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Waren wir Österreicher?

Laut dem Vorsitzenden der SVP-Altmandatare, Bruno Hosp, haben die Südtiroler Anspruch auf die Doppelstaatsbürgerschaft, weil sie nach dem Ersten Weltkrieg „für kurze Zeit“ Österreicher gewesen seien. Der Historiker Hans Heiss widerspricht.

Von Matthias Kofler

Bruno Hosp, der Vorsitzende der SVP-Altmandatare, ist überzeugt: Die Südtiroler haben Anspruch auf eine zweite (österreichische) Staatsbürgerschaft, weil sie nach dem Ersten Weltkrieg für kurze Zeit Österreicher gewesen seien. Auf Nachfrage der TAGESZEITUNG erklärt der ehemalige SVP-Mandatar, dass er seine These auf den Friedensvertrag von St. Germain aus dem Jahr 1919 stütze. Demnach seien die Südtiroler „für einige Monate“ Bürger von Österreich gewesen. „Somit ist es folgerichtig, wenn Österreich bei der Wiederverleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an die Südtiroler, die sich von einer Neuverleihung derselben etwa an türkische Immigranten unterscheidet, auf diese kurze Zeitspanne zurückgreift“, betont Bruno Hosp.

Der Friedensvertrag von St. Germain ist somit ein wesentliches Element in der Denkschrift der SVP-Altmandatare, mit der Franz Pahl, Siegfried Brugger und Co. die Berechtigung der Forderung nach einer doppelten Staatsbürgerschaft für die Südtiroler unterstreichen. Mittels des Vertrages von St. Germain unterschieden sich die Südtiroler von allen anderen ehemaligen Bürgern der nach dem Ersten Weltkrieg untergehenden K.u.K.-Monarchie. Somit müsse Österreich heute auch nicht allen Nachfolgern der früher im Donaureich lebenden Bürger die Staatsbürgerschaft verleihen, sondern eben nur den Südtirolern, die ja nach 1918 für einige Monate formaljuridisch Österreicher gewesen seien, sagt der Vorsitzende des Clubs der SVP-Altmandatare. Die Doppelstaatsbürgerschaft sei daher eine „harmlose Geschichte“: Wer wolle, könne darum ansuchen — doch es handle sich immer um eine persönliche Angelegenheit, die sonst niemanden etwas angehe, meint Bruno Hosp.

Der Historiker Hans Heiss kann der These der SVP-Altmandatare wenig abgewinnen. „Hier begeben wir uns rechtlich gesehen in des Teufels Küche“, meint der Grüne. Es stimme zwar, dass der Status der Südtiroler in der Zeitspanne zwischen dem Waffenstillstand Österreichs im Spätherbst 1918 und der Unterzeichnung des Friedensvertrags von St. Germain am 10. September 1919 „rechtlich nicht eindeutig geklärt“ gewesen sei. Hans Heiss spricht von einem „Interregnum“, das jedoch auch für die Kroaten und die Slowenen gegolten habe. Offiziell sei Südtirol erst 1919 an Italien abgetreten worden. „Dass man davon heute einen Rechtsanspruch für die Doppelstaatsbürgerschaft ableitet, halte ich aber für problematisch“, so Heiss.

Laut Artikel 70 des Friedensvertrags haben die Südtiroler 1919 die österreichische Staatsbürgerschaft verloren und dafür die italienische erhalten. 10.000 Südtiroler, die zu diesem Zeitpunkt in Österreich ansässig waren, haben die österreichische Staatsbürgerschaft, nicht aber die italienische bekommen. Sie waren bei der Option 1939 die ersten, die nach Deutschland „auspatroniert“ wurden.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (27)

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  • giftzwerg

    Waren wir jemals Italiener? Ich würde sagen, dass es die deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler nie zu mehr bringen als zu einer österreichischen Minderheit mit italienischer Staatsbürgerschaft, auch wenn es einigen von denen nicht passt! Und ich bin schon sehr überzeugt, dass ich mich nicht täusche!

  • imago

    Wer sind wir und warum sprechen wir Deutsch und wo liegen unser Wurzeln? Die Antwort gibt sich von selbst aber nich für die Grünen. Die Grünen denken vielleicht wir wären lieber grüne Männchen von einem anderen Planeten.

    • george

      @imago
      Sie scheinen aber wirklich ein imaginärer Deutscher zu sein, denn deutsch schreiben können Sie sehr schlecht. Wenn Sie ihre evolutionären Wurzeln kennen würden, wären Sie vielleicht erstaunt, von wie weit südlich diese herstammen.

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