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Die Glasfaser-Fusion

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Die aus der Brennercom hervorgegangene Infranet AG und die Breitband-Gesellschaft von Alperia werden zusammengelegt. Die Hintergründe.

von Heinrich Schwarz

Von den 116 Gemeinden in Südtirol sind im Breitbandbereich 112 als weiße Flecken eingestuft. Das heißt, sie sind von Marktversagen betroffen: Private Unternehmen haben kein Interesse, in den peripheren Gebieten moderne Infrastrukturen für schnelles Internet zu errichten. Also muss die öffentliche Hand her, um allen Südtiroler Bürgern und Unternehmen hohe Internetgeschwindigkeiten (laut EU-Ziel 30 Megabit pro Sekunde bis 2020) zu garantieren.

Das Land ist seit Jahren aktiv – es ist aber noch immer sehr viel zu tun. Und inzwischen kann man schnell den Überblick verlieren, wenn es um das Glasfasernetz geht.

Um es zusammenzufassen: Derzeit ist das Land für die Errichtung der Hauptleitungen bis zu den Knotenpunkten zuständig, während die Rundfunkanstalt RAS Letztere installiert. Für die letzte Meile, also für die Anbindung zu den einzelnen Gebäuden, sind dann die Gemeinden zuständig. Daneben besitzt die öffentliche Gesellschaft Infranet seit kurzem die Netze der Brennercom. Und auch Alperia mit dem Land als Mehrheitseigentümer kümmert sich um den Glasfaserausbau.

Jetzt wird das dem Land zu bunt – vor allem aber zu teuer und zu ineffizient. In einem aktuellen Beschluss der Landesregierung, in dem Leitlinien für den landesweiten Aufbau von ultraschnellen Breitband- und sogenannten NGA-Netzen definiert sind, heißt es etwa, dass es „auch unter dem Gesichtspunkt der Kostensynergien, der Einsparung der Verwaltungskosten sowie der Effizienz- und Wertsteigerung sinnvoll und zielführend erscheint, die derzeit auf verschiedene im Land aktiven Körperschaften zersplitterten Kompetenzen und unbeweglichen sowie beweglichen Güter in einer einzigen Gesellschaft zu bündeln.“

Die Bündelung aller Zuständigkeiten in einer zentralen Einrichtung führe „zu einer besseren, rascheren, effizienteren sowie kostengünstigeren Breitbandabdeckung“. Die Zusammenführung erfolge, „um unnötigen parallelen Ressourceneinsatz zu vermeiden und die öffentliche Finanzierung tendenziell zu eliminieren.“

Eine zentrale Rolle kommt in den Plänen des Landes der Infranet AG zu. Die Gesellschaft ist aus der Brennercom-Affäre hervorgegangen. Während der Athesia nun die Brennercom mit dem wirtschaftlich interessanterem Telekommunikationsbereich gehört, ging das Glasfasernetz samt Personal an die neugegründete Infranet. Das Land hält 83 Prozent der Aktien.

Infranet mit Präsident Philipp Moser ist zu Jahresbeginn operativ gestartet und hat sich zum Breitband-Ansprechpartner für die Gemeinden entwickelt. Projekte, Finanzierungspläne und Verträge mit Providern werden gemeinsam erarbeitet.

Laut dem aktuellen Beschluss der Landesregierung soll es denn auch Infranet sein, das alle im Eigentum des Landes befindlichen Infrastrukturen bündeln soll – und zwar mittels Kapitalerhöhung durch Sacheinlage. Auch sollen an Infranet alle derzeit verstreuten Zuständigkeiten übertragen werden.

Am Ende dieser geplanten Phase bleiben noch Infranet und Alperia mit ihrer Tochtergesellschaft Alperia Fiber als öffentliche Player im Breitbandbereich übrig.

Auch hierzu steht der Plan der Landesregierung nun fest. Ziel müsse es in einem zweiten Schritt sein, „die in der Infranet AG vorhandenen und einzubringenden Ressourcen mit dem entsprechenden Betriebszweig in der Alperia AG zusammenzuführen.“ Es entstehe somit ein „tragfähiger Player, der die Ziele der Landesregierung in effizienter und verlässlicher Weise umsetzen kann“, heißt es im aktuellen Beschluss.

Landeshauptmann Arno Kompatscher und IT-Landesrätin Waltraud Deeg wurden ermächtigt, die Maßnahmen zur Zusammenlegung von Infranet und Alperia Fiber in eine einzige Gesellschaft zu ergreifen.

Auch längerfristig hat die Landesregierung bereits einen konkreten Plan, der allerdings noch nicht per Beschluss festgelegt wurde:

Die Gesellschaft soll sich auch um die Glasfasernetze in den Gemeinden kümmern. Mit Gemeinden, die die letzte Meile bereits realisiert haben, könnte eine Ablöse vereinbart werden.

Hintergrund ist das große Ziel, ganz Südtirol schnelles Internet zu akzeptablen Preisen garantieren zu können. Verwaltet das Land über eine einzige Gesellschaft das gesamte Netz, kann es den interessierten Service-Providern eine klare Bedingung stellen: Das Netz wird nur dann zur Verfügung gestellt, wenn der Provider die Verpflichtung eingeht, ein Standardangebot für jeden Kunden in Südtirol vorzusehen.

Ob das bis 2020 klappt, ist aber äußerst fraglich.

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