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Die Träumerin

Aus Dosenlaschen Taschen machen: Rosemary Nyirumbe berichtete am Samstag am Fuße des Heiligkreuzkofel über ihr Leben und ihr Projekt in Uganda.

Ein strahlendes Lächeln, eine warme Stimme und Augen, aus denen Herzlichkeit strahlt: so empfängt die Ordensfrau Rosemary Nyirumbe aus Uganda ihr Publikum inmitten der wunderbaren Bergkulisse am Fuße des Heiligkreuzkofel in St. Leonhard/Abtei.

Laut Time Magazine gehört sie zu den 100 einflussreichsten Menschen weltweit, sie selbst bezeichnet sich als Träumerin.

Durch ihr Projekt „Sewing Hope- Hoffnung nähen“ gibt sie vom Krieg traumatisierten Mädchen und jungen Frauen in Uganda neue Hoffnung. Sie bietet ihnen eine Unterkunft und lehrt sie, aus Laschen von Getränkedosen kunstvolle Taschen zu nähen. Der Verkaufserlös der Taschen kommt wiederum den Mädchen zu Gute.

Dass die Taschen durch die Upcycling-Technik gefertigt sind hat auch symbolischen Wert, wie Rosemary Nyirumbe betont: „Das Material aus denen diese Taschen genäht sind, ist Wegwerfmaterial und ist Symbol dafür, wie diese Mädchen in der Gesellschaft behandelt werden, sozusagen als ‚Wegwerfobjekt‘. Ich möchte ihnen mit diesem Projekt ihre Würde zurückgeben“.

Auf Einladung des Landesbeirats für Chancengleichheit, des Soroptimistclubs Pustertal und der Katholischen Frauenbewegung hat die aus Gulu in Uganda stammende Ordensschwester Rosemary Nyirumbe bei der Wallfahrtskirche Heilig Kreuz über ihr Lebenswerk berichtet.

„Schwester Rosemary hat von Gräueln erfahren, die die meisten von uns zum Abstumpfen oder Verzweifeln bringen würden. Doch sie hat sich entschlossen, aktiv zu reagieren und Opfer von Gewalt und Missbrauch zurück ins Leben zu holen. Dabei strahlt sie eine Wärme und Stärke aus, die tief berührt“ zeigt sich Landesrätin Martha Stocker beeindruckt vom Bericht.

Auch bei der Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit Ulrike Oberhammer hat die Ordensfrau einen bleibenden Eindruck hinterlassen: „Rosemary Nyirumbe ist ein ganz besonderer Mensch. Sie schafft es mit ihrer Wärme und Fürsorglichkeit den Mädchen neue Hoffnung zu geben. Rosemary sichert mit ihrer Arbeit auch die finanzielle Zukunft der Mädchen vor Ort und lehrt sie, dass mit viel Geduld gemeinsam Neues geschaffen werden kann. Wir wollen sie darin unterstützten.“

Cosetta d’Alessandro, Präsidentin des Soroptimistclubs Pustertal unterstreicht die Wichtigkeit des Projektes: „Schwester Rosemary hat uns mit ihren Worten bewegt und beeindruckt. Ihre reine, grenzenlose Liebe ermöglicht, diesen Mädchen wieder Hoffnung und Würde zurückzugeben“.

Nach den Gräueln des Krieges Vertrauen ins Leben schenken

Zwanzig Jahre lang herrschte in Uganda ab 1986 ein Bürgerkrieg. Er hat zahllose Opfer gefordert und tiefe Spuren bei den Überlebenden hinterlassen, die zur Flucht getrieben, zu Kindersoldaten gemacht, vergewaltigt oder als Sexsklavinnen gehalten wurden. Das Zentrum der Gewalt der LRA (Lord’s Resistence Army) war Gulu, die Geburtsstadt von Schwester Rosemary. Die Lord’s Resistance Army ging bei ihrem Kampf gegen die Regierung mit solcher Gewalt gegen die Zivilbevölkerung vor, dass Jan Egeland, Vizegeneralsekretär für Humanitäre Angelegenheiten und Koordinator für Nothilfe der UNO sie Anfang 2005 als die „wohl brutalste Rebellengruppe der Welt“ bezeichnete.

Nach ihrer Flucht vor den Schrecken des Krieges kehrte Schwester Rosemary auf Berufung ihres Ordens nach Gulu zurück und übernahm die Führung der Schule von Santa Monica. Hier gab sie traumatisierten Kindersoldatinnen und Sexsklavinnen ein Dach über dem Kopf, Hoffnung, Bildung, eine Zukunft. Nach dem Motto „Love and Care“ (Liebe und Zuwendung) ist es ihr zuallererst ein Anliegen, die Mädchen zurück ins Leben zu holen, um, wie sie selbst sagt: „den Horror abzubauen und Positivität und Hoffnung in die Seelen der über 2.500 Mädchen, die seit 2012 am Projekt teilgenommen haben, zu nähren“.

Laschensammelaktion, um weiter Hoffnung zu nähen

Der Verkauf der kunstvoll designten Recycling-Taschen erfolgt weltweit, international renommierte Persönlichkeiten tragen zur Bekanntheit der Produkte und somit zum Erhalt und zur Weiterentwicklung des Projekts bei.
Der Südtiroler Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen unterstützt die Arbeit von Rosemary Nyirumbe, indem er ab Herbst 2017 zu einer landesweiten Laschensammelaktion aufruft. Alle können aber bereits über die Sommermonate fleißig sammeln und die Laschen dann im Herbst an den Sammelstellen abgeben.

Rosemary Nyirumbe war von Südtirol und den Dolomiten so angetan, dass sie bereits zugesichert hat im Herbst wieder zu kommen, um beim offiziellen Start der Sammelaktion persönlich anwesend zu sein. Als Erinnerung an das auch für sie einmalige Erlebnis hat sie sich vom Berg zwei Steine und ein kleines Stückchen Blumenpolster mitgenommen, welches zwischen lauter Steinen gewachsen ist. Sie sagt diese Blumen sind symbolisch für ihre Arbeit, dass aus dem Nichts etwas Schönes entstehen kann

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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