Du befindest dich hier: Home » News » „Kauft keinen Diesel!“

„Kauft keinen Diesel!“

Madeleine Rohrer

Mit einem Aktionsplan will die Gemeinde Meran Fahrverbote vermeiden. Der Diesel werde in Meran langfristig aber keine Zukunft haben, sagt Stadträtin Madeleine Rohrer.

„Die Gemeinde Meran hat den Anspruch, zeitgerecht alle Maßnahmen zu setzen, um ein drohendes Fahrverbot in der Stadt zu vermeiden.“ Dies erklärte Madeleine Rohrer, Stadträtin für Umwelt und Mobilität, nach einer Aussprache unter den Stadtgemeinden Bozen, Meran, Brixen und Leifers mit Umweltlandesrat Richard Theiner am Freitagvormittag. Dabei ging es um die Luftqualität, die Einhaltung der Grenzwerte von Stickstoff-Dioxid (NO2) und den diesbezüglichen Aktionsplan.

Dieser muss noch vor dem Sommer verabschiedet werden und stellt die Gemeindeverwaltungen der Städte vor große Herausforderungen.

In der gesamten Europäischen Union und damit auch in Südtirol gelten seit 2010 dieselben Grenzwerte für das Gas NO2 (siehe ganz unten). Beschlossen wurden diese bereits 1999, also vor bald 20 Jahren. Sie stützen sich auf Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Unstrittige Hauptquelle für Stickstoff-Dioxid ist der Straßenverkehr. Insbesondere die Dieselmotoren von Kraftfahrzeugen sind die Hauptverursacher hoher NO2-Werte, die besonders im Winter ansteigen. In Deutschland hat das Bundesverwaltungsgericht im Februar entschieden, dass Fahrverbote in Städten zulässig sind. Das heißt, Behörden können zur Verringerung der Luftverschmutzung Dieselfahrzeuge aus den Innenstädten verbannen.

„Auch italienische Städte haben bereits angekündigt, dass es Einschränkungen für Dieselfahrzeuge geben wird. Verbote betreffen deshalb Dieselfahrzeuge, weil diese größtenteils für die Überschreitung der NO2-Werte verantwortlich sind“, so Madeleine Rohrer.

Dabei seien Dieselfahrzeuge auf den Straßen deutlich stärker vertreten als andere Fahrzeuge: „Allein in Meran sind derzeit 19.000 Autos gemeldet. 12.000 davon, also fast zwei Drittel, werden mit Diesel betrieben.“

Aus der Gemeinde Meran heißt es: Durch den deutschen „Dieselskandal“ wurde offiziell, dass selbst viele Euro-6-Dieselautos nicht die erforderten NO2-Werte einhalten. Erst ab 2019 wird die Zulassung von Dieselautos durch eine Prüfung unter realen Bedingungen auf der Straße erfolgen. Und wohl erst ab 2021 werden dann alle neuen Modelle mit geringeren NO2-Werten auf dem Markt erhältlich sein.

Die Landesregierung müsse daher innerhalb Frühsommer 2018 ihren Aktionsplan zur Reduktion der NO2-Belastung überarbeiten. Da Mobilität in die unmittelbare Zuständigkeit der Gemeinde fällt, muss die Gemeinde Meran – so wie Bozen, Brixen und Leifers – ebenfalls ihr Paket an Maßnahmen vorlegen.

„Es sind umgehende und schrittweise umgesetzte Verbesserungen notwendig, die messbare Ergebnisse erzielen müssen. Wenn nicht jährlich Erfolge erzielt werden, dann wird das Land Südtirol als letzte Maßnahme ebenfalls Fahrverbote erlassen“, erklärt Rohrer.

„Aktiv werden, um Fahrverbote zu vermeiden“

„Fahrverbote sind nicht im Interesse der Stadtverwaltung. Doch muss die Einhaltung der seit 2010 geltenden Grenzwerte zum Schutz der Gesundheit gewährleistet werden“, so Stadträtin Madeleine Rohrer. „Dafür muss der öffentliche Verkehr noch attraktiver werden, eine Mobilität zu Fuß und mit dem Rad sicherer, schneller und bequemer sein. Wer auf das Auto angewiesen ist, muss wissen, dass der Dieselmotor auch in Meran langfristig keine Zukunft hat. Beim Neukauf sollte ein Fahrzeug gewählt werden, das ohne Diesel läuft, idealerweise gar mit Strom.“

Der neue städtische Verkehrsplan, der in den kommenden Monaten ausgearbeitet wird, muss in Absprache mit der Umweltagentur und den anderen Gemeinden auch Maßnahmen zur Einhaltung der Grenzwerte von NO2 aufzeigen. „Die Maßnahmen, die bisher umgesetzt wurden, etwa die neue Vorzugsspur für Busse in der Europaallee oder die geplanten Strategien zur Verkehrsverlagerung wie die Standseilbahn zwischen Meran und Schenna, tragen wesentlich dazu bei, die vom Gesetz vorgegebenen Grenzwerte einzuhalten und damit ein Fahrverbot abzuwehren“, meint Rohrer.

Stickstoff-Dioxid (NO2)

Die Gemeinde Meran schreibt:

„Der zulässige NO2-Jahresmittelwert ist auf 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m³) festgesetzt. Dieser Grenzwert soll die Menschen vor gesundheitlichen Schäden schützen. Vor allem im Winter ist die Stickstoff-Dioxid-Belastung hoch.

Bis zu 30.000 Liter Luft am Tag nimmt der Mensch auf – so viel, wie von keiner anderen Substanz sonst. Atemwegs- sowie Herz- und Kreislauferkrankungen werden auf Stickoxide in der Luft zurückgeführt. In der EU sterben jedes Jahr 400.000 Menschen vorzeitig infolge der schlechten Luft. Für Südtirol wurde ausgerechnet, dass es jedes Jahr 68 vorzeitige Todesfälle durch NO2 gibt. Das sind fast doppelt so viel wie Verkehrstote.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (35)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • besserwisser

    und was nun? alle einsperren die einen diesel haben?
    dann schafft halt mal arbeitsplätze wo die leute wohnen und nicht in den zentren die mit öffentlichen verkehrsmitteln nicht erreichbar sind!
    jeder tourist in südtirol fährt gratis mit allen öffentlichen verkehrsmitteln durch die gegend!

    • tiroler

      Zum Glück sind in 2 Jahren Wahlen!
      Wo lebt die Typa denn?
      Jeder Lkw, jeder Bus, jeder Traktor, jeder Camper ( die von den Weihnachtsmärkten) ist ein Diesel, sogar die Vinschgerbahn. In den letzten Jahren wurde den Menschen vorgegaukelt, auch vom Land, Diesel mit Partikelfilter sind ok, was nun? Volksverarschung.

  • andreas

    Liebe Frau Rohrer, geben sie doch bitte Schminktipps statt Tipps, was die Leute kaufen sollen, sie sind nicht mal gewählt.

  • ostern

    Fraz Roher, wahrscheinlich waren sie in den 70Jahren noch nicht auf der Welt.
    Da durften bei den Sontags-Auto-Verboten nur die Dieselauto fahren. Heutzutage dürften die Diesel-Auto für manche Leute nicht mehr existieren.
    Kaufen Sie mir ein E-Auto? Danke!!!
    Und…..was tun dann wir mit unseren Bauern???

  • steve

    „In der EU sterben jedes Jahr 400.000 Menschen vorzeitig infolge der schlechten Luft. “ . Wo in aller Welt kriegt man solche Zahlen her. Niemand weiss
    das auch nicht unsere Frau Rohrer.

  • pantone

    Bezüglich den 400.000 Menschen, die in der EU jährlich vermutlich wegen der schlechten Luft sterben, so gab es gerade in diesen Tagen im Morgenmagazin des ZDF eine Meldung, dass es in D jährlich 8.000 Menschen gibt, die auf Grund der von den Auto’s verursachten Stickoxide vorzeitig sterben. Diese verursachen Kreislauferkrankungen und belasten Asthmatiker.
    Es ist klar, dass von den 8.000 jeder einzelne Todesfall einer zuviel ist, so ist die Menge auf die 500 Mio Einwohner ca. der 28 Länder der EU 50.000 wären und nicht 400.000.

  • andreas

    Es sterben in der EU gewiss auch 1 Million Menschen ein paar Minuten früher wegen der Schadstoffe, ja und?
    Die Renten sind kaum mehr fiinanzierbar, die Gesellschaft veraltert und die Sanität kann ihren Auftrag nicht mehr erfüllen. Es kommt also wirklich nicht auf ein paar Tage früher oder später an.

    • criticus

      @andreas,
      ihr Kommentar kann wohl egoistischer nicht sein, oder es fehlt Ihnen an Intelligenz. Vom Sozialverhalten möchte ich nach dem Inhalt ihres Kommentars gar nicht sprechen. Frau Rohrer hat recht, es muss sich etwas ändern. Irgendwo und irgendwann muss jemand anfangen. Aber anstatt über Vorschläge zu diskutieren kommen in diesen Foren leider nur kindische Kommentare zustande. Und zu diesen „Kindern“ gehören leider auch Sie „Herr Andreas“.

      • andreas

        Frau Rohrer soll sich erstmals wählen lassen, bevor sie neunmalkluge Ratschläge erteilt.
        Die Schadstoffgrenzen sind in Büros um den Faktor 10 höher als auf der Straße, hast du eine Erklärung dafür?
        Die Politik hat Grenzwerte bestimmt für Luft und Autohersteller. Diese wurden nicht eingehalten und jetzt sollen die gutgläubigen Autokäufer dafür zahlen, dass die Autoindustrie betrogen hat? Und sich von einem Trottel wie dem VW Chef Müller anhören, dass er für Fahrverbote ist und die Leute neue Autos kaufen sollen?
        Hier hat Industrie und Politik eine Grenze überschritten und dann kommt so eine gsnz schlaue daher und sagt was wir tun sollen?

        • leser

          dabei sind doch genau die von politikern geschaffenen grenzwertgesetze zweifelhaft, welche ihnen durch lobbysten eingeflüstert wurden, vielleicht sollte man einen politiker haftbar machen für das was er entscheidet

      • steve

        @criticus wissen sie gleich persönlich zu werden weil man sich der Realität verweigern möchte zeugt nicht von persönlicher Reife. Fakt ist die Lebenserwartung steigt.

      • andreas

        @criticus
        Kindisch wohl nicht, eher zynisch.
        Wobei ich das wirklich so meine. Ab einem gewissen Alter hat ein Mensch sein Leben gelebt und ob er dann ein paar Tage früher oder später stirbt, sollte nicht das Problem sein.
        Momentan gibt es immer mehr Altersarmut und verschiedene Alterskrankheiten nehmen stark zu. Und je höher die durchschnittliche Lebenserwartung steigt, um so mehr nehmen diese Probleme zu. Sprich mal mit ein paar Alten, wie sie das sehen, du wirst überrascht sein, wie pragmatisch die teilweise sind, die wollen der Gesellschaft gar nicht zur Last fallen.
        Nebenbei finde ich es menschenverachtend, wenn alte Menschen sich wie bei der Tafel in Essen um verfallene Lebensmittel prügeln müssen.
        Wie wollen zwar, dass alle 100 werden, kümmern uns aber nicht um sie, da finde ich jedenfalls für mich, sollte ich in diese Situation kommen, an Abgase sterben als bessere Lösung.

  • exodus

    Beim Kauf eines Dieselfahrzeuges wurde man gezwungen einen Partikelfilter
    einbauen zu lassen, Pluskosten ung. 500-700 €, mit der Begründung man muss umweltfreundlich sein, man stellte sich darauf ein. Was man jetzt alles hört und liest, dann ist nur der Dieselmotor Schuld an der Luftverschmutzung
    und unerklärlicher Erkrankungen. Wieso schimpft niemand über die schlechtfunktionierenden Heizungen, Holz, Pellets etc. die unsere Luft verpesten. Anscheinend erkennt keiner der verantwortlichen Besserwisser die wahre Ursache unserer verpesteten Luft, einer muss ja das schwarze
    Schaf sein. Wenn die Dieselautos nicht mehr fahren dürfen, oder nur begrenzt, müsste auch die Autosteuer dem angepasst werden. Man kann nicht nur nehmen, es muss auch gegeben werde.

  • george

    Viele von euch nähern sich in ihrer Art der Aussagen hier und in ihrer Einstellung zunehmend mehr NS-Zeiten. Erschreckend!

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen