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Der ohnmächtige Bezirk

Michael Oberrauch

Früher war der SVP-Bezirk Pustertal gefürchtet. Heute verliert er sogar eine Wahl zum Parteiobmannstellvertreter. Warum sich die Schaltstelle der Macht von Bruneck nach Meran verschoben hat.

von Silke Hinterwaldner

„An der Parteispitze haben wir aus dem Pustertal niemanden mehr. Das ist Fakt. Aber wir müssen weiter kämpfen.“ Zwei Tage nach der SVP-Landesversammlung in Meran wirkt Meinhard Durnwalder etwas bedrückt. Das darf nicht verwundern: Der SVP-Bezirksobmann im Pustertal hatte bis zuletzt gehofft, diese Schlacht gewinnen zu können.

Am Samstag waren die Pusterer geschlossen nach Meran gereist, um ihren Kandidaten Michael Oberrauch zum Parteiobmannstellvertreter zu wählen. So kommen 150 Stimmrechte aus dem Osten des Landes zusammen. Aber das reicht nicht. Für einen Wahlsieg hätte man rund 220 Stimmen gebraucht, die Differenz hätten die Pusterer mit Zusagen und Solidaritätsbekundungen aus dem Eisacktal und dem Wipptal ausgleichen können. Es sollte anders kommen. Schlussendlich gab es für den Jugendkandidaten Oberrauch nur 195 Stimmen.

Im allerletzten Moment waren einige umgeschwenkt und hatten doch Senator Karl Zeller oder die Frauenkandidatin Angelika Wiedmer gewählt, mit 265 und 264 Stimmen werden sie – gemeinsam mit dem Ladinervertreter Daniel Alfreider – und Obmann Philipp Achammer die Geschicke der Partei leiten.

Dabei war dies bereits die zweite Schlappe für den ehemals so mächtigen Bezirk Pustertal. Bereits vor drei Jahren war der Kandidat Christian Tschurtschenthaler baden gegangen. „Das war eine andere Wahl“, sagt Meinhard Durnwalder, „damals sind wir im Pustertal nicht geschlossen aufgetreten und haben deshalb verloren. Dieses Mal hat der Bezirk hingegen ein recht starkes Lebenszeichen von sich gegeben und gezeigt, dass man zusammensteht.“

Trotz der Wahlniederlage ist das für den Bezirksobmann ein gutes Zeichen. Und Grund genug, um den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Im Herbst stehen Neuwahlen auf Bezirksebene an und Durnwalder will es noch einmal wissen.

Aber er denkt auch mit Wehmut an die guten alten Zeiten, als sein Onkel Luis Durnwalder an der Spitze des Landes stand und man mit Hans Berger als Stellvertreter einen zweiter Pusterer ganz oben hatte. Damals war der Bezirk Pustertal nicht nur mächtig, sondern auch gefürchtet im ganzen Land: Was die Pusterer sich in den Kopf gesetzt hatten, konnten sie meist auch durchsetzen.

Meinhard Durnwalder

Diese Zeiten gehören der Vergangenheit an. Heute hat man mit Waltraud Deeg und Martha Stocker zwar noch zwei Landesrätinnen und mit Albert Wurzer, Christian Tschurtschenthaler und Maria Kuenzer drei Abgeordnete im Landtag, aber das Zentrum der Macht hat sich ganz klar von Bruneck nach Meran verschoben.

Zurück zur Obmannstellvertreterwahl 2017: Schon im März hatte Meinhard Durnwalder seinen Kandidaten in Stellung gebracht.

Als erster Bezirk nominierte das Pustertal einen Kandidaten, die Sache schien geritzt. Zeno Christanell wollte nicht noch einmal kandidieren, damit sollte die Bahn frei werden für Michael Oberrauch. Dann aber brachten die Meraner mit großem Getöse Karl Zeller ins Spiel, die Bozner und die Frauen rüsteten für ihre Kandidatin Wiedmer auf, schließlich sollte sie nicht die weinende Dritte sein.

„Man konnte nicht ahnen“, sagt Durnwalder, „dass diese Wahl eine solche Dimension bekommt.“

So ist die Obmannstellvertreterwahl zu einem Machtkampf geraten. Ein Machtkampf, den die SVP im Pustertal verloren hat.

 

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