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400.000 Liter Apfelsaft

Kreative Konzepte sind zukunftsfähige Modelle einer nachhaltigen Landwirtschaft: Von einem Best-Practice-Beispiel hat sich Landesrat Schuler ein Bild verschafft.

„Innovation ist auch in der Landwirtschaft ein wichtiges Thema“, unterstrich Agrarlandesrat Arnold Schuler bei seinem Besuch, bei dem er von Professor Matthias Gauly von der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik an der Freien Universität Bozen begleitet wurde.

Das Unternehmen Kohl zeige – wie viele andere Unternehmen in Südtirol -, was durch Innovation erreicht werden kann: „Thomas Kohl hat ein typisches Südtiroler Produkt wie den Apfelsaft neu gedacht und neu erfunden und dabei vor allem die Kundenwünsche in den Mittelpunkt gestellt“. Südtirols Landwirtschaft brauche Unternehmer, die mit ihren innovativen Ideen die Produktvielfalt stärken.

Alternative Vermarktungskonzepte

Auch in der Berglandwirtschaft soll es zukünftig gelingen, mit der Ausgestaltung verbesserter Vermarktungskonzepte einen zusätzlichen Mehrwert für die Bäuerinnen und Bauern zu erzeugen, ist Professor Gauly überzeugt. Es gilt, nach neuen Lösungen zu suchen. Das gilt nicht nur für die Berglandwirtschaft, sondern insgesamt für die Landwirtschaft in Südtirol, und dafür braucht es eine nachhaltige Strategie.

Alte Apfelsorten enthalten viel mehr natürliches Vitamin C: Das weiß Thomas Kohl, der seit zehn Jahren auf die sortenreine Abfüllung von Apfelsaft setzt. Deshalb werden jetzt Tiroler Spitzlederer und Goldparmäne gepflanzt.

Acht Hektar Anbaufläche zählen zu der neben seinem heimatlichen Troidnerhof gelegenen Anlage. Jährlich verkauft er 400.000 Liter Apfelsaft, 80 Prozent in Italien, davon 12 Prozent in Südtirol, von den übrigen 20 Prozent gehen 10 Prozent nach Österreich, der Rest verteilt sich auf Deutschland, die Schweiz, Tschechien und Dänemark. Die Kohl-Bergapfelsaft-Flaschen finden sich in Feinkostläden und in der Gastronomie.

Von der Milchwirtschaft zu einem Nischenprodukt

Es braucht, fasst Thomas Kohl die Entwicklung seines Betriebs zusammen, einen langen Atem, Geduld und Mut, bei der Umstellung von grünem auf weißes Glas, von Literflaschen auf Sieben-Zehntel-Flaschen. Bis 1994 wurden auf dem Troidnerhof Tierhaltung und Weinbau betrieben, danach wurde die Tierhaltung reduziert.

2009 hat Thomas Kohl den Betrieb umgebaut und zwei Jahre vorher mit der sortenreinen Abfüllung begonnen. Die Zeit, resümiert er, war damals noch nicht reif, er sei nur mit der Idee gestartet, ein „tolles Produkt“ zu machen, ohne über Vertriebs- oder Markterfahrung zu verfügen. Seit 2004 konzentriert er sich auf die Apfelsaft-Produktion.

Der Betrieb ist auf alte Apfelsorten spezialisiert. Gründe für das Aussterben alter Apfelsorten macht Kohl in mangelnder Ästhetik und Haltbarkeit aus:

Diese Aspekte, weist er hin, seien für ihn aber nicht wichtig, da von seinen Bäumen geerntet wird, wenn der Apfel vollreif ist. Von Beginn an, unterstreicht er, habe er auf gute Qualität Wert gelegt und kein Fallobst verwendet. Die gepflückten Äpfel gelangen über ein Förderband zu einer Mühle, wo sie gepresst werden; der Trester kommt als Viehfutter zu den Bauern und von dort als Dünger wieder zurück.

Der trübe Saft wird in Tanks geleitet und am selben, spätestens am Tag darauf pasteurisiert und in Flaschen abgefüllt.

Typisches Südtiroler Produkt neu erdacht

Thomas Kohl geht bewusst einen Weg, der nicht so leicht nachgegangen wird. „Wir wollen Nische sein und Nische bleiben“, unterstreicht er.

Auf seinen Apfelwiesen werden wenig Pflanzenschutzmittel eingesetzt, denn: „Wir brauchen keinen makellosen, großen Apfel“. Auf Herbizide wird ganz verzichtet, das Unkraut wird mechanisch entfernt. An eine Umstellung auf biologische Anbauweise hat er nicht gedacht, denn, erklärt er, Bio bedeutet nicht unbehandelt.

Im Verkostungs- und Verkaufsraum reihen sich Cuvées aus Bergapfelsaft aneinander, die mit einer Frucht, einer Beere, einem Gemüse verfeinert wurden. Da findet sich Bergapfelsaft, dem Marille, Johannisbeere, Karotte beigefügt wurden, der nach Holunderblüte oder Apfelminze schmeckt oder Rouge heißt, weil er von rotfleischigen Äpfeln stammt.

Neben den kleinen gibt es auch Magnumflaschen. Mittlerweile, erzählt Thomas Kohl, ist es ihm gelungen, in einigen Restaurants analog zur Weinkarte eine Apfelsaft-Karte als nicht-alkoholische Speisenbegleitung aufzulegen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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