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„Fünf vor zwölf“

Das Alpenverein Südtirol (AVS) kritisiert die Ausbaupläne im Skigebiet Rosskopf und fordert eine öffentliche Diskussion.

Für das Skigebiet Rosskopf gibt es viele Pläne: neue Talabfahrt, Seilbahn-Verbindung über das naturbelassene Vallmingtal mit dem Skigebiet Ladurns und eine Lift- und Pistenverbindung nach Gossensass.

Am 22. August 2017 hat die Landesregierung nach zwei Jahren Wartezeit die Talabfahrt Rosskopf genehmigt, obwohl die Umweltverträglichkeitsprüfung dazu negativ ausgefallen ist. D

er Alpenverein Südtirol und die AVS-Sektion Sterzing mit ihren Ortsstellen weisen darauf hin, dass dies der Startschuss zu mehreren Umwelteingriffen und Landschaftsveränderungen am Rosskopf und darüber hinaus ist. Es sei fünf vor zwölf und somit höchste Zeit, die Sinnhaftigkeit der Ausbaupläne zu hinterfragen und öffentlich zu diskutieren.

Talabfahrt: zu niedrig, zu sonnig, keine Schneesicherheit

Neben der mangelnden Attraktivität – die geplante Talabfahrt soll die Brennerautobahn unterqueren – geht es grundsätzlich um die Sinnhaftigkeit einer Talabfahrt am Rosskopf: Die Piste soll von einer Höhe von 1.540 auf 958 Meter ins Tal führen und dreht sich im letzten Teilstück von der Nordostexposition im Startbereich auf einen sonnenexponierten Südhang.

Dabei haben es die letzten Winter vorgemacht: Unter 1.300 Meter gibt es aufgrund steigender Temperaturen statistisch gesehen keine Schneesicherheit mehr. „Daraus resultiert ein unverhältnismäßiger technischer und energetischer Aufwand zur Beschneiung,“ zeigt Klaus Bliem, Referatsleiter vom AVS-Referat für Natur und Umwelt auf.

„Die Talabfahrt soll Anfang Dezember bis Ende Februar in Betrieb sein. Dazu sollen zusätzlich 18.000 m³ Wasser für die Beschneiung durch ca. 76 Schneelanzen und 5 bis 6 Propellermaschinen aus dem Kraftwerk Maik entnommen und über eine Pumpstation im Bereich der Talstation auf den Rosskopf befördert werden.“ In dieselbe Kerbe hatte bereits der Umweltbeirat mit seinem negativen Umweltverträglichkeitsgutachten geschlagen: Es bestehe die große Wahrscheinlichkeit, dass die Schneesicherheit im untersten Pistenabschnitt trotz Beschneiung (!) nicht gewährleistet werden könne.

Landschaftliche Eingriffe

Zusätzlich macht der Bau der ca. 3000 Meter langen Talabfahrt Rodungen von ca. 2,7 Hektar Wald erforderlich sowie umfangreiche Erdbewegungen, Hangsicherungsarbeiten und mehrere Bachquerungen. Diese landschaftlichen Eingriffe werden im Beschluss der Landesregierung vom 22.8.2017 als gering beurteilt, „da es sich beim unteren Teil der geplanten Talabfahrt eher um einen Skiweg handelt, wodurch der Aufwand für die künstliche Beschneiung wesentlich verringert wird“. Bei dem genannten „Skiweg“ handelt es sich aber nur um die letzten 600 Meter der durchschnittlich 30 Meter breiten Piste. Leider konzentriert sich die Landesregierung in ihren Ausführungen nur auf diesen Abschnitt und lässt den Wasserbedarf für die Beschneiung des gesamten Pistenverlaufs völlig unberücksichtigt. Aus Sicht des AVS ist das zu kurz gedacht.

Skepsis an Ausbauplänen ist groß

Trotz allseits bekannter rückläufiger Skifahrerzahlen und dem Klimawandel halten Politik und Rosskopf GmbH am Bau der Talabfahrt und an den weiteren Ausbauplänen, insbesondere am Zusammenschluss Rosskopf-Ladurns, fest. Der fehlenden Akzeptanz bei der einheimischen Bevölkerung und den Steuerzahlern zum Trotz: Die Gegenstimmen sind zwar bisher nicht laut geworden, doch die Skepsis in Sterzing ist spürbar groß.

Der AVS und seine lokale AVS-Sektion Sterzing fordern daher, die Talabfahrt öffentlich zu diskutieren, und warnen vor der geplanten Verbindung der Skigebiete Rosskopf und Ladurns über die noch unversehrte Kultur- und Naturlandschaft des Vallmingtales. „Eine Skiverbindung wäre in keiner Weise mit den Grundprinzipen einer nachhaltigen Entwicklung unserer kostbaren Bergregion zu vereinbaren,“ meint Klaus Bliem. „Schließlich sollte bedacht werden, dass zahlreiche Gäste nicht nur zum Skifahren in die Region kommen, sondern auch zum Wandern. Intakte Naturlandschaft ist doch eine durch nichts zu ersetzende Grundlage für den Tourismus in unserem Land.“

 

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