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Solimans Irrfahrt

Der Brixner Hofburggarten im Vorjahr

Der Brixner Hofburggarten im Vorjahr

Die Grünen kritisieren die Brixner Stadtregierung: In Sachen Hofburggarten fühlten sich viele Brixenerinnen „schmerzlich übergangen“.

Nun haben die Stadtregierung und die Tourismusgenossenschaft von Brixen mit dem Präsidenten der Hofburg die zweite Etappe Solimans im Hofburggarten präsentiert:
Nach dem Maisfeld 2016 findet sich Brixens hölzernes Wappentier nun in einer Hanfplantage wieder. Der Hofburggarten wird ab Ende Juli 2017 wieder für gut zwei Monate geöffnet und diesmal als Parcours neu gestaltet.

Ein 200.000 Euro teurer Erlebnispfad für Brixner und Gäste, zu dessen Gestaltung Gemeinde und Tourismusgenossenschaft je 50.000 Euro beisteuern und der durch Eintritte mitfinanziert wird.

Alles im Zeichen des Elefanten Soliman, der das Lamm als Wappentier von Stadt und Diözese abgelöst hat und heuer wohl auch die Kassiansprozession begleiten wird.

„Der Erfolg hat dem Projekt 2016 zwar recht gegeben: Manchen gefällt zwar das Eventlabyrinth, aber viele Bürgerinnen und Bürger, die sich ihr feines Gespür für den Charakter Brixens bewahrt haben, fühlen sich schmerzlich übergangen“, schreiben die Grünen am Mittwoch in einer Aussendung.

Die Grünen stellen drei Fragen:

  • Wo bleibt die sanfte Lösung? Erst 2015 hat der Stadtrat beschlossen, nach achtjähriger, teuer bezahlter Nutzung des Hofburggartens, das Projekt eines „Pomariums“, einer Streuobstanlage, zu planen und in Angriff zu nehmen. Eine sanfte Lösung, zwar wenig spektakulär, aber dennoch attraktiv, die die historische Nutzung als Obstanger zeitgemäß fortsetzt. Eine Lösung, die Besucher anzieht und dem langfristigen Charakter der Anlage entspricht. Dieses Projekt, mit dem Stadtrat um BM Pürgstaller auf partizipativem Weg erarbeitet, ruht weiterhin. An seine Stelle tritt ein eventlastiger Garten, der dem auf Ruhe und Beschaulichkeit ausgerichteten Charakter der bischöflichen Residenz trotz der Zustimmung der Direktion keineswegs entspricht. Dompropst und Alt-Landeskonservator Karl Wolfsgruber (1917-2009), der als Direktor des Diözesanmuseums und der Hofburg ihre Würde stets zu wahren wusste, hätte eine solche Lösung gewiss abgelehnt; das Urteil von Denkmalpflegerin Waltraud Kofler Engl geht in dieselbe Richtung.
  •  Wo die Bürgerbeteiligung? Ein Entscheidungsprozess, der mit dem Hofburggarten über ein Kernstück von Brixen einschneidend verfügt, muss demokratisch betrieben werden. Über das Grüne Herz von Brixen, dessen Miete seit 2008 nicht mehr weit von einer Viertelmillion Euro entfernt ist, darf nicht nur eine kleine Gruppe Entscheidungsträger von Gemeinde und Tourismusverein verfügen. Brixens Bürgerinnen und Bürger sind, wie jene Südtirols, mündig genug und willens, bei so weit reichenden Entscheidungen ihre Wünsche und Sachkenntnis einzubringen, zumal sie ja dafür bereits ihre Steuergelder zur Verfügung stellen.
  • Der Hofgarten ist eine beeindruckende Anlage, aber ein ökologischer und demokratischer Sanierungsfall: Bodenproben haben ergeben, dass sein Boden nach jahrzehntelangen Spritzungen mit Pestiziden bzw. Pflanzenschutzmitteln schwer verseucht ist und vor weiterer Nutzung eigentlich tief greifend bonifiziert werden müsste. Stattdessen wird die Sanierung Jahr um Jahr weiter verzögert: Eine wenig glückliche Botschaft für der Nachhaltigkeit verpflichtete „Gartenstadt“ Brixen, die „Alpenstadt“ 2018. Zu sanieren ist aber auch das Demokratie-Defizit, das bei der Nutzung und Gestaltung des Gartens seit langem spürbar ist.

Anfang März hat die Grüne Bürgerliste dazu einen Beschlussantrag eingereicht, dessen Behandlung, auf Grund der erneuten Absage der Gemeinderatssitzung im März, erst Ende April ansteht.

Die Grünen schreiben abschließen:

„Der touristische Erfolg kann nicht der einzige Maßstab sein, nach dem über die größte Fläche an öffentlichem Grün in Brixen verfügt wird. Stadträtin Paula Bacher erinnern wir an ihr im Herbst 2016 gegebenes Versprechen, ,über die Endgestaltung des Hofburggartens noch heuer zu entscheiden.‘

Nach einer Entscheidung sieht dieses zweite Provisorium leider nicht aus. Stattdessen gewinnt man – in Anklang an ein bekanntes Lied von Peter Maffay – zunehmend den Eindruck, dass Soliman noch über sieben Felder gehen muss, bis er seine Ruhe und der Garten zu einer Lösung findet.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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