Du befindest dich hier: Home » Politik » Schlag und Gegenschlag

Schlag und Gegenschlag

Foto: Leo Angerer

Der Eisacktaler SVP-Bezirksobmann Herbert Dorfmann kritisiert die Blockabfertigung bei Kufstein. Fritz Gurgiser, Obmann des Transitforums, weist ihn dafür zurecht – und versetzt ihm einige Nadelstiche.

von Markus Rufin

Am Freitag sorgte der EU-Parlamentarier und Brixner SVP-Bezirksobmann Herbert Dorfmann mit einer Aussendung für Aufmerksamkeit. Der sonst bei dieser Thematik eher zurückhaltende Dorfmann kritisierte den Lkw-Stau auf der Autobahn am Donnerstag und machte die Blockabfertigung in Kufstein dafür zum größten Teil verantwortlich.

Von Anfang an: Am Donnerstagnachmittag stauten sich die Lkw zeitweise von Sterzing bis nach Bozen. Ein „untragbarer Zustand“, meint der EU-Parlamentarier. Obwohl am späten Vormittag ein schwerer Verkehrsunfall für größere Verzögerungen sorgte, sieht Dorfmann die Schuld für diesen kilometerlangen Stau bei der Blockabfertigung: „Es kann nicht sein, dass nach einer Blockabfertigung alle aufgestauten Lkw gleichzeitig losfahren und sich dann im Eisacktal, wo die Autobahn am engsten wird, wieder stauen.“

Dorfmann befürchtet, dass sich der Stau vom Donnerstag nach jeder Blockabfertigung wiederholt. Daher müsse man auch am Brenner diese Maßnahme durchsetzen, „um nur so viele Fahrzeuge weiterfahren zu lassen, wie der Wipptaler und Eisacktaler Abschnitt der Brennerautobahn schlucken kann“, so der EU-Parlamentarier.

Kritik übt Dorfmann auch in Richtung eigener Partei: „Es ist geradezu grotesk, den Eisacktaler Bürgern Diesel-Fahrverbote anzudrohen und gleichzeitig mit ansehen zu müssen, dass aufgrund nicht abgestimmter Verkehrsmaßnahmen hunderte von Lkw stehen.“ Die Eisacktaler werden den Verkehrszuwachs laut Dorfmann jedenfalls nicht akzeptieren.

Es dauerte nicht lange, da kam auch schon die erste Reaktion auf die Kritik des Brixner SVP-Bezirksobmannes. Fritz Gurgiser, Obmann des Transitforums Austria-Tirol, ließ die Provokation nicht auf sich sitzen und feuerte in gewohnt ausdrucksstarker Manier in einer Aussendung zurück.

Gurgiser bezeichnet die Meldung als abenteuerlich und als zu spät verfassten Aprilscherz. Zudem merke man, dass in Südtirol bald Wahlen anstehen, da sich Dorfmann „nahezu eine ganze Periode in vornehmes Schweigen“ zum Thema („vor allem selbst verschuldet“, meint Gurgiser) gehüllt habe.

Die Blockabfertigung an der Staatsgrenze Kufstein dient laut Gurgiser dazu, „die Sicherheit, Leichtigkeit und Flüssigkeit des Verkehrs aufrecht zu halten“. Davon profitiere auch die Bevölkerung entlang der A22, denn: „Je weniger in der Stunde in Kufstein einreisen, umso weniger queren im Transit auch den Brenner.“

Der Transit-Papst lässt es aber nicht bei einer einfachen Stellungnahme bleiben, sondern versetzt Dorfmann noch ein paar Nadelstiche und gibt ihm einige „Empfehlungen“ auf den Weg: „Der gute Herr EU-Abgeordnete soll sich persönlich kundig machen, was es mit der ganz normalen Maßnahme Blockabfertigung auf sich hat.“

Zudem solle Dorfmann „längst überfällige Maßnahmen einfordern“. Dazu zählt Gurgiser die Erhöhung der Maut auf Tiroler und Schweizer Niveau, ein Lkw-Nachtfahrverbot, strenge Kontrollen der Bedingungen der internationalen Transitfahrer und Tempolimits für Pkw, Lkw und Busse.

„Diese vier Maßnahmen reichen schon aus, um die Transitlawine zu reduzieren“, meint Fritz Gurgiser. Ein Dosiersystem am Brenner Richtung Süden bringe in der Sache gar nichts.

„Mit der Umsetzung der Maßnahmen würde Dorfmann zudem die Landespolitik im Norden und das Transitforum Austria unterstützen. Somit wäre die einheitliche Verkehrspolitik gewährleistet“, so Gurgiser.

Mit dem Post Skriptum setzt er aber noch mal einen drauf. Er bittet die Medien, „milde“ mit Herbert Dorfmann zu sein, da er „vielleicht er nur zu lange den Brüsseler Wirren ausgesetzt war“. Der freie Güterverkehr über den Brenner werde Schritt für Schritt abgedreht.

Zum Abschluss unterstreicht Fritz Gurgiser, dass Transitlawinen grundsätzlich „von Narren ausgelöst werden, die nicht imstande sind, die Prioritäten richtig zu reihen“.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (39)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • criticus

    Bravo Herr Gurgiser! Ja wir haben heuer Wahlen und jetzt übertrumpfen die lästigen Politiker sich leider schon mit ihren selbsgebastelten Weisheiten. Noch bis zum Herbst und dann wird wieder weitergeschlafen.

  • jennylein

    Sobald es den ersten Toten aufgrund dieser vollkommen absurden und populistischen österreichischen Massnahme gibt, wird vielleicht auch Herr Gurgieser das Ganze etwas anders sehen. Wer mal an dieser wirklich unglaublichen Kolonne vorbeigefahren ist, der wundert sich, dass es bis heute noch keinen tödlichen Unfall gegeben hat. Im Vorjahr bei den Asphaltierungsarbeiten zwischen Ala und Affi gab es, bei ähnlicher Verkehrsituation, zwei Tote und einen Schwerverletzten innerhalb weniger Wochen.

    Nun werden ein paar ganz Schlaue meinen, das ist ja auf italienischer Seite… Ja super. Die Österreicher machen einfach an einer einzigen Stelle zu und um die daraus entstehende Scheiße kann sich die A22 mit Verkehrspolizei kümmern. Schaut euch das mal an. Da stehen dutzende Beamte in Bozen Süd und an allen anderen Einfahrten schon 24 Stunden vorher im Im Einsatz, damit es nicht ein totales Chaos gibt. Mehr kann man da nicht machen…wie einfach wäre es mit der Blockabfertigung am Tag nach dem Feiertag schon kurz nach Mitternacht zu beginnen und es würde niemand sterben, weil es halt mal eine Nacht etwas lauter ist.

    Natürlich muss man alles tun, um den LKW-Verkehr auf der Brennerautobahn einzuschränken, aber solche Aktionen sind einzig gefährlicher Populismus, der die eigenen Probleme potenziert nach Italien auslagert.

    • sigmundkripp

      Tote vom Langsamfahren?? Aber Tote vom LKW-Abgas sind in Ordnung? Nein: Dorfmann sollte sich für eine Blockabfertigung in Salurn oder Affi einsetzen. Oder sich für die Mauterhöhung stark machen. Was hat Herr Dorfmann diesbezüglich bisher getan?

    • george

      ‚jennylein‘, Diese unglaublichen Kolonnen und eventuelle Unfälle werden nicht durch die Blockabfertigung auf österreichischer Seite verursacht, sondern durch solche Wirrköpfe mit solchen Denk- und Handlungsweisen wie Sie. Sie verwechseln wohl Ursache und Folge. Die Nordtiroler Maßnahmen sind lang durchdachte und genau dosierte Grundlagen, damit nicht noch mehr Chaos entsteht und es wäre längst überfällig, dass diese Maßnahmen durch gleichgesetzte Maßnahmen und Anpassungen auf Südtiroler Seite nachfolgen würden, damit endlich den Transitkolonnen und den Gesundheitsschädigungen in unseren engen Tälern ein Ende gesetzt werde.

    • besserwisser

      @jennylein: setz ein zeichen und fang du mal an: fahr mit dem zug!

  • tiroler

    Da treffen zwei aufeinander: der eine pseudopolitiker, der in brüssel und straßburg den luxus auf kosten der normalbürger auskostet, ansonsten viel redet, ohne jemals etwas zu sagen. Auf der anderen Seite ein Verrückter populist vom transitforum, der glaubt, man müsse die gesellschaft in die steinzeit zurückbefördern. Die realität ist aber eine andere. Vor nicht langer zeit wurde kollektiv gejammert, weil krisenbedingt der verkehr abnahm. Jetzt blüht die wirtschaft und alle regen sich über den verkehr auf.
    An beide Herren: es gibt keine lösung, der freie warenverkehr kann nicht eingeschränkt werden solange keine alternative im dienst ist(brennerbasistunnel).

  • tiroler

    Ich wette, dass dein gehalt mit steuergeldern bezahlt wird. Zu1000%

  • tiroler

    DRAGO: Ich wette, dass dein gehalt mit steuergeldern bezahlt wird. Zu1000%

    • george

      ‚tiroler‘, schwätzen Sie doch nicht immer so dummes Zeug daher und zügeln Sie sich mit Behauptungen über Leute, die Sie gar nicht kennen. Wer weiß, wieviel Sie öffentliche Beiträge kassieren und hier alles zu kaschieren versuchen.

  • tiroler

    @Gurgiser, habe den Krone Artikel gelesen. Der Schwindel mit der Abschaltsoftware ist kriminell, deshalb muß rigoros kontrolliert und sanktioniert werden. Warum das nicht schon längst passiert, wundert mich, außer sie sind der Erste, der dies aufgedeckt hat. Ihr Version bzgl der freien Marktwirtschaft nehme ich zur Kenntnis, ich sehe es jedoch anders. Wenn diejenigen, die auf die Brennerachse angewiesen sind, und dort der Warenverkehr eingeschränkt und verteuert wird, dann sind sie denen gegenüber, welche diese Route nicht benötigen, klar im Nachteil.
    Wenn es nach der Fertigstellung des BBT wirklich weitere 10-15 Jahre dauert, bis die diese Infrastruktur den Warenverkehr übernehmen kann, wie sie erwähnen, dann gute Nacht. Ich widerhole, ein Resultat der Versäumis der Politik, gleich wie bei der Forcierung alternativer Antriebe. Südtirol hat sich zb schon vor Jahren gerühmt, eine Wasserstofftankstelle errichtet zu haben. Ausser eine handvoll Stadtbusse nützt diese Technik niemand. Im Gegenteil, das Land hat erst wieder um die 60 Dieselbusse angekauft.
    Die Brennerroute ist kein Naturgesetz, aber von der Natur vorgegeben. Alternativen sind Mangelware. Leider.

  • andreas

    @tiroler
    Der AdBlue Betrug ist schon länger bekannt, Gurgiser hat ihn nicht aufgedeckt, er hat nur ZDF geschaut. Bei dem Betrug geht es aber primär darum, in Deutschland Steuern und Mautgebühren zu sparen.
    http://www.spiegel.de/auto/aktuell/abgasskandal-manipulierte-lkw-aus-osteuropa-sorgen-fuer-massive-schaeden-a-1130332.html

    @yannis
    Man muss kein Insider der Transportbranche sein um zu wissen, dass in Südtirol z.B. wenig Bananen oder Orangen wachsen und diese mit Schiff und LKW hergekarrt werden müssen. Dass eine Dienstleistung dort eingekauft wird, wo sie am günstigsten ist, ist auch nichts neues.
    Und wenn es günstiger ist Garnelen von Hamburg nach Afrika zu transportieren, um sie dort zu schälen und sie dann wieder zurück zu bringen, wird dieses Problem nicht am Brenner gelöst werden können.
    Dein Beispiel vom Speck ist nebenbei kompletter Unsinn, da die Menge an Schweinen in Südtirol nicht verfügbar ist.

    @Gurgiser
    Was verstehen sie unter „Nichtharmonisierung des Binnenmarktes“?
    Wollen sie Unternehmen etwa vorschrieben, wo sie Dienstleistungen und Waren einzukaufen haben?
    Ich bin zwar auch dagegen, Waren durch die halbe Welt zu karren, um ein paar Euro zu sparen, der Ansatz dies zu ändern ist aber gewiss nicht der, Tirol für ausländische Frächter teilweise zu sperren und die eigenen fahren zu lassen, sondern die Transportkosten und den Warenverkehr weltweit durch Zölle, Steuern und Maut entscheidend zu steigern. Das wäre dann aber Protektionismus, also genau das, was Trump gerade macht und weltweit kritisiert wird.

    Was sie fordern ist Italien vom Warenverkehr abzuschneiden, was in der momentanen wirtschaftlichen Situation nicht wirklich förderlich ist. Ihre einseitige und fanatische Betrachtungsweise halte ich nebenbei für recht naiv.

  • andreas

    @Gurgiser
    Das Problem ist global und nicht lokal. Deshalb erinnert mich ihr Einsatz an „Das Wunder von Mals“.
    Sie nehmen doch nicht ernsthaft an, dass jemanden die Aisbeutung der Fahrer aus dem Osten interessiert? Wenn sich z.B. die deutsche Bundesregierung darum kümmern würde dann nur, weil diese den einheimischen Frächtern Konkurrenz machen, gewiss nicht, um den Fahrern das Leben zu erleichtern.
    Deutschland ist z.B. so blöd und vergräbt für ein paar Euro den Giftmüll Europas bei sich. Sie können von solchen Staaten doch nicht ernsthaft erwarten, dass denen ihre Gesundheit wichtiger ist als Profit? Deshalb sehe ich ihr Anliegen als recht naiv, würde es auch befürworten, wenn sie nicht so fanatisch wären.

    Die Schiene kann nur funktionieren, wenn sich die Straße nicht mehr rechnet. Lokale Verbote verlagern nur das Problem.

  • andreas

    @Gurgiser
    Sie vermischen mir da zu viele Themen.

    Die, welche das AdBlue System ausschalten, sind zu bestrafen.

    Denen, welche die Fahrer im Osten anmelden um Gehälter zu sparen, kann man aber nicht wirklich etwas vorwerfen, das ist halt freie Marktwirtschaft.

    Der Grund, warum nicht die kürzeste Strecke über den Alpen verwendet wird, liegt wohl an den Kosten.
    Warum erhöht Tirol eigentlich nicht massiv die Autobahngebühren?
    Warum hält Österreich den Spritpreis so niedrig?

    Sie wirken wie jemand der einfache Antworten auf schwierige Fragen geben möchte.
    Die Angelegenheit ist weit komplexer als sie vermitteln möchten.

    Ich finde es z.B. auch nicht gut, wenn in Oststaaten Fahrer rekrutiert werden, doch die Forderung der deutschen Frächter, dass in ihrem Land nur mit ihrem Lohnniveau gefahren werden darf, hat nichts mit freier Marktwirtschaft zu tun.

    Welche Lösung haben sie eigentlich außer LKW Fahrer mit Blockabfertigungen zu schikanieren?
    Ich hoffe ihnen ist klar, dass diese LKWs auch ihre 1,49 Euro Bananen zum Hofer bringen.
    Und wen nicht ihre, ich kenne ihr Kaufverhalten nicht, dann gewiss die mancher ihrer lautstarken Mitstreiter.
    Und dass das Zeug, mit welchen sie hier schreiben, mit Schweröl betriebenen Schiffen und LKWs zu ihnen gebracht wurde, ist ihnen gewiss klar.
    Aber gut, egal, Hauptsache wir Tiroler haben es ruhig und saubere Luft. 🙂

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen