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Riese aus Beton

Am Pflegplatz in Innichen entsteht gerade ein neuer Musikpavillon – der moderne, kubische Bau aus Sichtbeton sorgt im Dorf vor allem für Empörung.

von Silke Hinterwaldner

„Das eine ist“, sagt Rosmarie Burgmann, „ein Modell in Augenschein zu nehmen. Aber als ich gesehen habe, wie das Gebäude tatsächlich in die Höhe wächst, war es auch für mich ein Aha-Erlebnis.“

Damit steht die Bürgermeisterin von Innichen ganz bestimmt nicht alleine da. Seit am Pflegplatz gebaut wird, verfolgen die meisten mit großem Erstaunen, was da vor sich geht. Aber der Reihe nach: Im Rahmen der Jubiläumsfeier 2019 wird dieser zentrale Platz zwischen Michaelskirche und Senfter Platzl umgestaltet. Ziel sollte es sein, die Flächen besser zu gliedern, eine klare Formensprache zu erhalten und eine Verbindung zum Zentrum herzustellen. Aus einem Architekturwettbewerb ging ein Siegerprojekt hervor, das nun umgesetzt wird.

Alles schön und gut. Aber spätestens als die Bagger anrückten, um den alten Pavillon und das Grün rundherum zu entfernten, machten in Innichen viele große Augen. Plötzlich hatte man hier einen großen Platz mit freier Sicht auf die Michaelskirche. Aber diese Freude währte nur kurz. Als die Bauarbeiten für den neuen Pavillon begannen, bemerkte man in der Marktgemeinde, dass dieser kubische, moderne Bau aus Beton ein mächtiges Gebilde werden würde. Als es immer weiter in die Höhe wuchs, schlugen viele die Hände über dem Kopf zusammen: Seitdem beherrscht die Frage, ob der Bau die richtige Entscheidung für den Pflegplatz war, die Diskussion im Dorf. Der Tenor ist dabei eindeutig: zu groß, zu hoch, zu kalt, zu massiv.

„Das Gebäude ist ganz bestimmt gewöhnungsbedürftig“, sagt Bürgermeisterin Burgmann, „aber jetzt müssen wir zuallererst fertig bauen lassen, dann erst kann man einen richtigen Eindruck gewinnen.“ Aber ihr ist durchaus bewusst, dass diese Diskussionen die Gemeinde noch sehr lange beschäftigen werden.

Nicht nur sie selbst, auch die Kollegen im Ausschuss und im Gemeinderat werden ständig auf die Neugestaltung am Pflegplatz angesprochen: Manche machen dies höflich und suchen sachlich das Gespräch. Andere wiederum lassen ihrem Ärger und ihrer Empörung freien Lauf.

„Freilich“, sagt die Bürgermeisterin, „wäre es schön gewesen, den Platz leer zu lassen. Aber wir brauchen einen Pavillon in zentraler Lage. Da gibt es nichts zu rütteln.“ Aus Sicht der Städteplaner erfüllt das neue Gebäude auch sonst noch Aufgaben: Es teilt die gesamte Zone klar in zwei Bereiche, es vergrößert die Fußgängerzone vom Zentrum hin zum Senfter Platzl, es stellt den großen Bauvolumina am Platz ein Äquivalent gegenüber und schafft eine Abgrenzung in Richtung Sextner Straße.

Bevor jetzt im Sommer die Touristenmassen anrollen, werden die Bauarbeiten eingestellt, im Herbst geht es dann wieder weiter. In Innichen wartet man gespannt darauf, wie die – vornehmlich italienischen – Gäste den Betonbau bewerten werden. Ein bisschen hat man Angst davor.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

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  • george

    Wieso wird hier vornehmlich über Innichen negativ hergezogen? Etwa weil dort eine Bürgerlisten-Bürgermeisterin Regie führt und die SVPler dauernd daran kratzen müssen? Überall dort, wo SVP-Bürgermeister regieren, wird hier wenig oder kaum geschrieben und schon gar nicht, wenn etwas Negatives zu berichten wäre. Das gehört auch zum System-Südtirol, wo nur eine Partei das Sagen haben will.

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