Du befindest dich hier: Home » News » Staufreie Autobahn

Staufreie Autobahn

Die Süd-Tiroler Freiheit hat die Ursachen für die massiven Staus auf der Brennerautobahn ergründet. Die Belastungen seien nicht länger hinnehmbar. 

An den vergangenen Wochenenden ist es wiederholt zu massiven Staus auf der Südtiroler Seite der Brennerautobahn gekommen, die den Verkehr über Stunden lahmgelegt haben.

Durch die zeitgleiche Einrichtung von Baustellen auf der Staatsstraße kam der Verkehr auch dort völlig zum erliegen. Die staubedingten Schäden und Belastungen seien nicht länger hinnehmbar, so die Süd-Tiroler Freiheit.

Die STF bringt nun  einen Beschlussantrag mit Maßnahmen für eine staufreie Brennerautobahn im Landtag zur Abstimmung.

Bereits letzten Sommer haben sich Bürgermeister, Touristiker und Anrainer im gesamten Wipptal und Eisacktal über die immensen Belastungen durch Staus auf der Brennerautobahn beschwert, doch die Situation verschlimmere sich zusehends, so die STF am Dienstag in einer Pressekonferenz.

Insbesondere vor der Mautstelle in Sterzing und vor Baustellen komme es immer häufiger zu kilometerlangen Staus, die oftmals bis über den Brenner zurückreichen und den Verkehr im gesamten Wipptal zusammenbrechen lassen.

„Sich ständig wiederholende Staus sind aber nicht einfach nur ein Ärgernis für die Autofahrer, sondern verursachen volkswirtschaftliche Schäden durch Zusatzkosten und sind für den Tourismus in ganz Tirol im höchsten Maße schädigend. Vor allem aber sind die staubedingten Belastungen für die Bevölkerung entlang der Brennerautobahn nicht länger hinnehmbar“, so die STF.

Für direkt betroffene Stauteilnehmer könnten Schäden durch den Zeitverlust und den erhöhten Benzinverbrauch eintreten. Volkswirtschaftlich beziffere man Stauschäden sogar in Milliardenhöhe. Arbeitszeit, staubedingte Unfallkosten, Kraftstoffverbrauch und Umweltschäden würden dazu abgeschätzt. In Deutschland erreichten solche Schätzwerte bis zu 100 Milliarden Euro im Jahr.

Die ständige Zunahme des Verkehrs auf der Brennerautobahn führe – bei einer gleichbleibenden Struktur – zwangsläufig zu Problemen. Auch die Bauweise der Autobahn (viele Tunnels und Viadukte) bringe einen erhöhten Sanierungsbedarf mit sich. Dennoch sei festzustellen, dass sich Staus zuvörderst auf der Südtiroler Seite der Brennerautobahn bilden.

Die Süd-Tiroler Freiheit hat mittels Anfragen im Landtag und Nachfragen bei der Autobahngesellschaft die Gründe dafür erhoben:

1. Mautsystem und Mautstelle Sterzing.

– Das Mautsystem auf der A22 ist technisch veraltet und dauert in der Abwicklung sehr lange (Karte ziehen, Karte abgeben, in bar oder beim Automat zahlen). Das elektronische Mautsystem mit den Lesegeräten im Auto ist für Fahrzeuglenker außerhalb Italiens kaum interessant und wird daher selten verwendet.

– Die Mautstelle Sterzing reguliert den Verkehr in Richtung Süden. Um zu verhindern, dass sich am Kreuzungspunkt der A22 in Modena Staus bilden, werden bei starkem Verkehrsaufkommen Mauthäuschen in Sterzing geschlossen, um so pro Stunde nur eine bestimmte Anzahl von Autos über die Autobahn zu lassen. Dadurch bilden sich riesige Staus, die oft bis nach Steinach zurückreichen. Diese Regulierung an einem einzigen Punkt ist höchst ineffizient, zumal ein großer Teil der Autofahrer (vor allem Einheimische und viele Gäste) gar nicht bis Modena weiterfahren, sondern in Süd-Tirol bleiben.

? An der Mautstelle Schönberg bilden sich zum Vergleich viel seltener Staus als in Sterzing, obwohl dort mehr Autos die Mautstelle passieren. Aus den Daten einer Landtagsanfrage geht hervor, dass z.B. am Samstag, den 28. Mai 2016 (Fronleichnamswochenende) in Schönberg 39.818 Fahrzeuge die Mautstelle passierten, ohne dass es zu Beeinträchtigungen kam, während in in Sterzing nur 36.000 Fahrzeuge die Mautstelle passierten, der Verkehr dort aber völlig zusammenbrach.

2. Baustellen.

Verengungen der Fahrspur und Fahrspurwechsel auf die Gegenseite verlangsamen den Verkehr ruckartig. An starken Reisetagen bilden sich dort Staus. Auf Nord-Tiroler Seite fand unlängst die Sanierung des Wiltener Tunnels und des Bergisel-Tunnels sowie des davor liegenden Viadukts statt. Die Arbeiten wurden dort nur in den Nachtstunden durchgeführt und die Streckenabschnitte am Tag wieder für den Verkehr freigegeben, damit sich keine Staus bilden. Auf Süd-Tiroler Seite werden solch große Arbeiten hingegen auch tagsüber durchgeführt, mit teils wochenlangen Sperren einer Spur. Bei der Sanierung der Dehnungsfugen auf Viadukten werden in Österreich oftmals sogenannte Fly-overs eingesetzt. Das sind Stahlrampen, über die der Verkehr weiterfließen kann. In Süd-Tirol wird hingegen die Spur während der Bauarbeiten gesperrt.

3. Unterschiedliche Verkehrsregeln.

Auf Nord-Tiroler Seite der Brennerautobahn, in Deutschland und anderen europäischen Ländern gilt bei stockendem Verkehr die Rettungsgasse. Das heißt, die Autofahrer auf der linken Spur fahren ganz nach links und jene auf der rechten Spur ganz nach rechts auf den Pannenstreifen. Dadurch bildet sich in der Mitte eine Rettungsgasse für Einsatzfahrzeuge. Auf Süd-Tiroler Seite gilt diese Regel nicht und stattdessen nur der Pannenstreifen. Dies führt zu chaotischen Situationen die zusätzlich zur Staubildung beitragen, da einige Autofahrer eine Rettungsgasse bilden und andere hingegen in die vermeintlich freie Mittelspur hineinfahren. Auch für Einsatzfahrzeuge gibt es dann überhaupt kein Durchkommen mehr.

4. Fehlende Koordinierung zwischen A22 und A13.

Insbesondere für die A22 hört die Welt am Brenner auf. Ein koordiniertes Vorgehen der beiden Autobahnabschnitte (A13 und A22) in punkto Verkehrsplanung, Stauvermeidung und Ausweichrouten ist nicht vorhanden. Staus, Unfälle, Behinderungen durch Schneefall usw. werden auf den digitalen Anzeigen nur bis zum Brenner angezeigt. Man lässt Autofahrer damit oft blind in Staus hinter dem Brenner hineinfahren. Laut Auskunft des ehemaligen Präsidenten der Brennerautobahngesellschaft wurde vor einigen Jahren zwar ein Konzept für die Absprache von Baustellen zwischen München und Verona ausgearbeitet, dieses wurde aber nie umgesetzt.

5. Überlastung zu Stoßzeiten.

Ein erheblicher Teil der Staubildung ist auch auf die Überlastung der Autobahn zu Stoßzeiten zurückzuführen. An starken Reisetagen haben viele Autofahrer die Angewohnheit, zur selben Zeit in den Urlaub zu fahren. Eine Verschiebung um wenige Stunden würde eine bessere Verteilung des Verkehrsflusses über den gesamten Tag bringen und somit die überlastungsbedingte Staubildung massiv reduzieren.

Der Südtiroler Landtag hat vor einiger Zeit mit einer Delegation die Verkehrsleitzentrale in Hessen besichtigt.

Die hessische Landesregierung hat ein eigenes Programm (Staufreies Hessen) zur Vermeidung von Staus entwickelt.

Kern dieses Programms sei die Verbesserung des Verkehrsflusses und dabei besonders die verkehrstechnische Planung und Koordinierung von Baustellen. Jede Baustelle werde dort vorab einer verkehrstechnischen Bewertung unterzogen, um zu prüfen, wie und wann diese eingerichtet werden kann, ohne dass es zur Staubildung kommt. An reisestarken Tagen und bei Staubildung würden Baustellen sogar zurückgebaut, so die STF.

Nach diesem Vorbild sollte auch die Planung eines verkehrstechnischen Gesamtkonzeptes für eine staufreie Brennerautobahn (A13 und A22) angegangen werden, denn Staus kennen keine Staatsgrenzen, und verkehrstechnische Planungen machen dann nur einen Sinn, wenn sie für die gesamte Brennerautobahn gelten, so die STF.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (12)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • andreas

    Was bei der STF etwas nervt, ist dass sie so tun als gäbe es in Südtirol nur Idioten und in Österreich und Deutschland nur Genies.

    Die Rettungsgasse haben nebenbei weder die Österreicher noch die Deutschen begriffen und sie funktioniert fast nie, also ist die Notspur nicht falsch und die Ausländer haben sich gefälligst an unsere Regeln zu halten.

    • jennylein

      Alles in Österreich ist super und alles was die A22 macht Scheisse. Dabei werden Baustellen auf der A22 sehr viel konsequenter abgebaut als auf der A13, Stauwarnungen sind auf der A22 ebenfalls zuverlässiger. Die Rettungsgasse bei bestehender Notspur ist sowieso komplett verrückt… sprecht mal mit Feuerwehrmännern in Süd- und Nordtirol darüber.

      Die Verzögerung in Sterzing will verhindern, dass sich der Stau zwischen Brixen und Bozen Süd bildet, da Stopp and Go auf diesem Teilstück sehr gefährlich ist und in den Tunnels die Notspur fehlt. Das sollte doch einleuchten oder? Wer den Schmarren mit Modena erfunden hat wäre interessant zu erfahren.

      Die Staus auf der Strecke sind wirklich ein Problem, aber statt nach Hessen zu fahren, sollte man erst mal mit den Verantwortlichen der A22 reden und sich dort einbringen… aber ach ja, es geht ja nur um Popolismus und nicht darum was zu verbessern.

  • martinsenoner

    Auch ich bin fürs staufreie Zugfahren (Bitte auch mehr Güter auf die Schiene)!

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen