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„Alte Wunden aufreißen“

Bischof Ivo Muser hat am Christtag erneut zur Doppelstaatsbürgerschaft Stellung bezogen: Er befürchtet, dass die Diskussionen das politische Klima vergiften könnten.

Während Bischof Ivo Muser in der Christnacht im Dom von Brixen dem Festgottesdienst vorgestanden ist, hat er den Christtag im Dom von Bozen gefeiert.

„Christus ist unser Friede“, das Motto von Bischof Karl Golser, der vor einem Jahr verstorben ist, ist der Weihnachtswunsch von Bischof Muser für die Diözese.

In der Christnacht hat der Bischof aufgezeigt, wie Franz von Assisi in einer ganz neuen Tiefe das Menschsein Jesu entdeckt hatte.

„Die Macht Gottes zeigt sich in der Ohnmacht menschlicher Liebe, die nicht zwingt und sich nicht aufdrängt, sondern sich verschenkt und ausliefert“, so Bischof Ivo Muser, der gleichzeitig anmahnte, dass Weihnachten heute bei manchen viel zu laut und zu äußerlich geworden ist und dadurch das Geheimnis der Demut, der Einfachheit und der Herzlichkeit Gottes verdeckt werde.

Bischof Ivo Muser

Am Christtag ist der Bischof auf das Geheimnis der Menschwerdung Gottes eingegangen:

„Gott wird Mensch – das gibt es in keiner anderen Religion. In diesem Juden, der als Kind von Betlehem geboren und als Jesus von Nazareth gekreuzigt wird, ist Gott selber in diese Welt hereingetreten. Kein anderer Mensch vor ihm und kein anderer Mensch nach ihm stehen in einer solchen Beziehung zu Gott wie er. Das ist das Neue und das Unterscheidende des Christentums, das ist die radikale Weihnachtsbotschaft: Gott im Menschen und der Mensch in Gott.“

An diesem Fest, an dem das Wort Fleisch geworden ist, wünscht sich der Bischof zudem offene und ehrliche Worte, nicht solche, die verletzen und Brücken niederreißen.

Obwohl er insbesondere von den (rechten) Oppositionsparteien harsche Kritik hat einstecken müssen, weil er sich in das politische Tagesgeschäft eingemischt habe, hat der Bischof am Christtag erneut das Thema Doppelstaatsbürgerschaft angesprochen.

Dieses Thema ist für Ivo Muser offenbar zum Steckenpferd geworden, wobei sich viele Menschen in Südtirol nicht zu Unrecht fragen, warum der Bischof bei anderen politischen Reizthemen, etwa beim Politikerrenten-Skandal, geschwiegen hat.

Was hat der Bischof am Christtag gesagt?

„Ich kann als Bürger, Christ und Bischof nur hoffen, dass die Diskussion um die Doppelstaatsbürgerschaft unsere Gesellschaft nicht spaltet, nicht alte Wunden und Vorurteile aufreißt und ein vergiftetes, misstrauisches politisches und menschliches Klima hinterlässt, von dem wir hofften, es überwunden zu haben.“

Der Bischof wies dann darauf hin, dass man Weihnachten nicht auf eine schöne Erinnerung, ein frommes Gefühl oder auf einige Festtage reduzieren kann.

„Seit Gott Mensch wurde, können wir ihn überall dort begegnen, was mit dem Menschen zu tun hat“, so der Bischof, der daran erinnerte, dass vor einem Jahr Bischof Karl Golser verstorben ist.

Sein Motto „Christus ist unser Friede“ bleibt sein Testament an die Diözese Bozen-Brixen.

Diesen Frieden wünscht der Bischof allen Südtirolerinnen und Südtirolern – den Frieden in den Herzen, in den Familien, zwischen den Kulturen und Religionen, zwischen den Sprachgruppen, zwischen den Einheimischen und den Fremden, mit der Schöpfung und mit Gott.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (13)

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  • criticus

    Als die Faschisten jährlich vor dem Siegesdenkmal ihre Kundgebungen abhielten (und teilweise heute, noch), da hat unsere Kirche fleißig geschwiegen.

  • rolandlang

    Wenn ein Mensch wie der Bischof sogar den Christag dazu nutzt, um sich in die Politik einzumischen, so beleidigt er meiner Meinung nach diesen Festtag.

    Wenn ich einen Gottesdienst besuche, erwarte ich mir eine christliche Predigt und keine politischen Aussagen.

    Aber anscheinend gibt es nach dem „walschn Seppl“ nun einen „walschn Ivo“. Der Seppl wollte Kardinal in Rom werden, der Ivo vielleicht auch?

    Anmerkung: Anscheinend ist Herrn Muser nicht bekannt, das der Papst 3 Staatsbürgerschaften hat.

    • bernhart

      Herr Lang, sie sprechen aus was viele denken.
      Das scheinheilige Gerede vom Bischof ist nicht tragbar,was erlaubt er sich??
      Es ist sicher nicht das Problem der Kirche, den Doppelpass abzulehnen,die Kirche hat selbst Probleme genug, die Bevölkerung lässt sich nicht mehr missbrauchen wie vor 100 Jahren, wo die kirch noch alles kontrollierte und erbte-

  • rowa

    wer lesen kann, hat eindeutig Vorteile.

    Bischof Muser hat kein Für und Wider bezüglich Doppelpass geäußert. Seine Sorge betrifft nur die leidigen, beleidigenden und zum Teil hasserfüllten und aufgehetzten Diskussionen darüber.

    Ausgelöst von 5 Zeilen im Regierungsprogramm mit dem kleinen Wörtchen „angedacht“.

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