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Chaos & wildes Parken

Viel mehr Autos als die Parkplätze fassen können. Die Folge: Chaos und wildes Parken. In Prags gibt es Mitte August fast kein Durchkommen mehr.

von Silke Hinterwaldner

Zwischen Bruneck und der Autobahnausfahrt Vahrn, zwischen Innichen und Toblach, auf der Straße in Richtung Cortina, aber auch hinein in das Pragsertal: An Spitzentagen im Hochsommer stehen die Autos praktisch überall Stoßstange an Stoßstange.

Der Verkehr macht Einheimischen wie Gästen gleichermaßen zu schaffen.

Auch Erwin Steiner stöhnt.

Der Vizebürgermeister von Prags ist im Brotberuf Bergführer und muss sich zwangsläufig immer wieder ins Getümmel stürzen.

Er sagt: „Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass diese Menge an Verkehr noch gut für den Tourismus hier im Land ist.“

Vor zehn Tagen hatte die Weißlahn-Mure vor allem in Schmieden verheerende Schäden angerichtet, in der Folge blieb die Straße nach Prags für einige Tage gesperrt.

Sobald die Straße wieder für den Verkehr geöffnet wurde, strömten tausende Touristen in das Pragsertal. Ihr Ziel ist vorzugsweise der Pragser Wildsee, Jahr für Jahr steigen dort die Besucherzahlen.

Im vergangenen Sommer wurde nahe dem Hotel am See ein großer Parkplatz eröffnet, aber der reicht längst nicht aus, um dem Touristenansturm gerecht zu werden. Außerdem macht das gerichtliche Nachspiel den Gemeindeverwaltern zu schaffen: Weil der Parkplatz praktisch über Nacht errichtet wurde, ohne alle dafür notwendigen Genehmigungsschritte abzuwarten, beschäftigen sich seitdem die Gerichte damit.

Im Rathaus von Prags ist man nach dieser Erfahrung viel vorsichtiger geworden: Ein Verkehrskonzept soll im Herbst präsentiert werden, ein großer Auffangparkplatz bei der Straßengabelung hinter dem Tuscherhof ist zwar praktisch fertig, aber er darf heuer nicht genutzt werden. Dafür fehlen die Genehmigungen.

Im vergangenen Sommer hatte man von dort aus viele Tagestouristen mit einem Shuttlebus zum See gebracht. Aber das geht jetzt nicht mehr.

Die Folge: Die Autofahrer stehen im Stau, sie finden keinen Abstellplatz, machen wieder kehrt oder parken ihr Fahrzeug einfach wild irgendwo am Straßenrand oder im Wald. Schätzungsweise sind an den Spitzentagen vor Ferragosto doppelt so viele PKW nach Prags gekommen, als die offiziellen Parkplätze fassen können. Chaos vorprogrammiert.

„Das ist ein Skandal“, sagt ein Beobachter Kopf schüttelnd. Und er fügt hinzu: „Was tut man, wenn ein Rettungseinsatz notwendig wird? Die Rettungsfahrzeuge kommen nicht mehr durch.“

Und tatsächlich hat man in Prags zwar versucht, den Verkehr in die richtigen Bahnen zu lenken. Aber das gelingt nicht. Viele Tagesausflügler fahren einfach an der roten Ampel vorbei, die anzeigt, dass die Parkplätze voll belegt sind. Sie achten auch kaum auf die Hinweisschilder, die angebracht wurden. Der Ansturm ist so groß, dass viele so weit fahren, wie sie können.

„Es ist wirklich unglaublich“, sagt Vizebürgermeister Steiner, „wie manche Touristen sich verhalten. Bisher hat die Gemeindepolizei zwar keine Strafen ausgestellt, aber das wäre in manchen Fällen wirklich angebracht.“

Bereits im Frühjahr waren die Pragser selbst darauf hingewiesen worden, dass sie sich auf einen weiteren Sommer im Verkehrschaos gefasst machen müssen. „Der Gemeinderat hat die Bauleitplanänderung für den Auffangparkplatz bereits beschlossen“, sagt Steiner, „aber noch ist er nicht in Betrieb. Im kommenden Jahr wird das sicher anders werden.“

Und trotzdem, fügt er hinzu, der große Ansturm auf den Pragser Wildsee beschränkt sich auf zwei Wochen Mitte August, vorher und nachher ist die Situation überschaubar. „Für diesen kurzen Zeitraum braucht es eine punktuelle Lösung“, erklärt der Vizebürgermeister.

Das Konzept zur Entwirrung des Verkehrschaos soll im Herbst vorgestellt und dann umgesetzt werden: Damit das Pragsertal zumindest im nächsten Sommer mehr Luft zum Atmen hat.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • andreas

    Und wo ist das Problem einen Polizisten an einem geeigneten Ort hinzustellen, welcher mit einer Absperrung keinen mehr durchlässt, so wie es in Bozen bei Überfüllung geschieht?
    Und wenn jemand meint er muss zu lange warten, soll er halt ein anderes Mal kommen.
    Das geht aber natürlich nicht, wenn man jede 1,50 Euro für ein Eis von jedem Touristen haben will.
    Bei Überfüllung ist es üblich zu sperren.

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