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Die neue Notaufnahme

Nach den Klagen der Bürger über Wartezeiten, Aufmerksamkeit und persönliche Zuwendung in der Bozner Notaufnahme hat der Sanitätsbetrieb ein Maßnahmenpaket vorgestellt. 

In den vergangenen Wochen wurde intensiv gearbeitet, um Maßnahmen zu treffen, die die Situation der Notaufnahme im Krankenhaus Bozen kurzfristig verbessern. Bereits mit 1. Juli 2017 soll nun ein Maßnahmenpaket greifen, das die Direktion des Südtiroler Sanitätsbetriebes in enger Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen im Bezirk und der Notaufnahme-Abteilung ausgearbeitet hat und das Verbesserungen in den Bereichen „räumliche Ausstattung“, „Personal“ und „Angemessenheit und Patientenzugänge“ vorsieht.

Räumlichkeiten/Logistik

„Böse Zungen behaupten, beim Bau des Krankenhauses Bozen in den 70er-Jahren wäre die Notaufnahme-Abteilung schlichtweg vergessen worden. Wahr ist auf jeden Fall, dass die Räumlichkeiten im Untergeschoss des Landeskrankenhauses bereits von Beginn an nicht geeignet waren, um die vielen Patienten, die aufgrund von Notfällen und Dringlichkeiten kommen, aufzunehmen“, schreibt der Sanitätsbetrieb in einer Aussendung.

Zwar stehe in knapp zwei Jahren der Umzug in die neue Klinik an, die es ermögliche, zeitgemäße Betreuungsmodelle zu implementieren – es bestehe aber auch Einigkeit darüber, dass nicht bis dahin gewartet werden soll.

„In diesen Tagen werden deshalb einige Räumlichkeiten gewonnen, indem sowohl das Ambulatorium für Personen mit begrenzter Aufenthaltsdauer („ambulatorio STP“) als auch die Dienststelle der Polizei verlegt werden. Dadurch wird Platz gewonnen für Wartende und Patienten auf Liegen, denen Infusionen und ähnliches verabreicht werden“, so der Betrieb.

Bereits in den vergangenen Wochen wurden einige Abtrennungen angebracht, um die Privatsphäre der Patienten zu verbessern. Und auf Wunsch der Bürger werden künftig im Notaufnahmebereich auch Wasserflaschen gratis zur Verfügung stehen.

Personal

In der Folge eines Urteils des Arbeitsgerichtes, Werkverträge nur in den ganz spezifisch dafür vorgesehenen Fällen abzuschließen, ist es an der Notaufnahme Bozen in den vergangenen Monaten zu einer sehr kritischen Personalsituation gekommen. Von rund 20 ärztlichen Stellen sind aktuell nur 14,5 besetzt.

Innerhalb der nächsten Wochen ist aber die Einstellung von vier Ärzten geplant, wodurch zumindest die aktuelle Krisensituation beseitigt und die notwendigen Turnusdienste wieder eingeplant werden können.

In Kombination mit der vorgesehenen Aktivierung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes an den Wochenenden im „Grünen Bereich“ der Notaufnahme (siehe weiter unten), ergebe sich hier für die Sommermonate eine Entspannung, die genutzt werden müsse, um an einer weiteren Konsolidierung zu arbeiten.

Diese Tätigkeit unterstütze das Ärzteteam der Notaufnahme, der Dienst bleibt aber auch wie immer im Territorialen Bereich aktiv.

Patientenflüsse/Erhöhung der Angemessenheit

Dass die Probleme in den Notaufnahmen der öffentlichen Gesundheitsanbieter nicht nur in Italien, sondern in ganz Europa systemischer und nicht nur organisatorischer Natur sind, ist mittlerweile weitgehend akzeptiertes Expertenwissen. Zentrales Ziel ist es, nur jene klinischen, lebensbedrohlichen Pathologien in den Notaufnahmen zu behandeln, die wirklich einer Notfallbehandlung bedürfen.

In diese Richtung weisen zwei Maßnahmen, die in den kommenden Wochen in der Notaufnahme Bozen eingeführt werden.

Zum einen wird mit Anfang Juli der ärztliche Bereitschaftsdienst auch im Krankenhaus Bozen aktiviert. Konkret heißt dies, dass ein Allgemeinmediziner jene Patienten, die sich mit leichten Pathologien in der Notaufnahme melden, behandeln wird.

Zum anderen werden künftig Patienten, die beispielsweise nur eines Verbandswechsels bedürfen, nicht mehr in der Notaufnahme Bozen behandelt. Diese Leistungen werden künftig im Sprengel Gries/Quirein in der Loew-Cadonna-Straße erbracht beziehungsweise auch in anderen Sprengeln des Gesundheitsbezirkes Bozen.

Bei beiden „Verlagerungen“ handelt es sich um Maßnahmen, die strategisch in jene Richtung weisen, die vom Landesgesundheitsplan vorgesehen sind, nämlich die klinische Angemessenheit zu erhöhen und die Nicht-Akut-Leistungen möglichst weg vom Krankenhaus in die wohnortnahe Versorgung zu bringen.

Konventionierung von Betten in Privatkliniken

Um die Notaufnahme und die Beobachtungsstation aber auch die Abteilungen für Geriatrie und Innere Medizin in den Krankenhäusern Bozen und Meran zu entlasten, wird zudem das Abkommen mit den Kliniken Bonvicini und Melitta in Bozen verlängert sowie auf die St. Anna-Klinik in Meran und das Salus-Center in Tisens ausgedehnt.

In jeder Einrichtung werden fünf Betten für die Gewährleistung der sogenannten „Betreuungskontinuität“ (continuità assistenziale a valenza sanitaria – CAVS) zur Verfügung gestellt.

Statements von Stocker und Schael

Die Sicherheit für die Bevölkerung, in einem Notfall in den Gesundheitsdiensten angemessen und in der gebotenen Zeit medizinisch versorgt zu werden, gehört für Gesundheitslandesrätin Martha Stocker zu den prioritärsten Aufgaben des Südtiroler Sanitätsbetriebes:

„Der Gesundheitsbezirk hat nun erste Maßnahmen für die dringendsten strukturellen und personellen Probleme in der Notaufnahme Bozen gesetzt, sodass eine gangbare Übergangslösung bis zum Umzug in das neue Klinikum vorliegt. Dies wird den Patienten und vor allem auch den Mitarbeitern in der Notaufnahme spürbare Verbesserungen bringen. Gleichzeitig arbeiten wir aber auch an einer Veränderung des Systems des Zugangs zur Notaufnahme mit einer Verlagerung einiger Leistungen in die wohnortnahe Versorgung. Denn der Andrang von nicht dringenden Fällen kann für Patienten, die wirklich dringend Hilfe brauchen, ernste Konsequenzen haben.“

Für Generaldirektor Thomas Schael sind dies Maßnahmen, die unmittelbar wirken, auch wenn erst der Aufbau von Versorgungseinrichtungen vor Ort, die Festlegung von Behandlungspfaden sowie die Informatisierung das System als Ganzes verbessern werden:

„Mir ist – bei allen Kritikpunkten, die es gibt und die wir ernst nehmen müssen – aber auch wichtig eines festzuhalten: Die Notfallversorgung in Südtirol funktioniert sehr gut. Denn wenn es wirklich um Leben oder Tod, um schnelle, fachliche hochwertige Hilfe geht, sind wir zur Stelle. Darauf kann sich die Bevölkerung verlassen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch allen Mitarbeitern des Betriebes danken, denn nur durch deren Einsatz gelingt es, dieses Ergebnis zu erzielen.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (9)

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  • andreas69

    Bereitschaftsdienst im Krankenhaus Bozen? Patienten, die sich nicht in einer Notsituation befinden haben in der Notaufnahme des KH nichts zu suchen. Wenn der bestehende Bereitschaftsdienst besser organisiert worden wäre und auf die gesamten Sprengel ausgedehnt worden wäre, dann bräuchte es diese „Verzerrung“ sprich Missbrauch des Dienstes der Notaufnahme nicht, die zu Lasten der wirklich bedürftigen Patienten geht. Es fehlt an einem Konzept, scheint mir, und es wird immer nur kleinweise nachgereicht um die Menschen zu beruhigen. Wirklich etwas verändern, um diese unerträgliche Situation nachhaltig zu lösen, das sind sie leider nicht imstande.

  • andreas

    @yx
    Lebst ja noch, also hat die Erste Hilfe nicht so viel falsch gemacht.
    Bei gravierenden Fällen ist diese top, auch wenn manche sich aufregen, dass wegen ihrer Schmerzen am kleinen Zeh nicht sofort 3 Ärzte zur Verfügung standen.

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