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Der Rally-Sieger

Sechs Tage, 1.000 Kilometer und eine Lambretta, die durch die Wüste Marokkos fährt. Der Neumarkter Thomas Mayer Dipauli gewann die erste Ausgabe der „Nomad Rally“. Im Interview beschreibt er, wie er zur Rally kam und was er dort erlebt hat.

TAGESZEITUNG Online: Herr Mayer Dipauli, vom 3. bis zum 13. November haben Sie an der „Nomad Rally“ für Lambretta-Fahrer in Marokko teilgenommen und sogar gewonnen. Wie kamen Sie auf die Idee, bei dieser Rally teilzunehmen?

Thomas Mayer Dipauli: Ein Kollege hat diese Rally auf Facebook gesehen und mich darauf aufmerksam gemacht, weil ich ein großer Fan von Vespas und Lambrettas bin. Ich mochte es schon immer, lange Fahrten zu unternehmen, beispielsweise nach Spanien oder Frankreich. Ich habe mich also dazu entschlossen mitzumachen, weil es schon alleine wegen der Landschaft interessant für mich war. Auch das internationale Teilnehmerfeld reizte mich. Franzosen, Engländer, Italiener – da waren viele Lambretta-Liebhaber dabei.

Woher kommt diese Begeisterung für diese alten Motorräder?

Meine erste Vespa kaufte ich mir mit 14 Jahren. Damals war es das billigste Motorrad und es entwickelte sich zu einer wirklichen Leidenschaft. Mittlerweile habe ich 30 Vespas und Lambrettas in meiner Garage stehen (lacht).

Die Rally war über 1.000 Kilometer lang und dauerte sechs Tage. Wie lief das Rennen genau ab?

Die Etappen waren im Durchschnitt 200 Kilometer lang, einige aber auch 300 oder 350 Kilometer. Um über die gesamte Strecke zu kommen, mussten wir einen Kanister Benzin mitnehmen, der für 200 Kilometer reicht. Dazu muss man ein GPS-Navi installieren. Die Veranstalter haben die Route für die Etappen am nächsten Tag raufgeladen. Die Navigation ist wesentlicher Teil des Rennens. Wir mussten nicht nur Straßen, sondern auch Wanderwegen oder freien Flächen entlang fahren. An einem Tag sind wir über 100 Kilometer nur über freie Flächen gefahren. Am ersten Tag gelang es mir, einen zehnminütigen Vorsprung herauszufahren. Am Ende des Rennens hatte ich knapp eine Stunde Vorsprung.

War die Rally gefährlich?

Ich bin schon ein paar Mal gestürzt, habe mich aber nie ernsthaft verletzt. Man überschätzt sich häufig. Zuerst ist die Schotterstraße noch fest und gut, und plötzlich fährt man im Sand, dann hat man keine Chance mehr zu lenken. Ein Teilnehmer hat sich am ersten Tag einen Arm gebrochen, also ganz so ungefährlich ist es nicht. Deshalb musste man auch Jacken und Hosen mit Protektoren anziehen, einen besonderen Helm, Brillen und Handschuhe, um den Sand entgegenzuwirken. Das war Pflicht.

Wurde es auch einmal langweilig?

Nein, überhaupt nicht (lacht). Die abwechselnde Landschaft war einfach überragend. Wir sind durch das Atlasgebirge gefahren, durch kleinere Dörfer und durch eine große leere Wüste. Es war eine andere Welt. Das hat mich unglaublich fasziniert.

Wie schnell konnte man auf dem unwegsamen Gelände fahren?

Es gab Straßen, auf denen man 80 oder 90 Stundenkilometer fahren konnte. Die Durchschnittsgeschwindigkeit war aber sehr nieder. Für eine Strecke von 200 Kilometer haben wir sechs Stunden gebraucht.

Eine Rally ist nie besonders billig. Haben Sie Sponsoren gesucht?

Man braucht nicht unbedingt Sponsoren. Die Einschreibung kostete 1.250 Euro – mit An- und Abreise sowie Verpflegung. Die Ausrüstung – also Schutzausrüstung, Motoren, Benzin und so weiter – musste man sich aber selbst bezahlen. Glücklicherweise hatte ich einen Kollegen, der Lambretta-Ersatzteile verkauft und mir den gesamten Motor spendiert hat.

Die Rally war also mehr nur eine Hobbyveranstaltung?

Natürlich kann man diese Rally von der Teilnehmerzahl her nicht mit den großen Vespa-Rennen bei uns vergleichen. Eine Lambretta-Rally gibt es nicht oft. Deshalb kann ich schon sagen, dass ich zu den Besten weltweit gehöre (lacht). Die Fahrer, die hier mitfahren, sind also keine Profis, sie sind aber talentiert und man nimmt die Sache schon ernst. Die Organisation und die Punktebewertung waren sehr professionell.

Haben Sie sich irgendwie auf das Rennen vorbereitet?

Ich habe nur einen neuen Motor für die Lambretta eingebaut. Sonst ist es bei uns schwer, ähnliche Strecken zu fahren, weil es verboten ist. So gesehen habe ich unvorbereitet gewonnen (lacht).

Die Lambretta ist nicht so kultig und bekannt wie eine Vespa. Hatten Sie durch das Rennen die Möglichkeit, sich mit anderen Liebhabern auszutauschen?

Ja und wir tauschen uns immer noch aus. Das Rennen ist jetzt fast zwei Wochen her, aber telefonisch haben wir untereinander immer noch Kontakt. Am Abend und beim Frühstück sind wir immer zusammengesessen. Auch während unserer restlichen Freizeit konnten wir etwas gemeinsam unternehmen. So sind Freundschaften entstanden.

War es Ihr erstes Rennen?

Ja, es war mein erstes Rennen. Ich habe mich aber bereits für das nächste Jahr eingeschrieben.

Interview: Markus Rufin

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