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„Unter einer Käseglocke“

antholzer-seeDie strengen Regeln für Almhütten im Naturpark sollen gelockert werden. Auf Drängen der Bürgermeister macht der Naturpark Rieserferner Ahrn jetzt den Anfang.

von Silke Hinterwaldner

Was tun, wenn der alte Stall nur 1,70 Meter hoch ist und Vieh oder Mensch kaum hineinpassen? Bisher durfte ein Landwirt diesen Stall auf der Alm innerhalb des Naturparks Rieserferner Ahrn gar nicht modernisieren.

Die Regeln im Naturpark sind so streng, dass die Bauern immer wieder ihren Unmut äußerten.

Zuletzt hat Robert Alexander Steger, Bürgermeister von Prettau, damit gedroht aus dem Naturpark auszusteigen, weil die Bürger die strengen Regeln nicht mehr haben wollten.

Diese Drohung hat nicht nur Diskussionen ausgelöst, sondern auch ein Umdenken bewirkt, zumindest teilweise.

Denn: In den vergangenen Monaten haben sich die Bürgermeister der sechs Gemeinden im Naturpark mehrmals mit den zuständigen Ämtern in Bozen getroffen, um eine sinnvolle Lockerung der Regeln zu diskutieren. Der Entwurf dazu wird jetzt in allen sechs Gemeinden diskutiert.

Rasen Antholz hat den Anfang gemacht. Der Text wurde von der Mehrheit der Räte genehmigt, aber es zeigte sich bereits hier, dass es viel Diskussionsbedarf zu diesem Thema gibt: Wie viel Vieh muss ein Bauern im Tal halten, wenn er im Sommer Rinder oder Schafe auf die Alm treiben möchte? Wie groß muss die Almfläche sein? Darf er dort die Hütte ausbauen? Muss ein Schlafplatz für den Hirten unbedingt sein?

„In der Vergangenheit hat es immer wieder Probleme gegeben“, erklärt Thomas Schuster, Bürgermeister von Rasen Antholz, „weil die Bewirtschaftung der Almen nur unter sehr hohen Auflagen möglich war.“ Das ärgert zum einen die Bauern, weil sie auf ihrem Grundstück nicht arbeiten dürfen, wie sie möchten. Und das besorgt die Verwalter, die davon ausgehen, dass auf diesem Weg mehrere Almen aufgelassen werden könnten.

„Bisher waren die Almhütten wie unter einer Käseglocke. Man durfte rein gar nichts verändern. Wir haben jetzt eine Lösung gefunden“, sagt Schuster, „auch wenn wir viele Kompromisse eingehen mussten.“ Das klingt zumindest etwas optimistisch.

Es ist aber davon auszugehen, dass die Diskussionen darum, was im Naturpark erlaubt sein muss, kein Ende nehmen. Denn was macht man jetzt mit den anderen Naturparks? Für sie müssen wahrscheinlich früher oder später dieselben Regeln geltend gemacht werden. Bevor man aber darüber redet, müssen erstmal noch fünf Gemeinden im Naturpark Rieserferner Ahrn die neuen Regeln beschließen.

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