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„Grüße an den Maresciallo“

Die damalige Ressortdirektorin Katia Tenti wusste offenbar, dass sie von den Carabinieri abgehört wurde. Im Prozess am Landesgericht präsentiert ein Ermittler umfangreiches Belastungsmaterial.

Von Thomas Vikoler

Trojaner sind ein Computerprogramm, die über eine Mail in Datenträger eingeschleust werden. Datenträger, die damit u.a. zum Abhörmikrophon für Strafverfolger werden. So wie in der Ermittlung der Carabinieri-Sondereinheit ROS gegen Katia Tenti, damals Ressortdirektorin von Landesrat Christian Tommasini und den Bozner Bauunternehmer Antonio Dalle Nogare.

Die Geschichte um die Ausschreibung des Wohnbauinstituts WoBi für 52 Mittelstandwohnungen in Bozen. Ein Projekt, das später – auch wegen der 2013 gestarteten Strafermittlung – fallengelassen wurde.

Tenti und Dalle Nogare stehen inzwischen wegen des Verrats von Amtsgeheimnissen und Wettbewerbsverzerrung vor Gericht. Der Richtersenat unter Vorsitz von Carlo Busato hatte bereits im Dezember 2016 entschieden, dass die über das Trojan-Programm durchgeführten Abhörungen rechtens sind. Im selben Jahr hatte die Kassation in zwei Urteilen diese Ermittlungsmethode für rechtskonform erklärt.

Und gestern präsentierte Maresciallo Alessandro Fontana von der Carabinieri-Sondereinheit ROS am Bozner Landesgericht umfangreiches Datenmaterial (Abhörungen, Telefonate, SMS, Mails, Fotos und andere Dateien), das laut Anklage die Absprache zwischen der leitenden Beamtin und dem Unternehmer eindeutig beweist.

Zeuge Fontana berichtet u.a., dass sowohl in das Handy Tentis als dem Mac-Computer Dalle Nogares Trojaner eingeschleust wurden. Die Ermittler konnten so jegliche Aktivität der beiden Tatverdächtigen mithören und mitverfolgen. Auch über die automatischen Bildschirmfotos des Trojaner-Programms, mit denen sich zeigen lässt, dass der Ausschreibungstext des WoBi auf dem Computer dalle Nogares studiert wurde. Um ihn später auf einen USB-Stick zu laden.

Mitgehört wurde auch ein Telefonat des Bauunternehmers mit einem Anwalt, der sich daraufhin mit den Mitgliedern der zuständigen Raumordnungskommission des Landes „befassen“ sollte.

Offenbar bekamen die beiden Tatverdächtigen mit, dass sie abgehört wurden. Irgendwann sagt Katia Tenti laut auf der im Gerichtssaal auf eine Leinwand projizierten Abhörungs-Transkription: „Grüße an den Maresciallo, der uns abhört“

Die Anklage der Staatsanwaltschaft fußt wesentlich auf den umfangreichen Abhörungen. Der Prozess gegen Tenti und Dalle Nogare wird am 26. März mit der Fortsetzung der Anhörung des Zeugen Alessandro Fontana fortgesetzt.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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