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„Ausgelöschte Italiener“

Michaela Biancofiore

Die FI-Kammerabgeordnete Michaela Biancofiore vergleicht die Roma-Volkszählung mit dem Proporzsystem in Südtirol. Und bringt damit die SVP in Rage.

von Markus Rufin 

Die Ankündigung vom Innenminister Matteo Salvini, eine Roma-Volkszählung durchzuführen, sorgte auch hierzulande für Aufsehen. Besonders die Äußerung von der Kammerabgeordneten von Forza Italia, Michaela Biancofiore, sorgte für Gesprächsstoff.

Sie verglich die angekündigte Zählung mit dem Proporzsystem in Südtirol. „Das Proporz-System in Südtirol sorgt dafür, dass die Italiener, die nach 1918 nach Südtirol kamen, zurückgedrängt und ausgelöscht werden.“

Ihrer Meinung nach sorge der ethnische Proporz dafür, dass zwischen deutschen und italienischen Kindern beispielsweise eine regelrechte Mauer aufgezogen werde. Im Gegensatz dazu erkenne man aber Roma nicht an.

Die Autonomie brauche daher dringend eine Reform, da die italienische Sprachgruppe in Südtirol unterdrückt werde. Sie sei die einzige, die gegen den Proporz kämpfe.

Anlass zu dieser Äußerung war eine Kritik des PD, der die Roma-Volkszählung, als „leicht rassistisch“ bezeichnete. Biancofiore wollte damit klar machen, dass es ein solches rassistisches System bereits gebe.

Es dauerte nicht lange, da kamen auch schon die ersten Reaktionen. SVP-Obmann Philipp Achammer und Landeshauptmann Arno Kompatscher bezeichneten die Aussagen als „völlig unangemessen und deplatziert“. Biancofiore verstehe rein gar nichts von Südtirol und greife das Land zum wiederholten Male an, ärgert sich Achammer in einer Aussendung.

Das Proporzsystem sei „eine der wesentlichen Voraussetzungen für das friedliche Zusammenleben in Südtirol“. Salvinis Vorhaben dagegen „völlig unannehmbar“, so Achammer: „Es ist kein Wunder, dass ihr ein Parlamentssitz außerhalb von Südtirol zugeschanzt werden musste.“

Sepp Noggler und Stefan Premstaller

Kompatscher entgegnet auf Biancofiores Aussagen: „In Bezug auf die europäischen Werte war und bleibt Südtirol Vorreiter. Nur durch die hervorragende Arbeit unserer Vorfahren und den Kampf für die Autonomie ist es gelungen, ein System zu schaffen, das für Frieden und Zusammenhalt sorgt.“

Achammer greift Biancofiore gar persönlich an: Sicher nicht die Autonomie oder das Proporzsystem, eine der wesentlichen Säulen der Autonomie, sorgen für eine Spaltung innerhalb der Südtiroler Bevölkerung, sondern inhaltslose, falsche und vollkommen überzogene Aussagen einer Michaela Biancofiore.“

Auch bei der Jungen Generation der SVP sorgten Biancofiores Aussagen für Ärger. „Diese Aussagen stellen eine bodenlose Frechheit dar und sind an Peinlichkeit und Inkompetenz nicht zu überbieten“, so Stefan Premstaller, Vorsitzende der JG.

Sie habe nun ihr wahres Gesicht gezeigt, nachdem sie sich im Wahlkampf als „Blume des Landes“ bezeichnete und ihre Liebe und ihren Respekt zu Südtirol offenbarte, sagt die JG-Spitze. Biancofiore sei eine der überflüssigsten Politikerinnen Italiens.

Harte Worte von der SVP-Spitze an Biancofiore.

Doch die FI-Abgeordnete bleibt gelassen: „Ich habe nichts als die Wahrheit gesagt. Die Aussendung der SVP hat schon etwas ironisches, denn ganz Italien hat bereits verstanden, was in Südtirol seit 1972 passiert. Ich kann jedenfalls nur darüber lachen.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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