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Die Bergmilch-Bilanz

Alfred Pobitzer, Joachim Feinalter, Robert Zampieri und Richard Moser

Die Bergmilch Südtirol blickt auf ein turbulentes Jahr zurück. Der Auszahlungspreis steigt auf 54,60 Cent an.

 

 Die Bergmilch Südtirol blickt auf ein turbulentes Milchwirtschaftsjahr 2016 zurück. Bei der Vollversammlung in Kardaun zog der größte Milchhof Südtirols am Mittwoch dennoch eine erfolgreiche Bilanz mit einem ausgezeichneten Betriebsergebnis. Einziger Wermutstropfen: die Mehranlieferung von 7 Mio. kg Milch.

Das Geschäftsjahr 2016 war für die Bergmilch von steigenden Anlieferungsmengen und gleichzeitig sinkenden Versandmilchpreisen geprägt, aber eben auch von einem neuen Rekordauszahlungspreis. Insgesamt lieferten die Mitglieder über 192 Mio. Kilogramm Milch an – knapp die Hälfte der gesamten Südtiroler Milch und um 7 Mio. kg (+3,7 %) mehr als im Jahr zuvor.

Eine Produktionssteigerung, auf welche die Genossenschaft so nicht vorbereitet und der Markt nicht aufnahmefähig war, sodass diese Milch vorwiegend als Versandmilch mit deutlichen Preisnachlässen abgesetzt werden musste. Allerdings konnte der Anteil der Versandmilch in den letzten 10 Jahren um 66% verringert werden.

„Mengenregulierung war sinnvoll“

Vor allem in der zweiten Jahreshälfte ist es der Bergmilch gelungen, die steigende Milchmenge einzudämmen. „Die von uns beschlossene Mengenregulierung war durchaus sinnvoll, um die Produktion in schwierigen Marktzeiten wie diesen vernünftig zu steuern“, sagte Obmann Joachim Reinalter. Für die Mengenregulierung geriet die Bergmilch auch in die öffentliche Kritik.

„Mehr produzieren ist grundsätzlich in Ordnung, aber jeder muss sich bewusst sein, was dies für Konsequenzen hat. Es ist uns letztlich gelungen, unsere Mitglieder dahingehend zu sensibilisieren, für den Markt zu produzieren und nicht einfach nur Menge zu machen“, sagte Geschäftsführer Robert Zampieri.

In der Kritik stand die Bergmilch auch, weil sie den vermehrten Import von Kühen aus dem Ausland (nur um die Milchmenge zu steigern) unterbunden hat. „Wir wollen vielmehr das eigene Jungvieh fördern, das hier geboren ist, aufwächst und zur Melkkuh wird“, sagte Zampieri.

Mascarpone zweistellig gewachsen

Der Bergmilch-Sitz (Foto: Bergmilch)

Von den 192 Mio. kg Gesamtanlieferungsmenge wurden über 170 Mio. kg Milch – das sind knapp 90 % – in hochwertige Produkte veredelt. Gegenüber dem Geschäftsjahr 2015 wurde um 1,6 % mehr Rohmilch veredelt. „Wir sind erneut in allen strategischen Produktgruppen gewachsen“, sagte Geschäftsführer Zampieri. Während der Joghurtabsatz um 0,7 % auf 56,7 Mio. kg leicht anstieg, konnte die Bergmilch den Absatz bei Mascarpone sogar zweistellig um 19 % und beim Schnittkäse um 4 % steigern.

In den vergangenen 10 Jahren konnte die Joghurtmenge um rund 40% gesteigert werden. Bei den Konsumenten positiv aufgenommen wurde die heuer zu Jahresbeginn erfolgte Umstellung der gesamten Frischmilch auf Heumilch. „Vor allem bei Biomilch hätten wir Auftragschancen mit allen italienischen Handelsketten, jedoch stoßen wir hier noch an die Grenzen der Verfügbarkeit“, sagte Robert Zampieri.

Auszahlungspreis auf 54,60 Cent gestiegen

„Trotz Mehranlieferung und niedriger Marktpreise ist es gelungen, den Auszahlungspreis an die Mitglieder zu halten“, sagte Obmann Reinalter. Mit 54,60 Cent inkl. MwSt. je kg konnte der durchschnittliche Auszahlungspreis gegenüber 2015 sogar noch leicht gesteigert werden.

An die 2.597 Mitglieder wurden insgesamt knapp 105 Millionen Euro ausbezahlt und damit um 3,2 % mehr als im Geschäftsjahr 2015. „Das tolle Ergebnis und der neuerliche Rekordauszahlungspreis ist auch unseren Mitgliedern zu verdanken, die verständnisvoll die produzierten Milchmengen kontrolliert haben“ sagte Geschäftsführer Zampieri. Der von der Bergmilch erzielte Nettoumsatz konnte gegenüber dem Vorjahr um 2 % auf 198 Mio. Euro gesteigert werden. Der Jahresüberschuss der Bergmilch fiel mit 630.000 Euro um 27% höher aus als noch im Jahr zuvor.

Exportanteil deutlich erhöhen

In den vergangenen zehn Jahren konnte die Bergmilch ihren Exportanteil am gesamten Nettoumsatz von 7% auf 13 % verdoppeln. 32 % der Produktion werden heute in der Region Trentino-Südtirol und 55 % im restlichen Italien vermarktet. In den nächsten fünf bis sieben Jahren soll der Exportanteil auf 20-25% gesteigert werden. „Wir sehen vor allem in Asien, Nord- und Südamerika gute Wachstumschancen nicht nur für Mascarpone, sondern auch für Käse und jetzt auch Trinkjoghurt“, sagte Zampieri.

 Investitionen für über 20 Mio. Euro

Im Jahr 2016 hat die Bergmilch Investitionen in Höhe von 7,5 Mio. Euro getätigt. So wurde u. a. das neue Verwaltungsgebäude samt Shop, Bar und Bistro in Kampill fertiggestellt. „Wir haben in den letzten Jahren viel optimiert, jetzt müssen wir erweitern“, sagte Zampieri. Für das laufende und nächste Jahr sind Investitionen von etwa 20 Mio. Euro geplant, um bestehende Anlagen auszuweiten, welche die Kapazitätsgrenze erreicht haben. „Wir wollen in den nächsten Jahren vor allem mit Joghurt, Mascarpone und Käse weiter wachsen“, sagte Geschäftsführer Zampieri. So wurde im Werk Bozen in den letzten Wochen eine neue Joghurtlinie installiert, um die Kapazität um 10-15 % zu steigern; auch das Lager und die Logistik werden erweitert. Im Werk Bruneck werden die Käserei und des Käselager erweitert. „Auf dem Markt werden die gereifteren Käse immer erfolgreicher und diese benötigen aufgrund längerer Reifezeit mehr Platz“, sagte Zampieri.

40 Jahre Mila Joghurt

1977 wurde im Bozner Milchhof das erste Mila-Joghurt abgefüllt. Die Bergmilch erinnert an „40 Jahre Mila Joghurt“ mit einem großen Event „Jogustival“ vom 9.-11. Juni im Sarntal. Für September ist die offizielle Eröffnung des neuen Verwaltungsgebäudes in Kampill angesetzt. Zudem kommt im Herbst der neue lang gereifte Käse „Schwarzenstein“ auf den Markt und auch beim Joghurt gibt es laut Zampieri „zahlreiche Innovationen“. Neu auf den Markt kommen wird auch ein Ziegenmilchfrischkäse.

Entlastung durch Transportkostenausgleich

Für das laufende Jahr behält die Bergmilch besonders die Milchanlieferung und die Preisentwicklung bei der Versandmilch weiter im Auge. Vorrangiges strategisches Ziel bleibt es, noch mehr Milch zu veredeln und die Auszahlungspreise für die Bauern weiter anzuheben, um den teuren Produktionskosten am Berg entgegen zu wirken.

Eine Entlastung brachten diesbezüglich im Vorjahr auch die vom Land an die Sennereien gewährten Ausgleichszahlungen für die Milchtransportkosten in Summe von ca. 1,2 Mio. Euro. „Unser Dank gilt speziell Landesrat Arnold Schuler, der es ermöglicht hat, dass wir für die logistisch benachteiligten Milchsammelgebiete einen Ausgleich bekommen haben“, sagte Obmann Joachim Reinalter.

Bester Milchlieferant

Bei der Vollversammlung wurde Thomas Steger vom 1385 Meter hoch gelegenen Felderhof in St. Peter im Ahrntal als bester Milchlieferant der Bergmilch Südtirol geehrt. Er war erst Ende April vom Sennereiverband als der landesbeste Milchlieferant ausgezeichnet worden.

Bergmilch im Klimaneutralitätsbündnis

Die Bergmilch hat sich 2016 dem „Klimaneutralitätsbündnis 2025“ angeschlossen. Das Bündnis will bis spätestens 2025 alle unternehmerischen Aktivitäten klimaneutral erbringen. „Für den Klimaschutz braucht es den Beitrag jedes Einzelnen, auch wir wollen hier nicht abseits stehen“, sagte Obmann Reinalter. So hat die Bergmilch beispielsweise 2016 ihre nicht vermeidbaren CO2-Emmissionen mit einem nachhaltigkeitsfördernden Projekt in Nepal kompensiert. Zudem hat sie beim Bau des neuen Verwaltungsgebäudes zahlreiche Maßnahmen zur CO2-Reduzierung gesetzt.

Die Bergmilch Südtirol Genossenschaft ist 2013 aus der Fusion der beiden Basisgenossenschaften Mila und Milchhof Bruneck (Senni) hervorgegangen. Die Genossenschaft hält Beteiligungen am Frischelieferant Gastrofresh, der italienischen Käserei Stella Bianca und dem Konsortium Stilfser Käse.

 

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