Du befindest dich hier: Home » Südtirol » Verprügelte Lehrer

Verprügelte Lehrer

Arnold Tribus

Es kommt immer öfter vor, dass nicht nur ungezogene Lümmel auf ihre Lehrer losgehen, sondern auch Eltern ins Klassenzimmer stürmen und den Lehrer verprügeln.

von Arnold Tribus

Wer die gesamtstaatlichen Tageszeitungen durchblättert, der wird fast täglich auf die Nachricht aus einer Schule der Republik stoßen, in der berichtet wird, dass ein Lehrer bzw. eine Lehrerin von einem Schüler verprügelt oder bedroht wurde.

Und es kommt auch immer öfters vor, dass nicht nur ungezogene Lümmel auf ihre Lehrer losgehen, sondern auch Eltern, die in Klassenzimmer stürmen und den Lehrer verprügeln, weil ihr armes Kind vom Lehrer ungerecht behandelt wurde, ermahnt, der aber eine zu tiefe Note erhalten hat.

Und so kommt eben der starke, aber zweifelsohne dumme Vater dem halbstarken Sohn zu Hilfe und versetzt dem sprachlosen, verdatterten und hilflosen Lehrer eine Ohrfeige oder einen Kinnhaken und verlässt dann unter Flüchen das Schulgebäude wieder. Die Nachrichten von den prügelnden Eltern erschüttern mich noch mehr als jene über SchülerInnen, die die Hand gegen ihre Lehrer erheben oder ihnen Gegenstände entgegenschleudern, wie neulich in Mittelitalien, wo ein Mittelschüler dem Lehrer, der es gewagt hatte, ihn zu ermahnen, weil der pausenlos gestört hatte und er ihn deshalb ins Klassenregister eingetragen hatte, einen Stuhl entgegenschleuderte.

Wenn sich aber Eltern zu Gewalttaten gegen Lehrer hinreißen lassen, dann darf man sich nicht wundern, wenn auch ihre Kinder ohne Scham ihre Lehrer angreifen. Und sie fühlen sich dazu noch als Helden, spielen sich auf, brüsten sich, denn meistens werden diese Szenen der Gewalt von einem Mitschüler gefilmt und ins Netz gestellt, was wohl bedeutet, dass es weder eine Schamgrenze noch ein Schuldbewusstsein gibt.

Neben der physischen Gewalt sind Lehrer auch Opfer von Cyber-Mobbing. Immer häufiger filmen Schüler ihre Lehrer mit der Handy-Kamera und stellen die Filme ins Internet. Gefilmt werden reale oder gezielt provozierte Wutausbrüche der Lehrer oder einfach wenig vorteilhafte Posen.

Diese Schüler wissen, dass sie von ihren Eltern geschützt werden, sie wissen, dass die Eltern die Lehrer verachten, dass sie ihnen keinen Respekt entgegenbringen und dass sie grundsätzlich von ihren Eltern verteidigt werden, wenn sie vom Lehrer meistens zu recht gemaßregelt werden.

Da werden Lehrer systematisch eingeschüchtert und bedroht, immer dann, wenn die Lehrer einem Schüler eine schlechte Note geben, wird diese als ungerecht empfunden und der Schüler weiß, dass die Mutter beim Lehrer vorsprechen wird, um gegen die vermeintliche Ungerechtigkeit zu protestieren.

Oder aber der Schüler sorgt selbst dafür, dass aus einem Fünfer ein Sechser wird, wie neulich in einer Schule in Foggia, wo der Student den Lehrer verprügelt und eine positive Note gefordert hat.

Wie reagieren die Lehrer?

In den meisten Fällen versuchen die eingeschüchterten Lehrer sich zu arrangieren, sie wollen Vorfälle nicht an die große Glocke hängen, auch weil sie in vielen Fällen nicht mit der Solidarität des Direktors rechnen können, weil dieser die pädagogischen Fähigkeiten des Lehrers anzweifeln könnte nach dem Motto: Warum passiert das gerade bei Ihnen und bei anderen nicht? Wenn es ganz wild hergeht, wird der Fall angezeigt, Lehrer müssen verarztet werden und nur diese Fälle kommen in die Presse.

Ob es bei uns auch so was gibt? Problemschüler gibt es viele, sagt mir eine Lehrerin. Es gibt Formen von psychologischer Gewalt gegen Lehrer und viele Lehrer reagieren darauf, indem sie ganz einfach auf verbale Gewalt und Bedrohungen nicht reagieren und lieber nicht streng sind und keine negativen Noten geben, damit sie ihre Ruhe haben.

Vorbei die Zeiten, als die Lehrer von den Eltern tatkräftig unterstützt wurden. Wenn wir eine Strafe bekamen oder einen Fünfer, dann hatte der Lehrer immer Recht und es gab, wenn schon, eine Ohrfeige dazu. Die Autorität der Lehrer und die Disziplin der Schüler müssen gestärkt werden.

Doch wie soll das gelingen?

Klare Regeln, klare Konsequenzen bei Verstößen, mehr Höflichkeit.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (57)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • unglaublich

    Die Schule hat in den letzten Jahren durch eine total verfehlte Schulpolitik viel an Ansehen und Respekt verloren. Die Übergriffe auf LehrerInnen und das respektlose Verhalten gegenüber Schule ist ein Produkt davon. Wenn in der Grund- und Mittelschule das „Sitzenbleiben“ defacto abgeschafft wurde, ohne den Lehrern einen Ersatz für Konsequenzen von Faulheit, Leistungsunwillen und Frechheit zu geben, dann ist alles gesagt.
    Mit Schlagwörtern wie Individualisierung, Personalisierung oder Differenzierung legitimiert man das „Nichtstun“. Die vielleicht gut gemeinte Kuschelpädagogik ist nicht das, was Kinder brauchen, um im Leben zu bestehen.

    • george

      Das kann ich mit unterschreiben. Individualisierung, Personalisierung oder Differenzierung können gut sein, wenn sie nicht nur anstelle von Faulheit und Boykott des Lehrens und Lernens treten sollen, sondern einer wirklich notwendigen und angenommenen Hilfestellung dienen.

  • giftzwerg

    Gut erkannt rota.
    Außerdem ein höchst einseitiger Bericht, denn wenn Lehrer meine Kinder so behandeln würden, wie sie mich behandelt haben, dann wäre ich auch sehr ungehalten. Und wenn mich jemand verurteilen will, weil ich jemanden eine Fahrkarte in einen Sanitätsbetrieb besorge, der zuvor Kinder schlägt, ihnen die Haare ausreißt, sie mobbt und demütigt, dann kann ich damit auch leben…
    P.s. Hut ab vor den Lehrpersonen, die bei den Kindern immer wieder mit Hingabe und Feingefühl vorgehen!

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen