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Bescherung hinterm Scheibenwischer

Am 24. Dezember wurden in Brixen vor dem Klarissenkloster während der Messe rund 20 Strafzettel wegen Falschparkens ausgestellt. Sogar der zuständige Stadtrat, Thomas Schraffl, bedauert die Aktion und zieht Konsequenzen.

von Markus Rufin

Einige Brixner Bürger dürften recht verdutzt gewesen sein, als sie am Morgen des 24. Dezembers die Kirche beim Klarissenkloster verließen. Während der Sonntagsmesse kam offensichtlich die Stadtpolizei vorbei und strafte zwischen 15 und 20 Falschparker.

Zwar steht die Zone vor dem Klarissenkloster eindeutig unter Parkverbot, dennoch herrschte bei den Bürgern Unverständnis für diese Aktion. Schließlich wurden die Falschparker zu den Messzeiten bisher immer geduldet, denn das Klarissenkloster wird besonders sonntags gerne besucht. Dass der nebenstehende Parkplatz nicht für alle ausreicht liegt auf der Hand, zumal die Kirche für viele nicht zu Fuß erreichbar ist.

Dass die Bürger ausgerechnet am heiligen Abend ein solches „Weihnachtsgeschenk“ bekommen, versetzte einige in Rage. „Dass man das ganze Jahr über keine Strafen ausstellt und genau zu heilig Abend alle Autos straft, ist eine Schweinerei“, meint einer der Falschparker.

Auch der zuständige Stadtrat Thomas Schraffl bedauert die Aktion zutiefst: „Dass das genau am 24. Dezember passiert, tut mir natürlich leid, aber die Polizisten mussten das tun.“

Wie der Stadtrat erklärt, wurden die Beamten von anderen Bürgern gerufen, die mit ihren Fahrzeugen oder auf den Gehsteigen nicht mehr vorbeikamen. „Und wenn man gerufen wird, muss man seiner Arbeit auch nachkommen“, so Schraffl weiter.

„Man kann ja auch nicht nur ein Auto strafen, das gerade im Weg steht, weil es sich hier um eine Zone handelt, wo das Parken nicht erlaubt ist. Das heißt, alle mussten bestraft werden.“ Einer der Bürger, die einen Strafzettel ausgestellt bekamen, beschwerten sich beim Stadtrat, aber nach seiner Erklärung habe es der Bürger verstanden.

Aber wenn es bereits bekannt war, dass Autos dort immer wieder falsch parken, wieso handelten die Polizisten nicht präventiv?

„Es stimmt natürlich, dass bei jeder Sonntagsmesse vor dem Kloster viele Falschparker sind“, erklärt Schraffl. „In den letzten Monaten ist es aber wirklich ausgeartet. Wir müssen garantieren, dass beispielsweise Rettungswagen durchkommen. Das wäre an besagtem Morgen nicht möglich gewesen.“ Durch die Strafen würde man aber die Bürger davon abhalten, in die Messe zu gehen. Auch das will Schraffl vermeiden.

Die Verwaltung steckt also in einem Dilemma. Eine Entlastung erhoffte sich die Gemeinde durch die Erweiterung der Parkplätze vor ungefähr einem Jahr. Die Entlastung trat allerdings nicht ein.

Nun schwebt Schraffl eine Lösung vor Augen, die das Problem beheben könnte: „Die Stadtpolizei wird künftig bereits vor Messbeginn vor dem Kloster stehen und die Menschen darauf aufmerksam machen, einen Parkplatz zu suchen. Der nächstgelegene Parkplatz ist bei der italienischen Schule und zu Fuß rund fünf Minuten entfernt.“ Der Stadtrat ist überzeugt, dass die Lösung Früchte tragen wird und ist froh, wenn sich eine solche Strafen-Flut wie am 24. Dezember nicht wiederholt. Denn: „Die vielen Strafen sind auch nicht im meinen Interesse.“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (14)

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  • tiroler

    Die Gemeindeputz brauchen ja auch eine Wertschätzung…

  • george

    „Dass der nebenstehende Parkplatz nicht für alle ausreicht liegt auf der Hand, zumal die Kirche für viele nicht zu Fuß erreichbar ist.“ Dieser Satz ist nur ein Beispiel einer völlig abstrusen Berichterstattung und Verschleierung der Tatsachen. Ist nun die Kirche zu fuß erreichbar oder nicht? Wenn sie mit dem Auto erreichbar ist, dann wird sie wohl zu fuß auch erreichbar sein, und dies für alle und nicht nur für einzelne nicht, oder?
    Wenn hier schon länger parken verboten war und ist, so wussten es die Kirchgänger ja, dass sie hier nicht zu parken hatten und irgendwann eine Parkstrafe erhalten würden. Somit haben sie nichts zu brotteln und niemand kann sie verteidigen. Wer ernstlich in die Kirche bzw. zur Messe gehen will, geht auch dorthin ohne bis zur Kirchtür mit dem Auto fahren zu können.

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