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Die OneCoin-Sorgen

Nach der Millionen-Strafe gegen OneCoin und der Feststellung eines Pyramidensystems müssen die Südtiroler Mitglieder umso mehr um ihr investiertes Geld bangen.

von Heinrich Schwarz

Rebecca Berto weiß: „Nachdem die Wettbewerbsbehörde jetzt ihre Ermittlungen gegen OneCoin abgeschlossen und Strafen verhängt hat, beginnt die interessante Arbeit erst so richtig. Denn die Verbraucher müssen schauen, ob und wie sie ihr Geld zurückbekommen können“, so die Mitarbeiterin des Europäischen Verbraucherzentrums (EVZ) in Bozen.

Zweifelsohne sind in Südtirol tausende Menschen in die angepriesene Kryptowährung OneCoin eingestiegen oder sind zumindest mit ihr in Kontakt gekommen. Wer Geld in OneCoins gesteckt hat, weil ihn die Aussicht auf eine hohe Wertsteigerung verlockt hat, muss sich nun vor einem Totalausfall fürchten.

Auf der ganzen Welt gehen die Behörden gegen das Milliarden-Geschäft OneCoin vor – gegen Verantwortliche laufen Ermittlungen wegen Betrugsverdacht.

Die italienische Wettbewerbsbehörde AGCM hat mit einer Strafe in Höhe von 2,58 Millionen Euro gegen OneCoin-Firmen (und jeweils 5.000 Euro gegen drei Betreiber von OneCoin-Werbeseiten) jetzt für einen neuen Meilenstein gesorgt, wie die TAGESZEITUNG berichtete: Nach monatelangen Ermittlungen ist die AGCM zum Schluss gekommen, dass es sich bei OneCoin um ein Pyramidensystem handle.

„In Wirklichkeit war die Kryptowährung OneCoin der Deckmantel für ein System, dessen ausschließliches Ziel die Aufnahme neuer Konsumenten war“, heißt es im Ermittlungsbericht. Mit der bekanntesten Kryptowährung Bitcoin sei OneCoin keineswegs zu vergleichen.

Für Südtirol ist der Fall OneCoin besonders brisant. Einige Südtiroler bauten sich ein internationales Netzwerk auf und verdienten laut OneCoin-nahen Webseiten hohe sechsstellige Dollar-Beträge – pro Monat. Möglich wurde dies durch ein mehrstufiges Bonus-System bei der Anwerbung neuer Mitglieder.

Auch viele andere Südtiroler, die fleißig beim Anwerben waren, verdienten bares Geld. Der Großteil aber könnte durch die Finger schauen und auf der digitalen Währung sitzen bleiben. Mit OneCoins kann man im Gegensatz zu Bitcoins nämlich so gut wie gar nichts anfangen. Da nützt es auch wenig, wenn die OneCoins virtuell an Wert gewonnen haben.

Ein Kommentar auf der Facebook-Seite der TAGESZEITUNG spricht Bände, wie es jetzt vielen geht: „Mich interessiert, ob mein Geld nun weg ist und wie ich ohne Hilfe meines Sponsors rankomme. Er antwortet nicht und ich habe keine Ahnung von dem Zeug. Habe es damals nur ihm zuliebe gemacht.“

Was können Betroffene nun tun?

„Sie sollten bei demjenigen, der sie in das System hineingezogen hat – also beim Promotor bzw. Sponsor – das Geld zurückfordern, indem sie ein Schreiben verfassen. Eine Kopie davon sollte auch an den OneCoin-Sitz in Bulgarien geschickt werden. Das Schreiben sollte Informationen über den Tag der Anwerbung, die überwiesene Summe und das entsprechende Konto enthalten“, erklärt Rebecca Berto.

Sie weiß selbst, dass die Aussichten auf Erfolg schlecht stehen. „Aber auf jeden Fall bringt man so etwas auf den Weg“, betont die Verbraucherschützerin.

Das Problem in vielen Fällen: Auf OneCoin-Veranstaltungen seien Beträge häufig in bar und ohne Quittung übergeben worden.

Aber auch in jenen Fällen, wo das Geld überwiesen wurde, stellen sich wohl große Probleme. Denn das Geld blieb in der Regel nicht auf einem fixen Konto liegen, sondern wurde im Ausland hin- und hergeschoben.

Bestes Beispiel sind die Enthüllungen der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin): Im Auftrag von OneCoin ließ sich eine Firma das Geld von Anlegern „auf wechselnde Bankkonten bei verschiedenen Kreditinstituten überweisen und leitete die Gelder an Dritte insbesondere auch außerhalb Deutschlands weiter.“ Zwischen Dezember 2015 und Dezember 2016 wurden rund 360 Millionen Euro angenommen. Nur 29 Millionen liegen noch auf den Konten, die die BaFin eingefroren hat.

„Eine Chance, sein Geld zurückzubekommen, bietet sich wohl nur dann, wenn die Bankbewegungen rekonstruiert werden können. Da braucht es aber wirklich Geduld und Hartnäckigkeit. Eventuell könnte man bei seiner Bank fragen, ob das Konto, auf das man sein Geld überwiesen hat, noch offen ist“, sagt Rebecca Berto.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (17)

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  • andreas

    @realtaet
    Dein Vergleich Sparkassenaktien – Onecoin hinkt wohl gewaltig.
    Es gibt nachvollziehbare Gründe, warum Sparkassenaktien einen bestimmten Wert haben, was bei Kryptowährungen nicht der Fall ist, welche in irgend einem Hinterzimmer zusammengebastelt werden.

    Und auch wenn unser Geldsystem Fehler hat, Kryptowährungen lösen dies gewiss nicht, da kannst du noch so viele Tretboote am Gardasee ausleihen können, was ja nur bedeutet, dass der Betreiber an dieser Schattenwirtschaft beteiligt ist.
    Es ist eine Möglichkeit Geld zu verdienen, da die Zukunft dieser Währungen ungewiss und es anscheinend genügend Glücksritter gibt, welche einsteigen.
    Das „Geld“ ist rein virtuell und hat nur so lange einen „Wert“, so lange die stark begrenzte Anzahl an Glücksrittern untereinander daran glauben.

    Genau so könnten wir anfangen mit Edelweiß zu handeln und denen einen Wert von z.B. 100 Euro geben.

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