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Die Abo-Falle

Netzwerk-Anbieter und Webseiten sorgen seit kurzem mit einer neuen Masche für Ärger bei den Verbrauchern: Dienste, die man nicht aktiviert hat, werden trotzdem abonniert – und kosten viel Geld. Wie man sich davor schützen kann.

von Markus Rufin

Immer wieder machen Nachrichten über neue Maschen von Mobilfunknetz-Anbieter die Runde, um Geld von den Kunden zu bekommen.  Doch die Anbieter scheinen sich nicht klein kriegen zu lassen, wie eine Masche zeigt, die derzeit für Aufregung sorgt.

Der Verbraucher beziehungsweise Kunde erhält dabei eine SMS mit folgendem Inhalt:

„Abonnamento attivato. Costo 5E a settimana.“

Das heißt, ein Dienst wird aktiviert, der fünf Euro pro Woche kostet. Das Brisante daran: Der Verbraucher aktiviert diesen Dienst nicht selbst. Er wird nur über die SMS darüber informiert, dass der Dienst aktiv ist.

Oft kommt es dabei vor, dass man die SMS nicht weiter beachtet, weil man dahinter irgendein Werbeangebot vermutet. Sollte das passieren, wird innerhalb kürzester Zeit das Geld abgezogen. Erst wenn das Guthaben auf dem Handy aufgebraucht ist, wird der Dienst vorübergehend aktiviert. Sollte die Abzocke dann noch immer nicht bemerkt worden wein, zieht der Dienst wie ein Parasit weiter das Geld ab.

Meist handelt es sich bei den Diensten, die man unabsichtlich abonniert, um Webseiten, die Musik, Videos, Horoskope, Spiele oder ähnliches anbieten. Von alleine würde man die Dienste aber nicht benutzen. Die Kosten für diesen Dienst sind entweder fünf Euro in der Woche oder ein Euro am Tag.

Es handelt sich hierbei um eine dreiste Abzocke, die aber nicht neu ist, bestätigt Simone Romani, von der Verbraucherzentrale: „Vor drei Jahren mussten wir viele solcher Fälle behandeln. Glücklicherweise war es einige Zeit lang ruhig, aber in den letzten Wochen müssen wir wieder öfter einschreiten“.

Romani betont zwar, dass man einen Anstieg dieser Abo-Fallen zwar nicht eindeutig belegen könne, aber zumindest beschäftigt man sich in der Verbraucherzentrale häufiger damit.

Wenn man einmal darauf gekommen ist, ist die Deaktivierung dieser Dienste glücklicherweise recht einfach. Denn in der eingangs erwähnten SMS wird auch sofort gesagt, wie man den Dienst deaktivieren kann. Dazu muss man nur die angegebene Nummer anrufen und den Anweisungen folgen.

Allerdings ist man nach der Deaktivierung eines Dienstes nicht endgültig vor den lästigen Abzügen geschützt. Immer wieder kann sich ein neues Abonnement aktivieren. Hier empfiehlt die Romani, ein Gespräch mit dem Anbieter: „Man sollte beim Anbieter eine Reklamation einreichen. Zudem soll der Anbieter eine Sperre für solche Abonnements aktivieren.“ Zwar versprechen auch diverse Apps einen Schutz, allerdings glaubt Romani nicht, dass diese helfen.

Aber wie funktioniert diese Abzock-Falle?

Wenn ein Verbraucher mit seinem Handy irgendwo surft, kommt es häufig vor, dass er unabsichtlich ein Pop-Up oder eine Werbung anklickt, die einen Dienst anbieten. Bei normalen Abonnements müsste die explizite Frage kommen, ob der Kunde den Dienst aktivieren will. Sollte der Kunde dem nicht zustimmen, aktiviert sich der Dienst auch nicht. „Auf diversen Webseiten reicht aber der Klick auf das Werbe-Banner für die Aktivierung. Der Dienst wird ohne Zustimmung aktiviert“, erklärt Romani.

Der Experte vermutet, dass Mobilfunk-Anbieter und Webseite zusammenarbeiten: „Zwar aktiviert nicht der Anbieter selbst den Dienst, aber es ist offensichtlich, dass auch er etwas dazuverdient.“

Dennoch wurden in Vergangenheit die Anbieter für solche Vorgehen bestraft. „Der Anbieter müsste von sich aus solche Dienste blockieren. Es sollte nicht nötig sein, dass der Kunde selbst aktiv werden muss“, so Romani. Auch die Weiterführung des Dienstes sei laut Romani nicht vertretbar.

Glücklicherweise kann ein Verbraucher auch das Geld zurückverlangen. „Man kann eine Reklamation einreichen und auch eine Schlichtung anstreben. Sollte der Dienst erst vor kurzer Zeit aktiviert worden sein, hat der Verbraucher gute Chancen, das abgezogene Geld wiederzubekommen“, erläutert der Telefon-Experte bei der Verbraucherzentrale. Allerdings sollte man trotzdem in Anbetracht der steigenden Fälle einige Vorsichtsmaßnahmen treffen: „Man sollte nicht zu viel Guthaben auf dem Handy haben, sodass es sofort auffällt, wenn viel Geld innerhalb kurzer Zeit abgezogen wird. Ansonsten steckt man schnell in einem Schlamassel.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (6)

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  • pat

    Für jeden Furz gibts ein Gesetz, aber man schafft es nicht dieser Abzocke den Gar auszumachen???
    Telefongesellschaften könnten mindestens diese Abonummern von vornherein bereits blocken und erst auf Anfrage des Kunden aktivieren, anstatt umgekehrt, da sie ja sonst schon genug abzocken. Aber Hausverstand ist halt mangelware heutzutage….

  • sabine

    ist mir auch passiert, eine bodenlose Frechheit, dass ich etwas deaktieren muss, wofür kein Konsens besteht bzw. nie bestanden hat. Sowas kann nie und nimmer gesetzeskonform sein.

    Bei TIM reicht ein SMS mit dem Inhalt: disattivazione servizi VAS; Aufs Geld zurück hab ich allerdings verzichtet, zu umständlich……

  • prof

    Inzwischen sind die Netzwerk-Anbieter schlimmer als normale Diebe, sie zocken angeblich legal Geld ab.

  • postfackisch

    Ist mir auch schon mit einer komplett neuen Sim passiert, ohne jemals mit der neuen Sim online gegangen zu sein. Normalerweise blockiere ich die Sim servizi a valore aggiunto immer gleich per Anruf beim Provider; aber bevor die Sim nicht aktiv ist geht das leider nicht.
    Für alle Geschädigent man kann beim Kommunikationsbeirat in Bozen gratis eine Schlichtung mit dem jeweiligen Provider beantragen und hat meistens bekommt man auch was zurück.

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