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Auswärtige Gutachter

Der verstorbene Flüchtlingsjunge Adan

Die Obduktion der Leiche des kleinen Adan findet am Donnerstag kommender Woche statt. Mit einem Ergebnis ist nicht vor Februar zu rechnen.

von Thomas Vikoler

Ein Beweissicherungsverfahren ist gewissermaßen die Vorwegnahme eines Prozesses. Bereits in der Ermittlungsphase werden – unter Beteiligung aller Verfahrensparteien – die entscheidenden Beweise eingesammelt. In diesem Fall geht es um den Verdacht der fahrlässigen Tötung des 14-jährigen Flüchtlings Adan, der Anfang Oktober nach einer Operation im Bozner Krankenhaus verstarb.

Voruntersuchungsrichter Emilio Schönsberg hat nun den Termin für die Vereidigung seiner beiden Gutachter und die Durchführung der Obduktion im Bozner Spital festgelegt: Donnerstag, 16. November, 12.00 bzw. 14.00 Uhr.

Gleichzeitig steht nun fest, wer für das Gericht die Gutachten erstellen wird. Es sind, auch um Befangenheiten auzuweichen, zwei Fachleute von auswärts: Der Trienter Pathologe Mattia Barbareschi soll klären, woran der Bub gestorben ist. Bekanntlich war er wegen eines Beinbruchs (er war mit seinem Rollstuhl in Bozen gestürzt) in der Orthopädie operiert worden. Einen Tag später verstarb er in einer anderen Abteilung, zuvor hatte er das Spital wegen Atemproblemen aufgesucht. Die Namen von insgesamt zehn Ärzten des Krankenhauses wurden ins Ermittlungsregister eingetragen, neun Ärzte haben ein Beweissicherungsverfahren beantragt und werden entsprechend mit eigenen Sachverständigen an der Autopsie teilnehmen.

Der zweite Gutachter kommt ebenfalls aus Trient und heißt Sandro La Micela. Er ist Rechtsmediziner des dortigen Sanitätsbetriebs und soll etwaige Verantwortlichkeiten der an der Behandlung Adans beteiligten Ärzte herausfinden.

Richter Schönsberg geht davon aus, dass die Ergebnisse der beiden Gutachten nicht vor Februar kommenden Jahres vorliegen werden. Dafür erwartet er sich klare Aussagen über Todesursache und strafrechtliche Verantwortlichkeiten.

Die Eltern des kurdischen Flüchtlings, die inzwischen in Trient untergekommen sind (in Bozen stellten ihnen die Behörden bekanntlich keine Unterkunft zur Verfügung), haben inzwischen einen Antrag gestellt, die in der Bozner Pathologie eingelagerte Leiche ihres verstorbenen Sohnes zu sehen. Und sie hoffen, dass sie Adan nach der Obduktion am Donnerstag kommender Woche beerdigen können.

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