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Meraner Geheimnis

Das unter Beschuss geratene Bewerbungsschreiben Merans als Kulturhauptstadt 2020 wird gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Wie die Stadtregierung nach dem Aufschrei der SVP den Text in aller Eile überarbeitet hat und was Vize-Bürgermeister Andrea Rossi zur Polemik sagt.

von Karin Gamper

Die deutschsprachigen Südtiroler als hinterwäldlerische Tölpel, die Italiener als unterjochte Minderheit: dieses Bild hat offenbar der grüne Vize-Bürgermeister Andrea Rossi im Begleitschreiben zur Bewerbung Merans als Kulturhauptstadt Italiens 2020 gezeichnet und sich damit den Vorwurf des Nationalismus eingehandelt.

Ob in dem mittlerweile revidierten Schreiben tatsächlich von Hinterwäldlern, reichen Südtirolern und armen Italienern die Rede ist, will von offizieller Seite niemand bestätigen.

Das Begleitschreiben wird im Rathaus gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Kabinettchef Lukas Elsler winkt ebenso ab wie der Vize-Bürgermeister selbst.

Die Geheimniskrämerei geht so weit, dass das Dokument   auf Nachfrage nicht einmal den Gemeinderäten ausgehändigt wurde. „Es handelt sich um einen Entwurf, der mittlerweile überarbeitet wurde und am Freitag offiziell bei einer Pressekonferenz vorgestellt wird“, blockt der Vize-Bürgermeister.

Er weist den Vorwurf, ein schwarzer Wolf im grünen Schafspelz zu sein, weit von sich. „Das Ganze ist eine Frage der unterschiedlichen Empfindsamkeiten der beiden Sprachgruppen“, kommentiert Andrea Rossi die nach dem Aufschrei der SVP aufgeflammte Polemik. Im Dokument habe nichts von Hinterwäldlern gestanden und schon gar nicht würden die deutsche und die italienische Sprachgruppe gegeneinander ausgespielt.

Im Gegenteil: „Meran wird als Brücke zwischen Italien und Europa präsentiert“, gibt sich Rossi philosophisch. Er betont, dass der Text nun gemeinsam mit der SVP überarbeitet wurde. „Wir waren offen für die Einwände, die neue Version entspricht nun den Vorstellungen aller“, sagt Rossi.

Die neue Version des Begleitschreibens wird noch im Laufe des heutigen Tages nach der Begutachtung im Stadtrat in die römischen Ministerien gesandt und am Freitag bei einer Pressekonferenz offiziell vorgestellt.

Eine Jury, die aus Fachleuten besteht, wird die Bewerbungen sichten und eine Reihung der zehn erstplatzierten Städte vornehmen. Diese werden zu einem ausführlichen Gespräch nach Rom eingeladen. „Im Jänner 2018 werden wir dann wissen, ob sich Meran 2020 Kulturhauptstadt Italiens nennen kann“, weiß Rossi.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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