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„Südtirol als Leuchtturm“

Land und Universität wollen die neue Zuständigkeit in der Lehrerausbildung nutzen, um eine südtirolorientierte Ausbildung zu schaffen, die Modellcharakter hat.

Als 19. Durchführungsbestimmung in der zu Ende gehenden Amtszeit hat der Ministerrat jene zur Lehrerausbildung genehmigt und damit dem Land Südtirol nach mehr als 15 Jahren eine neue Kompetenz im Bildungsbereich übertragen. Landeshauptmann Arno Kompatscher sprach am Freitag bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der neuen bildungspolitischen Zuständigkeit von einem „autonomiepolitischen Meilenstein“.

Er erinnerte daran, dass die Zuständigkeit bereits in der staatlichen Schulreform „La buona scuola“ 2015 festgeschrieben worden war, aber „das war uns zu wenig“, da ein Staatsgesetz auch ohne die Zustimmung des Landes abgeändert werden könne. So sei es – bei bereits aufgelösten Parlamentskammern zu dieser „Last-Minute-Durchführungsbestimmung“ gekommen, wie sie Bildungslandesrat Philipp Achammer heute bezeichnete.

Die vom Ministerrat genehmigte Durchführungsbestimmung zum Autonomiestatut sieht vor, dass das Land Südtirol auf der Grundlage des Artikels 19 des Autonomiestatutes im Einvernehmen mit der Freien Universität Bozen und dem Konservatorium die Ausbildung des Lehrpersonals für alle Schulstufen und alle Sprachgruppen selbst regelt. Ebenso legt das Land die Anzahl der Studienplätze fest und bestimmt den Zugangsmodus. Die Abschlüsse der Ausbildungen und die Spezialisierungen, die von der Universität und dem Konservatorium in diesem Zusammenhang durchgeführt werden, beziehungsweise die erlangten Studientitel sind italienweit gültig.

Für Bildungslandesrat Achammer ermöglicht der neue Spielraum in der Lehrerausbildung es, sich „von den staatlichen Programmen abzuheben und ein Südtirol-System aufzubauen, das Planbarkeit und Sicherheit gibt“. „Wir können Ausbildungsprogramme entwickeln, die den lokalen Bedürfnissen entsprechen. Wir können die Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt stellen und die Durchlässigkeit stärken sowie die Stärken aus dem deutschen und italienischen Bildungswesen zusammenzuführen“, sagte der Landesrat.

Dieser Weg soll, wie von der Durchführungsbestimmung vorgegeben, gemeinsam mit der Universität definiert werden. Wie der Präsident der Freien Universität, Konrad Bergmeister, betonte, „können wir nun 30 Prozent der Lehrerausbildung, das heißt 90 Kreditpunkte anstatt der bisher 48, selbst gestalten“. Dabei wolle man vor allem der Mehrsprachigkeit, der Digitalisierung sowie der Inklusion und Integration beziehungsweise der Didaktik in diesen Bereichen mehr Bedeutung beimessen. „Wir wollen dabei zu einer Modellwerkstatt werden“, so Bergmeister wörtlich.

Auf die neue Verantwortung, die auf die Universität zukomme, wies Rektor Paolo Lugli hin. Der Dekan der bildungswissenschaftlichen Fakultät, Paul Videsott, sagte: „Um die Kompetenz der Lehrerausbildung beneiden uns 340 Sprachgruppen.“ Die Ausbildung werde nun auf lokaler Ebene mitgestaltet, was nicht heiße, dass es sich um eine „provinzielle“ Ausbildung handle. Vielmehr wolle man nicht eine von vielen Lehrerbildungsstätten sein, sondern ein Leuchtturmprojekt, das der Mehrsprachigkeit und den Minderheiten gerecht wird.

Zu diesem Zweck hat die Landesregierung gemeinsam mit der Freien Universität Bozen eine Forschungsplattform im Bereich der Lehrerausbildung eingerichtet. Leiten wird die Forschungszusammenarbeit der bisherige Direktor des Bildungsressorts und Schulamtsleiter Peter Höllrigl, den die Landesregierung zum Direktor der Plattform zur Ausbildung von Lehrern und Pädagogen ernannt hat.

Aufgabe dieser Plattform ist es, Südtirols Bildungsorganisationen mit der Fakultät für Bildungswissenschaften und deren Dienststellen und Gremien zu vernetzen, um Bildungsangebote zu entwickeln und zu verbessern. Als Plattform-Direktor wird Höllrigl auch dafür Sorge tragen, dass die Plattform zum Bindeglied zwischen der Fakultät für Bildungswissenschaften und den drei Schulämtern sowie den zuständigen Landesämtern wird.

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