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So nicht, Herr Holzer!

Foto: 123RF

Der Impfkritiker Reinhold Holzer rudert zurück und spricht jetzt von einem möglichen „Medikamentenunfall“ – und provoziert weiter. Ein Kommentar.

von Artur Oberhofer

Eines kann man Reinhold Holzer nicht absprechen: Er ist ein Idealist!

Der Vinschger ist zwar kein Arzt, er hat sich aber zeitlebens mit dem Thema Impfen auseinandergesetzt und dazu beigetragen, dass sich auch in Südtirol ein kritisches Impfpflicht-Bewusstsein entwickelt hat. Das ist gut so. Und es ist gut und richtig, dass sich Eltern informieren, bevor sie ihre Kinder zur Impfung bringen.

Wo Reinhold Holzer und seine Mitstreiter ebenfalls Recht haben:

Das neue Impfgesetz (mit Impfungen gegen banale Kinderkrankheiten, die wir ältere Semester alle locker weggesteckt haben) ist ein Wahnsinn! Die Impfungen noch dazu mit dem Recht auf den Kindergarten- oder Schulbesuch zu verknüpfen, war ein Wahnsinn zum Quadrat. Dass Reinhold Holzer und seine Mitstreiter dagegen kämpfen, ist verständlich – und richtig und gut!

Und jetzt sind wir beim „aber“:

Reinhold Holzer muss sich auch dessen bewusst sein, dass er – erstens – nicht die Wahrheit gepachtet hat. Er ist Idealist, aber kein Arzt! Es gibt viele Argumente für die Impfung (auch wenn Pharma-Riesen damit viel, viel Geld verdienen). Es gibt auch Argumente dagegen. Es geht, im Prinzip, einzig und allein um das Abwägen von Risiken und Vorteilen.

Reinholz Holzer in St. Martin in Passeier (Foto: Rai Südtirol)

Vor diesem Hintergrund der schlussendlichen Ungewissheit wäre es wünschenswert, dass sich die Institutionen und die Impfkritiker nicht gegenseitig bekriegen, sondern dass sie den Menschen bei der schwierigen Entscheidungsfindung beistehen.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es Reinhold Holzer (den ich persönlich kenne, und der ein liebenswerter Mensch ist) und seinen Mitstreitern nicht in erster Linie um das Allgemeinwohl, sondern darum geht, Nebelkerzen zu werfen, die Menschen zu verunsichern, anstatt aufzuklären! Wenn man sich die Facebook-Seiten der Impfgegner ansieht, hat man das Gefühl, es – mit Verlaub – mit einer sektenartigen Vereinigung zu tun zu haben (eine unserer ehemaligen Mitarbeiterinnen hat, beispielsweise, im Netz dazu aufgerufen, das TAGESZEITUNG-Abo zu kündigen, weil wir ein Interview mit einem Uni-Professor veröffentlicht haben, der zum Impfen geraten hat).

Die Foren werden von „öffentlich“ auf „geheim“ gestellt. Warum? Was gibt es zu verstecken?

Die TAGESZEITUNG hat seit jeher Impf-Befürwortern und -Kritikern breiten Raum gegeben, weil es richtig ist, die Thematik zu vertiefen. Weil es logisch und zweckmäßig ist, dass beide Seite zu Wort kommen.

Das Thema ist zu delikat, es beschäftigt die Eltern. Daher wollen wir auch als Zeitung und Online-Portal informieren. Aber wir wollen nicht in die eine oder andere Richtung schüren.

Reinhold Holzer und sein neuer Busenfreund, der „Landesrat für Impffragen“ Andreas Pöder, sollten sich – das ist ein freundschaftlicher Rat – etwas zurücknehmen.

Was mich persönlich stört, ist der Umstand, dass Reinhold Holzer den tragischen Fall des 9-jährigen Mädchens aus einer Burggräfler Gemeinde als vermeintlichen Trumpf gegen die – zugegeben – ein bisschen arroganten, selbstgefälligen Bosse im Gesundheitsbetrieb ausgespielt hat. Ganz nach dem Motto „Hurra! Wir haben jetzt den Beweis!“ Das ist, mit Verlaub, zum Kotzen.

Und den verzweifelten Eltern des Kindes, das glücklicherweise außer Lebensgefahr ist, ist damit sicher nicht geholfen.

Ganz nebenbei spricht vieles dafür, dass man es im konkreten Fall nicht mit einem Impfschaden zu tun hat (siehe dazu die Print-Ausgabe der TAGESZEITUNG am Samstag).

Was außerdem befremdet: Reinhold Holzer provoziert weiter!

Auf Facebook hat er folgenden Text gepostet:

Den Menschen, insbesondere den verunsicherten Eltern in Südtirol, lieber Herr Holzer, wäre mehr geholfen, wenn man/frau zur Sachlichkeit zurückkehren könnte.

Daher die Bitte:

Es geht nicht darum, ob die „Fliege“ Schael oder der „Guru“ Holzer Recht hat:

Es geht darum, den verunsicherten Eltern die Ängste zu nehmen – und sie bestmöglich zu informieren. Es geht nicht um Holzer, Pöder oder/und Schael. Es geht um unsere Kinder.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (27)

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  • schwarzesschaf

    Ich wäre froh gewesen wenn mich meine Eltern gegen Mumps geimpft hätten Resultat auf einem Ohr Taub wegen Mumps und wer sagt das ist eine einzel Fall da muss ich leider sagen 1 von 100 Kinder passiert das, also ich werde meine Kinder impfen. denn das Risiko ist da geringer als bei Mumps das etwaspasssiert

  • andreas

    In seinem FB Post fordert Holzer, dass die Krankengeschichte des Kindes veröffentlicht werden muss, da die Öffentlichkeit laut ihm ein Recht darauf hat.
    Der Mann hat scheinbar den Bezug zur Realität verloren und wirkt wie ein ideologischer Spinner.

    Der Kommentar von Oberhofer ist schwach, er urteilt selbst über etwas, ohne es zu begründen, und macht damit genau das, was er Holzer vorwirft.

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