und in unseren Wiesen  von 4.00 Uhr in der Früh bis 22.00 Uhr am Abend jede Menge Autos.“ Man komme damit alleine nicht mehr zurecht, so Fischnaller.

An manchen Tagen soll es überhaupt nicht möglich sein, in das Haus zu kommen, weil die Touristen die Einfahrten und Straßen blockieren, berichten die Bewohner rund um der Kirche: „Die Fotografen sind dann in irgendwelchen Feldern und wir müssen sie zuerst suchen.“

Der Grund für dieses Chaos: Vom St. Magdalena Kirchlein hat man einen wunderbaren Blick auf die Geisler-Gruppe – ähnlich wie beim Kirchlein in St. Johann.

Das sei schon immer so gewesen, erzählt Fischnaller, aber: „Früher konnte man mit den Touristen noch reden. Entweder sind sie zu Fuß zu uns gekommen, oder sie haben gefragt, ob sie auf unseren Parkplätzen parken dürfen.“

Die asiatischen Gäste verstehen laut Fischnaller kein italienisch, deutsch oder englisch. „Mittlerweile kommt es sogar vor, dass wir von ihnen belächelt werden, wenn wir sie darauf hinweisen, dass sie hier nicht parken dürfen“, erklärt Josef Fischnaller.

Da der Weg zum Kirchlein eine Privatstraße ist, die gar nicht aufscheint, ist es den Polizisten nicht gestattet, Strafen auszustellen. „Damit sind sie aber zu gutmütig“, meint der Anrainer.

Schuld an diesem Zustand hat laut Fischnaller das UNESCO-Weltnaturerbe: „Die Auszeichnung hat sicher auch ihre positiven Seiten, aber wir müssen darunter leiden. Man muss diesen Tourismus richtig lenken.“

Nun ist den Bewohnern der Kragen aber endgültig geplatzt. Am Dienstag trafen sich die Nachbarn, um sich darüber zu beraten, wie man mit dem Problem umgeht. Denn auch die Gemeinde und Tourismusverein helfen ihnen nicht. „Wir haben bereits ein Durchfahrtsverbot gefordert, aber einige Touristiker befürchteten, dass sie dadurch weniger Gäste bekommen würden. Seitdem wurden wir nur vertröstet, Alternativvorschläge gab es keine“, so Fischnaller.

Auch der Tourismusverein, der vom Problem „bestens Bescheid“ wisse, habe nichts unternommen. „Wahrscheinlich denken sie, dass man wegen sechs Bauern nicht viel machen muss. Aber dieser Zustand ist für uns nicht tragbar. Wir werden gegen diesen Tourismus kämpfen“, so die Villnösser.

Die Anrainer fordern vom Tourismusverein und von der Gemeinde, dass das Problem nicht auf die lange Bank geschoben wird. Daher wendet man sich nun an die Presse.

Laut Josef Fischnaller haben mittlerweile sogar die Bewohner aus dem Tal Mitleid mit den Anrainern: „Zunächst wussten sie nichts vom Problem, aber später haben sie uns gefragt, wieso wir uns nicht früher gewehrt haben. Das geschah deshalb nicht, weil wir dachten, dass sich die Lage wieder beruhigen wird.“

LESEN SIE IN DER PRINT-AUSGABE:

  • Wie sich die Villnösser gegen die Foto-Jäger wehren wollen.

 

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (9)

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  • andreas

    Entweder von der Gemeinde Parkplatz und Aussichtsstellen bauen lassen und Gebühren dafür verlangen, welche auf die Anwohner aufgeteilt werden oder Verbotsschilder aufstellen und dies rigoros kontrollieren, damit die Gemeinde in Zugzwang kommt.

    Der Tourismus und die Gemeinde profitieren von den Touristen, also wäre es mehr als angebracht auch die, welche die Nachteile haben und ihre Grundstücke gezwungenermaßen zur Verfügung stellen müssen, angemessen am Erfolg zu beteiligen.

    In Bruneck nicht fähig das Wildcampieren einzudämmen, in Villnöß kriegt man die Horden nicht unter Kontrolle und vom Pragser Wildsee gar nicht zu reden.

    Südtirol sollte, was man auch daran sieht, dass es auf den Pässen so gut wie keine Geschwindigkeitskontrollen gibt und wenn, dies Wochen vorher angekündigt werden, sich etwas weniger unterwürfig gegenüber den Touristen zeigen.
    Um unseren Wohlstand zu halten, brauchen wir Touristen, doch gehe ich davon aus, das auch diese Regeln akzeptieren würden und wenn es trotzdem welche gibt die annehmen, dass weil sie hier Geld ausgeben, alles dürfen, wäre es wohl kein großer Schaden, wenn diese nicht mehr kommen.

  • meintag

    Jauche ausbringen hat boch immer die Wirkung gebracht. Kann sogar auf der Privatstrasse passieren dass der Bauer „nicht merkt“ dass hinten etwas „ungewollt“ offen ist.

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