Die Kehle durchtrennt
In Innichen hat ein römischer Gast ein geschwächtes Reh am Wegesrand gefunden und die Ortspolizei verständigt. Was danach passierte, hat ihn erschüttert.
von Silke Hinterwaldner
Renato Campana ist traurig. Das Schicksal des wehrlosen Tieres hat ihn berührt. Er ist aber nicht nur traurig, sondern auch verwundert, vielleicht sogar schockiert. Der Mann lebt in Rom, kommt aber bereits seit vielen Jahren in das Pustertal, um seinen Winterurlaub zu verbringen. „Ich hatte stets den Eindruck, dass hier in Südtirol alles schön, idyllisch und aufgeräumt ist, aber jetzt hat sich mein Eindruck von diesem Land nachhaltig verschlechtert.“
Was war passiert? Was hat den Gast aus Rom dermaßen erschüttert?
Am Donnerstagvormittag hatte Renato Campana wie jeden Tag seine Runde mit dem Hund gemacht. Er wählte dafür den Spazierweg entlang der Langlaufloipe, die von Innichen Richtung Sexten führt. Dabei machte sein Hund eine überraschende Entdeckung: Er spürte am Wegrand ein Reh auf. Renato Campana näherte sich dem Tier, um zu erkunden, ob es sich verletzt hatte. „Aber“, sagt er, „es hatte keine augenscheinlich schweren Verletzungen. Es versuchte aufzustehen, aber es konnte sich nicht auf den Beinen halten.“ In diesem Zustand wollte er das Tier nicht seinem Schicksal überlassen. Gemeinsam mit einer zufällig vorbeikommenden Passantin verständigte er die Ortspolizei von Innichen.
In der Meinung das Beste für das hilflose Reh getan zu haben, kehrte Renato Campana in sein Hotel zurück. „Rein zufällig“, erzählt er weiter, „bin ich später mit einer Gruppe von Freunden noch einmal an jener Stelle vorbeigekommen, wo ich das Reh entdeckt hatte.“ Dabei machte er eine Beobachtung, die er so nicht erwartet hatte: Ein Jäger zog das Reh hinter sich her und hinterließ dabei eine lange Blutspur. Offensichtlich hatte der Jäger dem Tier die Kehle durchtrennt.
Dass der Jäger die Touristengruppe dann auch noch etwas ruppig zu verschicken versuchte, ärgert Renato Campana immer noch. Aber er fragt sich auch: „Warum wurde nicht zumindest ein Tierarzt zu Rate gezogen? Wie kann es sein, dass das arme Tier einfach so an Ort und Stelle abgestochen wird? Was ist mit dem Kadaver passiert? Ist hier wirklich alles mit rechten Dingen zugegangen?“
Renato Campana will dieses „brutale Erlebnis“ nicht auf sich beruhen lassen. Er hat sich denn auch überlegt, den WWF in Rom über das krude Vorgehen des Jägers in Innichen zu informieren.
In Innichen ist Karin Oberhammer die richtige Ansprechperson für derlei Fälle. Sie ist nicht nur Leiterin der Ortspolizei, sondern auch Jägerin und sogar Revierleiterin. „Für Außenstehende“, erklärt sie, „ist es immer schwierig diese Vorgehensweise nachvollziehen zu können. Aber für uns Jäger hat es in einem solchen Fall Priorität, das Wild von seinen Qualen zu erlösen.“ Für die Waldbewohner geht ein außergewöhnlich harter Winter zu Ende. Der viele Schnee und der Frost haben dem Wild zugesetzt, gegen Ende der Kälteperiode würden jetzt die besonders geschwächten Tiere langsam und qualvoll verenden. Passiert das irgendwo im Wald, bemerkt es kaum jemand. Aber oft torkeln die schwachen Tiere bis ins Tal hinunter, auf der Suche nach Futter. „Sobald ein Reh“, erklärt Karin Oberhammer, „nicht die Flucht ergreift, wenn Menschen in der Nähe sind, ist es bereits zu spät. Dann kann man nicht mehr tun als dem Leiden ein Ende zu bereiten. Dabei sollte man nicht vergessen: Das ist auch für uns Jäger nicht leicht.“
Karin Oberhammer hatte den Jäger zum geschwächten Tier geschickt, um dort nach dem Rechten zu sehen. Sie sagt: „Der Jäger hat korrekt und völlig richtig gehandelt.“
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Kommentare (13)
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goggile
Die Gesetzeslage ist eine andere. Ich denke dies könnte sehr wohl ein Nachspiel haben. Anscheinend wird auf von Südtiroler Seite dem Fall nachgegangen.
pingoballino1955
Frau Oberhammer,seit wann ist denn so eine Verhaltensweise rechtens?????? Soll unbedingt dem Tierschutz gemeldet werden.
kurt
@
Pingoballino1955
Aber wenn es ein Wolf bei lebendigen Leib auf frißt dann ist kein Mitleid da ,bravo das sind dann die Grünen (hinterm Ohr) und die Tierschützer wie dein Gesinnungsgenosse goggile.
ahaa
Ein Jàger! Psychopathen.Wie sie die Tiere behandeln so behandeln sie Menschen.Ein Sportler schwitzt seinen Stress aus.Ein Jàger kann das ,wenn er etwas schiessen,tòten kann.Das Gerede ist eine Augenwischerei.Oder einfach Jàgerlatein.
kurt
@Ahaa
Blödes Hirnloses Geschwätz ,genau wie goggile.
ahaa
Herzloser Psychokurt.
watschi
ach die turis, alles tierliebhaber…….aber im hotel nach wild nachfragen. und die tierschützer? erlegt der mensch das tier, dann ist es ein armes rehlein und ein skandal, macht es der wolf dann ist es halt die natur.
ahaa
watschi beides ist Natur.Natùrliches Verhalten und krankes Verhalten.Die Kranken sind immer im Vorteil.Weil ein Gesunder solche meidet,also haben sie frei Fahrt.Siehe Kriegstreiber………..alles nur Jàger!
goggile
ahaa bin absolut Ihrer Meinung.
michih
Menschen haben ja angeblich einen Verstand (ich weiß, du bist davon verschont geblieben!), ein Tier handelt nach Instinkt. Der Wolf tötet um zu leben, der Mensch aus reiner Bosheit! Aber zum Glück für die Erde rotten wir uns gerade selbst aus, die Krone der Schöpfung, Gottes Ebenbild und doch dümmer als die kleinste Amöbe! Chapeau!
yannis
Was ist mit dem Kadaver passiert?
Rehbraten, was sonst ! gibt es für diese Kreise wie es >>watschi 25. März 2018 um 08:41 Uhr<< beschreibt.
richard
Eine Schande dieser Gesellschaft, sich so gegenüber den Tieren zu verhalten. Beschämend solch ein Land zu wissen.
george
Wer sagt, dass der Jäger das Reh in einer Blutspur durch die Gegend schleifen muss. Er hätte es schon gleich vor Ort schonend töten können und dann verstaut abtransportieren müssen. Solch rohe Methoden sind nur Raubtieren eigen. Erschreckend, dass diese Vorgangsweise auch noch die Revierleiterin verteidigt.