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„Wolf ist kein Kuscheltier“

Der deutsche Agrarminister will Wölfe schießen lassen. Derweil haben die Alpen-Bauern – darunter 70 Landwirte aus Südtirol – am Montag in München demonstriert.

von Artur Oberhofer

Christian Schmidt gab sich kämpferisch: „Die Zeit des Redens ist jetzt vorbei: Wir müssen die Bestände auch durch Abschüsse so regulieren, dass für Mensch und Nutztierhaltung keine Gefahr vom Wolf ausgeht“, sagte der deutsche Agrarminister am Wochenende.

Laut dem CSU-Politiker sei der Wolf ist „kein Kuscheltier“.

Als erster prominenter Politiker im Alpenraum fordert Christian Schmidt ein gezieltes Wolfsmanagement. In einem Brief an die EU bittet der Agrarminister um die Änderung des „strengen Schutzstatus“ für Wölfe in Deutschland, um die Abschüsse von Problemtieren zu ermöglichen.

Interessant: Durch die deutschen Wälder streifen „nur“ 500 Wölfe, in Italien sind es 2.000.

Indes wird der Widerstand gegen die Großraubtiere in den Wäldern größer. Am Montag gab es in München auch eine Demo gegen Wölfe und Bären.

Knapp 300 Bauern – darunter rund 70 aus Südtirol – haben in München auf ihre schwierige Situation wegen des Großraubwilds aufmerksam gemacht. Der Protest auf der Straße und ein entsprechendes Protestpapier richtete sich an die Adresse der Umweltminister aus den Alpenländern, die gestern in München tagten.

Besonders stark zeigte sich der Widerstand gegen den Wolf: Da er unter strengem Schutz steht und keine natürlichen Feinde hat, breitet er sich nahezu ungehindert aus. Darauf wies in München auch Oswald Schwarz hin. Schwarz ist Bergbauer aus dem Ultental und Vertreter der Bergbauern im Landesbauernrat des Südtiroler Bauernbundes. Er warnte:

„Es läuft auf ein Entweder-Oder hinaus: Entweder Almwirtschaft oder Wolf! Wenn es so weitergeht, werden viele Bauern auf eine Alpung ihrer Tiere verzichten. Die Folgen für die Almen selbst, die Bergbauern und das Landschaftsbild wären fatal.“

Der Südtiroler Bauernbund kritisert: Für die Umwelt-Minister scheinen die Probleme der Tierhalter mit dem Großraubwild kein Thema zu sein.Sie wollten stattdessen im Rahmen der EU-Strategie für den Alpenraum (EUSALP) ein Netzwerk zwischen Schutzgebieten, Biotopen und schützenswerten Umweltbereichen auf den Weg bringen. „Das aber würde die Ausbreitung des Wolfes noch weiter beschleunigen“, warnte der Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes Günther Felßner. Er ist der Meinung: „Was die Alpen lebens- und liebenswert macht, sind doch nicht Wolfsreviere, sondern unsere Weidetiere!“

So verwiesen viele Bauern darauf, dass die Herdenschutzprogramme im Alpenraum nicht nur teuer und aufwändig seien, sondern schlichtweg nicht funktionierten. Tiroler Bauernvertreter berichteten von gescheiterten Versuchen in Österreich. Auch der Südtiroler EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann sagte, er habe im Alpenraum bereits viele Orte mit Herdenschutzprogrammen besucht und festgestellt: „Es hat noch nirgends funktioniert!“

Mehrere Bauern verwiesen auf das qualvolle Ende der vom Wolf gerissenen Tiere und fragten sich, ob die den Wolf liebenden Tierschützer auch das Tierwohl der gealpten Tiere sehen? Eine Bäuerin zog den Schluss: „Wir bauen immer offenere Ställe für die Tiere, aber auch für die Besucher. Jetzt müssen wir sie – als Schutz vor dem Wolf – wieder zusperren.“

Die Losung in München: Die Politik müsse aufwachen.

Gemeinsam haben 26 Bauernverbände und Organisationen aus Südtirol, Österreich und Bayern nun ein Positionspapier an die EUSALP-Vorsitzende Ulrike Scharf übergeben.

 

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