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Wilde Maus

Die Wilde Maus ist eine Achterbahn am Prater. Zur Achterbahn kann das Leben werden, wenn die Realität zuschlägt, erzählt Hader in seinem ersten Film.

von Renate Mumelter

Die „Wilde Maus“ musste monatelang zuwarten, bis sie nach Südtirol durfte. Es hätte sein können, dass der Film von Italien gekauft wird, dann hätte er vorher in Südtirol nicht gezeigt werden dürfen. Die Regeln des Marktes. Aus einem italienisch synchronisierten Hader wurde dann  – wie zu erwarten – doch nichts, und jetzt ist die Maus endlich da.

Als Georg läuft Hader in seinem ersten Film Amok. Erfolglos, denn er bringt niemanden um, und der eigene Selbstmord will auch nicht gelingen. Hader erzählt bloß eine Entblößung. Die ist im Film auch real, genauso wie die symbolträchtige Achterbahn.

Erzählt wird vom Musikkritiker Georg, der bis zu seiner Kündigung angenommen hatte, er wäre eine Instanz, nach der das Publikum giert. Das ist nicht der Fall. Darüber, dass er als Instanz auch Leben ruiniert hat, macht er sich keine Gedanken. Fakt ist, dass Georg zu teuer ist. Über seine neue Arbeitslosigkeit schweigt er lieber, Enttäuschung und Wut wandelt er in Aggression um. Der Realität will er sich nicht stellen. Wie viele Männer übrigens. Aber auch rund um Georg gibt es wenig Realität. Niemand will sehen, was Fakt ist – ein Altersunterschied beispielsweise, welcher der großen Liebe im Weg steht, gelebte Jahre, die es schwer machen, Kinder zu bekommen, eine Partnerschaft, die in Egosimen ersäuft.

In „Wilde Maus“ ist Hader weder Wortkünstler noch Kabarettist sondern ein guter Schauspieler, der sich als Regisseur und Autor in seinem ersten Film Gedanken über das Jetzt macht. Dieses Jetzt ist ist ein großes Durcheinander, eine Achterbahn eben. Und Josef Hader schaut so schön abgründig hilflos.

Wilde Maus (AT/DE 2017), 103 Min., Regie: Josef Hader. Bewertung: Kein Schwarzer-Humor-Hader aber doch irgendwie

Was es sonst noch gibt: Brixen Tschumpus „Der Ortler“ (MO), Bruneck UFO „Youth“ von Sorrentino (DO)

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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