Abgewatschte Tamara
Tamara Oberhofer hat es gewagt, die Weiß-Stimmen-Kampagne der Freiheitlichen bei den Parlamentswahlen zu kritisieren. Und bekam dafür jetzt vom neuen Führungsduo einen Denkzettel verpasst.
Von Matthias Kofler
Die neue Freiheitlichen-Parteiführung um Obmann Andreas Leiter Reber und Generalsekretär Florian von Ach regiert mit eiserner Hand. Bei der Vorstandssitzung am vergangenen Montag wurde nicht nur Roland Tinkhauser von der Landtagsliste gestrichen, sondern auch seine Kollegin Tamara Oberhofer für ihr – wie die Tageszeitung „Dolomiten“ zu berichten wusste – „indiskretes Verhältnis zu den Medien“ abgewatscht. Der Grund: Die Abgeordnete hatte es gewagt, das Fernbleiben ihrer Partei bei den italienischen Parlamentswahlen in Frage zu stellen (was sich im nachhinein tatsächlich als Fehlentscheidung erweisen sollte, da die Blauen erstmals eine Chance auf einen Sitz in Rom gehabt hätten).
Tamara Oberhofer, die formell gesehen als Parteiobmann-Stellvertreterin weit oben in der Hierarchie stehen würde, vertrat einen klaren Standpunkt: „Als zweitgrößte Partei des Landes müssen wir den Wählern eine Alternative bieten“, sagte Oberhofer damals gegenüber der TAGESZEITUNG. Diese Meinung äußerte die Abgeordnete auch öffentlich. Zudem war sie, wie viele andere in der Partei, mit der von oben verordneten Weiß-Stimmen-Kampagne (hingehen und ungültig wählen) nicht glücklich.
Nachdem die Freiheitlichen aber nicht imstande waren, geeignete Kandidaten für die Parlamentswahlen zu finden – und sich der neue Obmann ohnehin viel lieber auf die Landtagswahlen konzentrieren wollte, war das Thema Rom eigentlich gegessen.
Bis zur Vorstandssitzung am vergangenen Montag!
Die Rekonstruktion des Sitzungsverlaufs gestaltet sich im Nachhinein als äußerst schwierig. Um zu verhindern, dass Details nach außen dringen, mussten die Teilnehmer zu Beginn der Sitzung ihre Handys abgeben. Zudem wurde allen Vorstandsmitgliedern ein Maulkorb auferlegt. Nur der Obmann darf zu den Personalentscheidungen öffentlich Stellung beziehen.
In der Sitzung wurde über alle 35 Kandidaten, die zuvor vom Parteipräsidium auf die Landtagsliste gesetzt worden waren, einzeln und geheim abgestimmt. Nur wer sieben Jastimmen auf sich vereint, durfte auf die Liste. Einige (untere) Parteifunktionäre blieben dabei auf der Strecke. Auch Sigmar Stocker schaffte es nur mit Ach und Krach auf die Liste. Er erreichte lediglich sieben Jastimmen, das Minimum, das notwendig war. „Es gibt nicht wenige, die Stockers politische Fähigkeiten in Frage stellen“, sagt ein Vorstandsmitglied hinter vorgehaltener Hand.
Zum Eklat kam es, als die beiden Stimmzähler das Ergebnis der Abstimmung über die Kandidatur von Tamara Oberhofer bekannt gaben: nur 6 Ja, vier Nein, drei Enthaltungen. Nach Roland Tinkhauser wurde also auch Tamara Oberhofer von der Liste gestrichen. Die meisten Sitzungsteilnehmer waren total verdattert, als sie das Ergebnis hörten. Nur Florian von Ach schien über den Ausgang nicht sonderlich überrascht zu sein.
Offensichtlich ist Tamara Oberhofer für einige ein Störfaktor. Deshalb wollte man ihr einen Denkzettel verpassen. Doch so weit zu gehen, neben Roland Tinkhauser nun auch die Parteivize von der Liste zu streichen, wollte man dann doch nicht gehen.
Tamara Oberhofer verließ den Sitzungssaal. Als sie nach einiger Zeit wieder in die Runde zurückkam, teilte ihr der Obmann mit, dass sie nun doch zu den Landtagswahlen antreten dürfe. Sie habe schließlich mehr Ja- als Neinstimmen erreicht. In der Tageszeitung „Dolomiten“ konnte Tamara Oberhofer dann die Gründe für ihr schlechtes Ergebnis nachlesen: Sie habe sich gegenüber den Medien „indiskret“ verhalten. Ein Einschüchterungsmanöver, das Wirkung zeigt. Oberhofer will sich zu ihrer Beinahe-Ausbootung nicht äußern.
Kommentare (37)
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