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„Reinste Schikane“

Ein Jugendlicher aus Eppan will in Verona den Führerschein machen, darf es aber nicht. Die Begründung: „Südtirol gehört nicht mehr zu Österreich-Ungarn.“

von Markus Rufin

Lutz Dentinger ist 18 Jahre alt, kommt aus St. Pauls/Eppan und arbeitet momentan in Bardolino, einer Gemeinde am Gardasee. Eigentlich wollte er dort den Führerschein machen, er darf es aber nicht, weil Südtirol nicht mehr österreichisch sei.

Doch von Anfang an:

Nachdem der junge Mann das ärztliche Zeugnis in Südtirol gemacht hatte, gab er die Dokumente an das Motorisierungsamt in Verona weiter. Das Problem: Dentingers Hausarzt füllte das ärztliche Zeugnis nur in deutscher Sprache aus. Diese Dokumente müssten eigentlich in beiden Sprachen ausgefüllt werden, auch wenn nur Name, Geburtsdatum und ein paar Kreuzchen einzutragen sind.

Das Motorisierungsamt in Verona lehnte das ärztliche Zeugnis ab, blieb trotz Intervention stur und lieferte sogar eine Begründung. In dieser heißt es wörtlich: „Abgelehntes Zeugnis: Lassen Sie sich den Teil in Italienisch von Ihrem Arzt ausfüllen, denn Trentino-Südtirol ist seit 1918 nicht mehr Teil des Österreichisch-Ungarischen Imperiums.“

Abgesehen davon, dass Südtirol erst 1919 zu Italien kam, ist eine Ablehnung legitim. Die Motorisierung durfte das Dokument nicht annehmen.

Lutz Dentinger sieht in dieser Aktion trotzdem reinste Schikane: „Die Verantwortlichen müssten eigentlich nur ablesen, welche Wörter im deutschen Teil stehen. Man muss nichts übersetzen. Auch wenn sie es nicht akzeptieren dürfen, müssen sie nicht eine solche Begründung abliefern.“

Dennoch muss sich der Führerscheinneuling das ärztliche Zeugnis noch einmal ausstellen lassen. „Die Fahrschule hat die nötigen Dokumente nach Südtirol geschickt, wo nun alles richtig bearbeitet werden soll“, erklärt Dentinger. Durch die Ablehnung des Motorisierungsamtes geht dem jungen Eppaner nicht nur Zeit, sondern auch das Geld für das Zeugnis und die nötigen Stempelmarken verloren.

Ein solcher Umgang ist im Veneto offenbar nicht unüblich. Auch die Fahrschule in Bardolino zeigte sich entrüstet. „Die Fahrschulen werden von den Motorisierungsämtern ständig behindert. Eine solche Geschichte haben sie aber noch nie erlebt. Als die Mitarbeiter der Fahrschule die Begründung das erste Mal gelesen haben, mussten sie lachen. Sie können aber in diesem Fall leider nicht eingreifen“, so Lutz Dentinger.

Er wird nun weiter an seinen Führerschein arbeiten – und damit diesmal alles klappt, macht er das ärztliche Zeugnis gleich in Bardolino.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (13)

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  • andreas

    Die Ablehnung der Veroneser ist lustig und es gibt keinen Grund hier irgend eine Schikane zu reklamieren.
    Die Annahme, dass sich die Welt nur um Südtirol und die Befindlichkeiten seiner Bevölkerung dreht, ist falsch.

  • erich

    Wo ist hier eine Schikane? Das wird dir wohl der Hausverstand sagen, dass in einer Italienischen Stadt in einem rein Italienischem Amt ein Dokument in deren Muttersprache abgegeben werden muss. Was ist das für ein Journalismus der aus einem solchen Topfen eine Schlagzeile macht.

    • meintag

      Da wir in Europa leben und auch Österreicher oder Deutsche in Italien arbeiten wäre es interessant zu erfahren ob es bei Diesen auch vorkommt. Aber da hätte man sicher Angst des Betreffende würde sich an die jeweilige Botschaft wenden.

  • sigmundkripp

    an den Herrn Redakteur Rufin: nachdem es in diesem Artikel um Übersetzungen geht, möchte ich bemerken, dass die Übersetzung für „Impero Austro-Ungarico“ nicht „Österreichisch-Ungarisches Imperium“ lautet, sondern „Kaiserreich Österreich-Ungarn“. Das sollten Sie als Südtiroler doch wissen!

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