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Apfelbauern in Sorge

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Die Stimmung bei den Südtir0ler Obstbauern ist schlecht. Auch bei den Milch- und Weinbauern war sie schon mal besser.

Das Geschäftsklima bei den Südtiroler Landwirten ist je nach Branche sehr unterschiedlich. Dies geht aus dem Landwirtschaftsbarometer des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.

Am meisten Optimismus gibt es in der Weinwirtschaft: Die Winzer bewerten den Geschäftsverlauf im Jahr 2016 als sehr positiv und sind im Hinblick auf 2017 ebenso zuversichtlich. Auch die Milchbauern und -bäuerinnen sind trotz der europaweit schwierigen Marktlage des vergangenen Jahres eher zufrieden. Die Stimmung in der Obstwirtschaft ist hingegen aufgrund der niederen Apfelpreise deutlich verhaltener.

Doch der Reihe nach:

Das Jahr 2016 war für die Landwirtschaft aufgrund der europaweit niederen Preise für Milch und Äpfel eher schwierig. Insgesamt waren etwa 70 Prozent der Südtiroler Bauern mit den von den Genossenschaften erzielten Auszahlungspreisen zufrieden, allerdings mit großen Unterschieden zwischen den verschiedenen Branchen.

Bemerkenswert ist, so das WIFO, dass trotz der teilweise schwierigen Marktlage zwei Drittel der Südtiroler Bauern und Bäuerinnen Investitionen getätigt haben – in Bauten, Maschinen, Grundflächen, Kulturen oder Anlagen.

Im Hinblick auf 2017 erwarten die meisten Landwirte keine wesentliche Veränderung des Geschäftsverlaufs. Zwei Drittel von ihnen gehen von zufriedenstellenden Auszahlungspreisen aus und über die Hälfte planen auch heuer neue Investitionen.

Die Obstwirtschaft hat auch im Jahr 2016 aufgrund der ungünstigen Marktlage gelitten. Die europaweit ertragreichen Ernten der letzten Jahre, das russische Embargo und der Wegfall der nordafrikanischen Märkte haben zu einem Überangebot und somit zu niederen Apfelpreisen geführt. Demzufolge waren auch die von den Obstgenossenschaften ausgezahlten Erzeugerpreise nur für knapp die Hälfte der Bauern zufriedenstellend.

Trotzdem haben sogar 78 Prozent der Obstbauern im vergangenen Jahr Investitionen getätigt. Die Obstsparte ist somit die Landwirtschaftsbranche, wo am meisten investiert wird. Die Erwartungen sind auch für das laufende Jahr verhalten: Die Apfelpreise sind nur leicht angestiegen und die letzte Ernte war in Südtirol um fast sechs Prozent geringer als im Vorjahr.

Aus diesen Gründen erwarten nur 39 Prozent der Obstbauern befriedigende Auszahlungen im Jahr 2017.

Auch die Milchwirtschaft war im Jahr 2016 mit einer international schwierigen Marktsituation konfrontiert. Gründe dafür waren der zunehmende Preisdruck im Lebensmittelhandel, der schwächelnde internationale Handel, der russische Importstopp und vor allem der Wegfall der Milchquoten innerhalb des EU-Binnenmarktes.

Die Auszahlungen der Milchhöfe und Sennereien waren trotzdem für die Landwirte zufriedenstellend, oft sogar gut. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Südtiroler Milch großteils zu hochwertigen Milchprodukten weiterverarbeitet wird. Heuer hat sich die internationale Marktlage gebessert, unter anderem auch weil die Produktionsmenge durch den EU-Reduktionsplan etwas zurückgefahren wurde.

Fast alle Milchbauern erwarten deshalb auch im laufenden Jahr befriedigende Auszahlungen.

Die Weinwirtschaft zeigt weiterhin die beste Stimmung. Die Traubenlese war in den letzten zwei Jahren ertragreich und qualitativ ausgezeichnet. Das Jahr 2016 verlief sehr positiv. Alle Winzer bewerten die von den Genossenschaftskellereien erhaltenen Auszahlungen als zufriedenstellend, die große Mehrheit sogar als gut. Auch bei selbstvermarktetem Wein waren die Preise gut.

Die Produktion von DOC- und Landweinen erreichte 341.500 Hektoliter, mit einer Zunahme von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Voraussetzungen sind somit auch für das laufende Jahr positiv und fast alle Weinbauern gehen weiterhin von zufriedenstellenden bis guten Auszahlungen aus.

Handelskammerpräsident Michl Ebner lobt den großen Einsatz von Bauern sowie Genossenschaften: „Die Südtiroler Landwirtschaft zeigt sich robust, weil man konsequent auf Qualität gesetzt hat. Die hohe Investitionsneigung trotz schwieriger Marktbedingungen spiegelt die Bemühungen der Landwirte wider, um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Betriebe zu sichern.“

Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler sagt: „Dass die Milchbauern zuversichtlich auf die nächsten Monate blicken, ist ein sehr positives Zeichen. Auch im Weinbau sind die Vorzeichen gut. In jenen Gebieten, die vom Frost betroffen waren, muss man schauen, wie sich die Menge und die Qualität entwickeln. Leider ist der Ausblick im Obstbau weniger optimistisch. Hinzu kommt, dass in gar einigen Gebieten Frostschäden zu verzeichnen sind. Ich hoffe aber, dass zumindest jene Bauern, die eine gute Qualität liefern, auch gute Auszahlungspreise erhalten.“

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Kommentare (4)

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  • meintag

    Un so schlecht kann es in der Obstwirtschaft nicht laufen. Beispiel Obervinschgau. Da wird weiterhin auf Teufel komm raus umgestellt wo es möglich ist. Die Genossenschaft OVEG hat in der Prader Industrie Zone einen Neubau mit dem dazugehörenden Maschinenpark hingestellt dass es anderen Handwerkern die Sprache verschlägt. Wer so investiert hat entweder bereits die Bank gesprengt oder vermehrt das Geld demnächst selbst in den Obstanlagen.

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