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„Hervorragende Voraussetzungen“

SVP-Vizeobmann Karl Zeller verteidigt die Beauftragung von Francesca Puglisi zur Autonomie-Botschafterin – und liest Fraktionssprecher Oswald Schiefer die Leviten.

Tageszeitung: Herr Zeller, haben Sie die Beauftragung von Francesca Puglisi eingefädelt?

Karl Zeller: Nein, ganz bestimmt nicht! Ich bin pensionierter Ex-Parlamentarier und habe von dieser Ausschreibung nichts gewusst.

Die Personalie „Puglisi“ hat italienweit für große Polemiken gesorgt. Zu recht?

Ich habe schon vor Jahren auf den akuten Personalmangel in der Außenstelle des Landes hingewiesen. Die Außenstelle in Rom musste immer wieder auf Juristen unserer parlamentarischen Fraktion zurückgreifen, um die Aufgaben zu bewältigen. Das Land muss sich ein Beispiel am Trentino nehmen und hier dringend aufrüsten, am besten mit Mitarbeitern, die vor Ort arbeiten und verstehen, wie die Italiener denken. Die Italiener sind anders wie wir. Francesca Puglisi hat als ehemalige Parlamentarierin hervorragende Voraussetzungen. Sie kann – im Gegensatz zu Nicht-Mandataren – überall im Parlament ein- und ausgehen, ist sehr gut ausgebildet und extrem fleißig.

Sie ist aber auch ehemalige PD-Senatorin …

Wenn ihr einziger Makel darin besteht, ehemalige PD-Senatorin zu sein, dann frage ich mich schon: Will man von den Abgeordneten nun auch noch verlangen, dass sie nach dem Ausscheiden aus der Politik an keiner öffentlichen Ausschreibung mehr teilnehmen dürfen? Auch Politiker haben eine Würde. Jeder, der die Voraussetzungen erfüllt, konnte am Wettbewerb teilnehmen – die Stelle wurde sicher nicht für Frau Puglisi geschaffen. Ich jedenfalls würde mich freuen, wenn sie die Stelle annimmt.

Neben ihrer PD-Mitgliedschaft ist Puglisi auch die Ex-Lebensgefährtin des PD-Senators Gianclaudio Bressa. Eine schiefe Optik?

Das ist natürlich eine Todsünde, die man unbedingt unter Strafe stellen muss. Wenn alle meine ehemaligen Lebensgefährtinnen an keiner Ausschreibung mehr teilnehmen dürfen, dann hätten viele heute keine Arbeit.

Kritik an der Beauftragung kommt nicht nur aus der Opposition, sondern auch aus den Reihen der SVP …

Ja, es ist wirklich eine kuriose Konstellation, wenn der Fraktionssprecher der SVP die Rolle des Oppositionsführers übernimmt. Ich war selbst jahrelang Fraktionssprecher und weiß daher: Ein Fraktionssprecher hat seine Zunge doppelt im Zaum zu halten. Hier wurde krampfhaft versucht, Landtagswahlkampf zu betreiben, womit aber Partei und Fraktion beschädigt wurden. Vielleicht gehöre ich noch der alten Schule an. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass sich ein Fraktionssprecher anders zu benehmen hat.

Soll die Landesregierung den Beschluss zurücknehmen?

Wenn man zum Schaden auch noch den Spott haben will, dann soll man den Beschluss zurücknehmen und sagen: Ja, das war ein Fehler! Obwohl es eine völlig transparente Ausschreibung war, würde man der Opposition den Beweis liefern, dass hier falsch gehandelt wurde.

Interview: Matthias Kofler

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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