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Die Trümmerl-Polizei

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Die Gemeinde Bozen will nun ernsthaft ein DNA-Register für alle 6.000 Hunde in der Stadt anlegen. Die Kosten von jeweils 25 Euro für den Test müssen die Hundehalter übernehmen – die gegebenenfalls auch die Strafen von 50 Euro für nicht entsorgte Trümmerl.

Von Thomas Vikoler

Vor kurzem hat der Gemeinderat zwei Stunden lang über Hundekot, DNA-Tests und entlaufene Hunde diskutiert. Am Ende wurde ein von SVP-Gemeinderätin erstunterzeichneter Beschlussantrag genehmigt.

Der Bozner Stadtrat will die dort enthaltene Forderung nun mit überraschend großer Eile umsetzen: Ein DNA-Register für alle 6.000 in der Stadt lebenden Hunde. Gestern wurde Umweltstadträtin Maria Laura Lorenzini beauftragt, ein entsprechendes Pilotprojekt zu starten und Vereinbarungen mit dem Veterinären Dienst des Landes vorzubereiten.

Zwei weitere Südtiroler Gemeinden sollen an dem Pilotprojekt teilnehmen, das Folgendes vorsieht: Alle Hunde müssen zum DNA-Test antreten, die Kosten dafür – 25 Euro – sind vom Hundehalter zu übernehmen.

Die Gen-Registrierung erlaubt den Gemeinden die Identifizierung in verschiedenen Situationen: Etwa wenn ein Hund gestohlen oder ausgesetzt wurde und ihm, was nicht selten vorkommen soll, der bei der ersten veterinären Untersuchung angebrachte Erkennungs-Chip entfernt wird. „Das ist eine besondere Unart von Hundehaltern“, betont Bürgermeister Renzo Caramaschi, der an sich nicht sehr begeistert ist von der geplanten DNA-Identifizierung für die Hunde der Stadt: „Wir haben eigentlich andere, größere Probleme zu bewältigen“.

Doch offenbar gilt es, einen besonderen Wunsch des Koalitionspartners SVP umzusetzen. Auch im Sinne der Stadthygiene, einem Steckenpferd der Volkspartei. Denn das Gen-Register soll es der Umweltpolizei ermöglichen, Hundedreck in den Straßen mittels eines weiteren Gentests einem bestimmten Hund zuzuordnen. Und entsprechend eine Strafe von 50 Euro an die Adresse des Hundehalters auszustellen.

Hundstrümmerl nicht zu entsorgen ist bereits derzeit strafbar, wird aber erfahrungsgemäß nicht geahndet. Es fehlt zumeist er Beweis, welcher Hund sich jeweils erleichtert hat. Mit der Entnahme einer Hundekot-Probe an Ort und Stelle würde die Umweltpolizei gleichzeitig zur Trümmerl-Polizei.

Mit der DNA-Pflicht sollte die Beweisfindung problemlos sein – außer der Hund kommt von auswärts und seine DNA scheint auch anderswo nicht auf.

Einen genauen Zeitplan für die Einführung gibt es bisher nicht, Bürgermeister Renzo Caramaschi rechnet aber bereits jetzt mit negativen Reaktionen seitens der Hundehalter. Immerhin 6.000 potentielle Wählerstimmen.

Es ist dennoch fraglich, ob das Vorhaben tatsächlich umsetzbar ist: Arnold Schuler, der für den Bereich zuständige Landesrat, erklärte jüngst in der TAGESZEITUNG, dass die Hunde-Registrierung sehr zeitaufwändig sei. Bis die DNA aller in Südtirol lebenden Hunde – derzeit an die 40.000 Euro) erfasst sei, würden bis zu 15 Jahre vergehen. „Sollte man angesichts der spärlichen Daten eine DNA-Analyse durchführen, wäre es nur schwer, den Schuldigen zu finden. Dann würde die Verwaltung auf den Kosten sitzenbleiben“, meinte Schuler.

Im konkreten Fall wäre es die Gemeinde Bozen.

Diese verweist man auf die bereits angelaufenen DNA-Hunderegister in Spanien (Malaga, Guadalajara), Frankreich und Nordeuropa.

 

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