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„Ein lautes Hurra“

Anna Vikoler wurde nach ihrem TAGESZEITUNG-Interview aus der Freiheitlichen Partei hinausgeworfen – und ist froh darüber.

Tageszeitung: Frau Vikoler, wie reagieren Sie auf Ihren Rauswurf aus der Freiheitlichen Partei?

Anna Vikoler: Mit einem lauten Hurra! Die Streichung lag ja schon länger in der Luft. Ich konnte dann irgendwann im Tagblatt „Dolomiten“ nachlesen, dass ich nicht mehr Vorstandsmitglied der Freiheitlichen bin. Am Nachmittag rief mich Obmann Andreas Leiter Reber an, um mich — so sagte er wörtlich – „aus Anstandsgründen persönlich über den Vorfall zu informieren“. Ich antwortete ihm, dass ich schon die Zeitung gelesen hätte. Ihm ging es nur darum, sein schönes Gesicht zu wahren.

Der Rauswurf wurde mit Ihrer mangelnden Präsenz bei den Vorstandssitzungen begründet …

Für Handlungen muss man einen Grund angeben. Ich möchte unterstreichen, dass Vorstandsmitglieder kein Sitzungsgeld beziehen. Da die Vorstandssitzungen am selben Tag stattfanden wie die Sitzungen der Schule, an der ich unterrichte, konnten ich nicht immer erscheinen. Deshalb habe ich auch um einen anderen Sitzungstag gebeten. Der Beruf geht vor. Zudem war ich Anfang des Jahres für einen Monat in Österreich im Krankenhaus, darüber war der Obmann genauestens informiert. Wenn ich Ihnen die Anwesenheitsliste bei den Vorstandssitzungen zeigen würde, dann würden Sie feststellen, dass so einige mit ihrer Anwesenheit nicht geglänzt haben. Außerdem ging es bei den Vorstandssitzungen oft um belanglose Dinge und für Palabren habe ich keine Zeit. In Vorstandssitzungen werden Angelegenheiten besprochen, die schlussendlich nicht eingehalten werden, wie zum Beispiel der Sicherheitstag in Sterzing, für den man x Plakate und Flyer gedruckt und den Theatersaal gemietet hat und der schlussendlich zwei Tage vor dem Stattfinden abgesagt werden musste, obwohl man im Vorstand mit Perplexität abgeraten hatte. Die effektive Arbeit hat in den Arbeitsgruppen stattgefunden, bei denen ich zwar nicht immer, aber sehr oft war. Für die Arbeitsgruppen gab es keine Präsenzliste. Bezüglich glänzen möchte ich Ihnen mitteilen, dass der Herr Stocker, der für seine Arbeit einen goldenen Gehalt bezieht, in den fünf Jahren seiner Legislatur, wo er für die Raumordnung zuständig war, in der Gesetzgebungskommission keinen Abänderungsantrag gestellt hat. Er ist zwar unterwegs in der „Heimat“, auf jedem Event anzutreffen und hat eine besondere Vorliebe, seine Nase in jede Privatangelegenheit zu stecken. Ich glaube nicht, dass das zur Arbeit eines Landtagsabgeordneten gehört. Die Eislady Ulli Mair hat in Sizilien geglänzt, während die Landtagskollegen in den Büros geschwitzt haben. Dabei postet sie ein Migrantenschiff, um zu zeigen, dass sie sich auch während ihres Urlaubes mit Politik beschäftigt. Auch sie bezieht ihr goldenes Gehalt. Vielleicht handelt es sich bei ihrem Aufenthalt sogar um Außendienst und Mehrarbeit.

Warum spricht man über mangelnde Leistungen?

Bezüglich Leistung wirft man Roland Tinhauser vor, er hätte in fünf Jahren nichts getan. Nach welchem Messarbeit werden Leistungen der Landtagsabgeordneten gemessen? Wenn man hier eine Leistungsliste erstellen würde, dann würden Roland Tinkhauser und Tamara Oberhofer mit Sicherheit besser abschneiden als ihre Landtagsparteikollegen. Trotzdem hat man die Schlangenlady Kathrin Niederbacher in der Landtagsliste vor ihr gereiht, die auf Facebook Bilder unter dem Schlagwort „Hot and more“ postet. Wenn der Obmann sie verteidigt, indem er sagt, dass Niederbacher jeden Tag früh aufstehe und einen Betrieb mit fünf Angestellten leite, antworte ich: Es gibt in Südtirol sehr viele, die früh aufstehen und Betriebe mit noch viel mehr Angestellten führen, sich deshalb aber nicht nackt auf Facebook zeigen und mit Schlangen tanzen.

Was sagen Sie zu den Vorwürfen gegen Ehrenobmann Pius Leitner?

Der Teufel macht die Töpfe, aber keine Deckel. Es war klar, dass irgendwann alles auffliegen wird. Ich bin jetzt umso glücklicher, mit dieser Grufti-Partei nichts mehr zu tun zu haben. Mal sehen, wie die Partei aus diesem Schlamm herauskommt. Ich gehöre jetzt den wirklichen Freiheitlichen an, im Sinne, dass ich mich von dieser Partei befreit habe. Für meine mutigen Aussagen in der TAGESZEITUNG habe ich von der Bevölkerung viel Zuspruch erhalten, weil endlich jemand die Situation hinter den Kulissen der Freiheitlichen beschreibt.

Interview: Matthias Kofler

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