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„Stautirol“

„Die Landesregierung fährt verkehrstechnisch voll gegen die Wand“, meint HGV-Vizepräsident Gottfried Schgaguler. Bald werde Südtirol als Stautirol bekannt.

von Heinrich Schwarz

Als der Kammerrat der Handelskammer am Mittwoch tagte, um den Handelskammer-Präsidenten zu wählen (Michl Ebner wurde bestätigt), kam unter den fast 50 Wirtschaftsvertretern auch das Thema Verkehr zur Sprache.

Es war Gottfried Schgaguler, Vizepräsident des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV), der sich lautstark zu Wort meldete. Der Hotelier aus Kastelruth war am Mittwoch besonders verärgert, weil er am Nachmittag auf dem Weg zur Sitzung nach Bozen kaum vom Fleck kam. „Zwischen Waidbruck und Bozen war die Straße sechsmal überfüllt“, so Schgaguler.

Er sagte: „Die Erreichbarkeit Südtirols verschlechtert sich zunehmend. Bald werden wir noch bekannt als Stautirol.“

Der HGV-Funktionär wirft der Politik „Verlogenheit“ vor. Den Verkehr mit kleinen Maßnahmen regeln zu können, sei schon lange nicht mehr möglich. „Die Landesregierung fährt verkehrstechnisch voll gegen die Wand“, urteilt Gottfried Schgaguler.

Er richtete an die Präsidentschaftskandidaten Michl Ebner und Walter Amort vor der Wahl die Frage, wie sie das Verkehrsproblem in Südtirol lösen würden.

Michl Ebner: „Bislang gibt es nur Absichtserklärungen und keine konkreten Maßnahmen. Es braucht ja schon viele Jahre, auf der Autobahn die dynamische dritte Spur umzusetzen. Auch weitere Maßnahmen für flüssigeren Verkehr fehlen, weshalb an der Mautstelle Sterzing nach Süden weniger Fahrzeuge durchgelassen werden. Und die Blockabfertigung sorgt nur für eine Verlagerung der Probleme auf die Nachbarländer.“

Man dürfe sich nicht nur an den BBT festklammern, meinte Ebner, denn bis zur Inbetriebnahme dauere es noch zehn Jahre. „Im Eisacktal ist eine dritte Spur nicht möglich, aber man muss den Verkehr anders regeln. Es geht nicht, dass man nur mit Verboten arbeitet. Wir haben heute etwa ein sektorales Fahrverbot, ein Nacht- und Feiertags-Fahrverbot sowie die Blockabfertigung“, erklärte Ebner.

Er betonte zudem: „Es wird auch nichts bringen, nur die Lkw-Maut anzugleichen, denn mit dem günstigen Diesel hat die kurze Wegstrecke in Nordtirol weiterhini eine hohe Attraktivität. Und man sollte sich weniger auf Eisenbahnprojekte wie Cortina und Schweiz konzentrieren, die zwar interessant sind, aber nicht in der unmittelbaren Möglichkeit der Realisierung sind und deshalb die Staus auf der Autobahn sowie auf den Staats- und Landesstraßen nicht lösen.“

Walter Amort nannte zwei konkrete Punkte. Im Pustertal brauche es eine durchgehende Straße ohne Ampeln und Ortsdurchquerungen. Und: „Wenn A22-Geschäftsführer Walter Pardatscher sagt, bei hohem Verkehrsaufkommen sorge eine niedrigere Höchstgeschwindigkeit für flüssigeren Verkehr, dann sollte man entlang der Autobahn Überbauungen mit Anzeigetafeln errichten, wo draufsteht, wie schnell man fahren soll, um die Autos so schnell wie möglich nach Norden und Süden zu bringen. Die Autos Richtung Süden mit einer Blockade bei der Mautstelle Sterzing auszusperren, ist nicht die Lösung.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (28)

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  • andreas

    Der Vertreter eines Verbandes, deren Mitglieder primär für das Mehr an Verkehr verantwortlich sind, hat also den Schuldigen gefunden, interessant.
    Gibt es von Seiten des HGV eigentlich einen Shuttle Service zu den Flughäfen Verona, IBK, München oder zum Bahnhof Bozen und wird das von den Mitgliedern beworben, um den Verkehr etwas zu reduzieren?

    Wenn nicht, was jammert Schgaguler rum, wenn sie selbst nicht mal etwas dagegen unternehmen?

  • criticus

    Was heißt hier Erreichbarkeit? Südtirol ist erreichbar, nur in Südtirol hat man es verschlafen die Straßen so zu gestalten, dass der Verkehr flüssiger läuft.
    z.B. das Teilstück Kreuzung Sinich-Schenna bis Einfahrt Mebo. Sage und schreibe 5 Ampeln auf gut einem Kilometer. Natürlich nicht abgestimmt. Wie soll da der Verkehr aus dem neugebauten Turbokreisel bei der Meboausfahrt vom Fleck kommen? Man hätte längst schon mehrere Kreisverkehre und eine Unterführung in Sinich und bei der Firma Memc bauen sollen. Was geschieht? Gar nichts, Meran schläft und wartet mit der Ausrede auf den Küchelbergtunnel. Das ist das Problem Herr Ebner! Man kommt auf Südtirols Straßen nicht mehr weiter!

  • george

    Genau die HGV-ler u. a. Wirtschaftler sind die Haupt-Verursacher des Stauverkehrs und schimpfen nur über andere, selber tun sie nichts dafür. Sie fahren z. B. immer noch mit dem eigenen Auto (und womöglich noch einzeln) nach Bozen oder anderswohin zu Sitzungen, anstatt mit den „Öffis“ zu fahren. Kehrt endlich einmal vor der eigenen Türe, da hättet ihr zu schaffen für und für.

  • sepp

    des mocht der ebner schun er isch jo die Erneuerung wie i vor einiger zeit in der Tageszeitung gilesen hon

  • george

    ‚verwahnterbruader‘, auf solcher „Verwahnte“ mit so einer Einstellung können wir gerne verzichten. Die Nordtiroler machen es schon richtig und tun mindestens etwas gegen diesen Wahnsinn. Ihr, wie ‚verwahnterbruader‘ werdet das nie verstehen, wenn ihr nicht dazu gezwungen werdet.

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