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Schlaflos wegen DFB

Um den Um- und Ausbau des Hotel Weinegg in Girlan für den Aufenthalt der Fußballer des DFB rechtzeitig fertigzustellen, wird dort beinahe rund um die Uhr gearbeitet. Lediglich von 1.30 bis 4.30 gilt Nachtruhe. Nicht für die Anwohner.

von Thomas Vikoler

Zwischen den Kickern des deutschen Fußballbundes (DFB) und Südtirol gibt es eine besondere Verbindung. Beinahe jedes Mal, wenn sie sich auf hiesigen Fußballplätzen vorbereiten, werden sie Weltmeister. So wie 2014 nach einem Trainingsaufenthalt im Passeiertal. Im kommenden Sommer gibt es wieder eine WM und der DFB hat – das steht seit September fest – wiederum, so wie 1990 und 2010, die Gemeinde Eppan als Trainingsquartier ausgewählt.

Das zeigt sich seit Anfang November auch beim Hotel Weinegg in Girlan, wo die deutschen Fußballer im Juni absteigen werden. Das Fünf-Sterne-Hotel wird derzeit großzügig umgebaut und erweitert. Bei Tag und bei Nacht. Der Eppaner Bürgermeister Wilfried Trettel hat am 9. Oktober eine Anordnung unterschrieben, die das ausdrücklich erlaubt.

„Die Arbeitszeiten, auch mit lärmerzeugenden Maschinen, dürfen von Montag bis Samstag in den Nächten vom 6. November 2017 bis zum 19. Jänner 2018 von 4.30 Uhr duchgehend bis 1.30 Uhr verlängert werden, ausgenommen vom 24. Dezember 2017 bis zum 26. Dezember 2017“, heißt es in Trettls Anordnung. Vom 19. Jänner bis zum 28. März darf dann von 7.00 Uhr bis 23.00 Uhr durchgehend gearbeitet werden.

Gabriele Morandell

Ist dieser beinahe infernalische Rhythmus auf der Hotelbaustelle überhaupt rechtlich erlaubt? Volksanwältin Gabriele Morandell kommt hin einem Brief an die Gemeinde Eppan zu einem gegenteiligen Schluss: Diese Genehmigung für ein privates Hotel – auch wenn die deutsche Fußballnationalmannschaft dort untergebracht wird – entspricht nicht der Absicht des Gesetzgebers und ist unannehmbar“, schreibt Morandell. „Die Ausdehnung der Arbeitszeiten wurde laut unseren Informationen grundsätzlich nur in Ausnahmefällen und ausschließlich für öffentliche Infrastrukturen oder zur Erhaltung der öffentlichen Sicherheit genehmigt“.

Ansonsten gelte, erinnert die Volksanwältin den Eppaner Bürgermeister, gelte im Sinne des Lärmschutzgesetzes grundsätzlich ein Nachtarbeitsverbot für lärmende Tätigkeiten von 22.00 bis 6.00 Uhr.

Doch offenbar wird der Umbau des Hotel Weinegg von der Gemeinde Eppan als ein solcher Ausnahmefall im öffentlichen Interesse betrachtet. Schließlich ist man Gastgeber der deutschen Fußballer auf WM-Kurs.

Den Briefverkehr der Volksanwältin mit der Gemeinde angestoßen hat eine Nachbarin der Großbaustelle. Sie konnte wegen des Baulärms nachts nicht schlafen und ist inzwischen vorübergehend zu ihren Eltern gezogen. „Ich bin nicht gegen Gäste und Hotelbauten, aber ich bin dagegen, dass drei Monate lang unser Schlaf gestört wird. Das ist nicht Ok“, klagt die Anwohnerin der Hotelbaustelle.

Mit „wir“ meint sie auch andere Anrainer, die ihre Forderung nach einer Änderung der bürgermeisterlichen Nachtarbeit-Erlaubnis aber aus Opportunismus (Fußballfans?) nicht unterstützt hätten. „Wir können nicht alles hinnehmen und einfach still sein“, sagt die Frau aus Girlan.

Bruno Moser, der Wirt des Hotels Weinegg, sieht die Angelegenheit naturgemäß anders. Für ihn ist die Arbeit am Rohbau während der Nacht notwendig, um den Hotelumbau termingerecht abwickeln zu können. „Je mehr wir weiterbringen, desto früher ist die Nachtarbeit vorbei“, sagt Moser. Alle Nachbarn seien – mit einer Ausnahme – damit einverstanden. Und schließlich habe es die Gemeinde erlaubt.

Zum Einwand der in ihrer Nachtruhe gestörten Nachbarin, wonach man mit den Arbeiten einige Monate früher beginnen hätte können, sagt der Hotelier: „Da hatten wir Saison und wir wollten die umliegenden Obstwiesen vor dem Staub der Baustelle bewahren“.

Und die Nachbarn vor dem nächtlichen Baulärm?

Moser hat für sie immerhin eine gute Nachricht. Weil man beim Rohbau so gut vorangekommen sei, könne dieser bereits vor Weihnachten fertiggestellt werden.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (4)

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  • guyfawkes

    Das Argument „Da hatten wir Saison…“ ist eine bodenlose Frechheit und eine Verhöhnung der Anrainer.

    Wenn das Umbauprojekt dermaßen umfangreich ist, dass – um einen bestimmten Termin einzuhalten – entweder
    A) die Saison vorzeitig beendet werden oder
    B) ILLEGAL in der Nacht gearbeitet werden muss,
    dann liegt es ja wohl auf der Hand dass einzig der legale Weg gewählt werden kann.
    Aber so sind sie halt unsere abgehobenen Hoteliers.

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