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Hitchcock im Hinterkopf

Florian Gamper, Mäusebussard (Fotos: Gamper/123RF)

Ein Mountainbiker ist am Rosskopf von einem Mäusebussard „angegriffen“ worden. Wie der Experte für Greifvögel, der Partschinser Florian Gamper, den Vorfall einordnet.

TAGESZEITUNG: Herr Gamper, ein Mäusebussard hat am Rosskopf einen Mountainbiker ordentlich erschreckt. Ein verbreitetes Phänomen? 

Florian Gamper: Es ist ein Phänomen, das nicht nur auf Mäusebussarde zutrifft, sondern auch auf Raben und Krähen. Bei uns kommen diese „Angriffe“ nicht so oft vor, weil wir in Südtirol keine große Dichte an Raben, Krähen und Mäusebussarden haben. In Bayern gibt es in jedem dritten Dorf einen verrückten Bussard …

 … der Menschen einfach so attackiert?

Nein, nur wenn sich jemand in der Brut- oder in der Aufzuchtzeit dem Nest nähert. Meistens sind Jogger und Radfahrer betroffen. Man kann nicht von Attacken sprechen, denn meistens fliegt der Bussard knapp über dem Kopf seines „Opfers“ vorbei. Nur in den allerseltensten Fällen streift er ihn, manchmal merken die Betroffenen es gar nicht, dass der Bussard über sie hinweggeflogen ist. 

Den Mountainbiker am Rosskopf hat er am Kopf gekratzt und die Brille vom Kopf gerissen …

Das passiert, wenn man in sein Territorium eindringt. Er will seine Jungvögel verteidigen. Aber meist belässt der Bussard es dabei, den Eindringling erschrecken. Jogger und Radfahrer sieht er als Feinde, weil sie schnell unterwegs sind. Übrigens: Bei dem Bussard am Rosskopf handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um den Greifvogel, der bereits vor drei, vier Jahren eine Person erschreckt hat.

Sie entdramatisieren?

Ja, weil mir ist kein einziger Fall bekannt, wo etwas Schlimmeres passiert wäre. Man darf nicht Hitchcock im Hinterkopf haben, wo die Vögel den Menschen die Augen auspicken.

Was kann im schlimmsten Fall passieren?

Vielleicht, dass man eine Schnittwunde abbekommt, wobei Wunden am Kopf immer fest bluten.

Wie kann man sich schützen?

Indem man mit dem Laufen aufhört oder vom Rad absteigt und einen Bogen um den Baum bzw. um das Nest macht. Mir ist kein Fall bekannt, dass ein Vogel einen Menschen direkt angeflogen und regelrecht attackiert hat. Wenn jemand dies behauptet, dann hat er übertrieben. 

Wie groß sind Bussarde?

Sie haben in etwa Entengröße und sind um die 900 Gramm schwer. Sie sind Baum- oder Felsbrüter. Jetzt müssten sich die Jungvögel im Wipptal bereits in der Aufzuchtphase befinden. Normalerweise sieht man den Bussard bereits Ende Juni die ersten Flüge mit den Jungvögeln machen.

 

Ihr Fazit zum Fall im Wipptal?

Der Mann soll froh ums Erlebnis sein, so hat er etwas zum Erzählen.

Interview: Artur Oberhofer

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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