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Gefälschte Dokumente

Die Polizei hat in Bozen einen Mann aus Ghana aus einem Flixbus geholt, dessen Dokumente allesamt gefälscht waren. Woher er sie hatte, bleibt unklar.

Von Thomas Vikoler

Deutschland ist für viele Flüchtlinge aus Afrika das Ziel aller Träume.

Wohl auch für den 30-jährigen Mann aus Ghana, der am Montag in der Bozner Südtirolerstraße in einen Flixbus stieg. Ziel der Reise: München.

Flixbusse bzw. deren Passagiere sind seit einiger Zeit besonders im Visier der Polizei. Nicht nur an den Grenzübergängen aus Deutschland werden die Fahrgäste besonders genau überprüft, sondern offenbar auch in Bozen.

Auf jedem Fall überprüften zwei Beamte der Bozner Quästur die Dokumente des Afrikaners. Sie zweifelten sofort an der Echtheit des italienischen Personalausweises des Mannes, am 29. März ausgestellt von der Gemeinde Rom.

Die Beschaffenheit des braunen Papiers des Dokuments unterschied sich von den üblichen Identitätskarten. Und auch sonst hielten die Beamten das Dokument, das auf den Namen Francis Amohama aus Kumasi in Ghana ausgestellt war, suspekt. Außerdem enthielt der Personalausweis die Anmerkung, dass er nicht für die Ausreise aus Italien verwendet werden dürfte.

Das einzige was offenbar echt war an dem Ausweis war das Foto des Inhabers.

Die Überprüfung weiterer Dokumente, die der Mann mit sich führte, ergab ebenfalls Ungereimtheiten: Die Aufenthaltsgenehmigung wies in der Unterschrift einen Namen auf, die nicht zur genannten Person passte: Hassan statt Francis. Und schließlich stellte sich heraus, dass die staatliche Reisegenehmigung („titolo di viaggio per stranieri“) nicht die vorgesehenen Stempel aufwies.

Ergebnis: Alle Dokumente, die Francis Amohama mit sich führte, waren gefälscht. Offenbar mit dem Ziel des Inhabers, mit ihrer Hilfe nach Deutschland zu gelangen.

Obwohl laut Gesetz nicht zwingend vorgesehen, verhafteten die Bozner Polizeibeamten den Mann aus Ghana wegen des Verdachts der Dokumentenfälschung.

Am Mittwoch schloss er am Landesgericht Bozen in einem Schnellverfahren einen gerichtlichen Vergleich zu diesem Tatbestand über ein Jahr Haft auf Bewährung ab.

Daraufhin wurde der Mann wieder auf freien Fuß gesetzt.

Von wem er die gefälschten Papiere erhalten und wie viel er dafür bezahlt hatte, sagte Francis Amohama dem Richter nicht. Der Fund der Polizei im Flixbus deutet auf jedem Fall daraufhin, dass sie für Flüchtlinge (der Mann aus Ghana genießt in Italien laut gefälschter Aufenthaltsgenehmigung humanitären Schutz) unschwer zu beschaffen sind. Auch wenn die Fälschungen, wie in diesem Fall, ziemlich dilettantisch gemacht wurden. Auf jedem Fall wird jemand damit Geld verdient haben.

Immerhin hat die Bozner Quästur herausgefunden, dass es einen Francis Amohama gibt, der in Italien einen Asylantrag gestellt hat.

Angesichts der nun gegen ihn verhängten Haftstrafe sind die Chancen gering, dass er angenommen wird.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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