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Verdächtige Einkommen

imageIn vielen Berufsgruppen verdienen Unternehmer und Freiberufler deutlich weniger als Angestellte. Zumindest laut den Steuererklärungen. Ein Überblick.

von Heinrich Schwarz

Sieht man sich in der Datenbank des Finanzministeriums die Steuerdaten der Italiener an, so möchte man meinen, dass es sich kaum auszahlt, sich selbstständig zu machen. Laut den Steuererklärungen von 2016 verdient ein durchschnittlicher Arbeitnehmer 22.860 Euro pro Jahr. Ein Selbstständiger kommt im Schnitt auf 25.900 Euro (2015 als aktuellstes Bezugsjahr).

Letztere Zahl dürfte aber ziemlich verfälscht sein. Der Grund: Schattenwirtschaft. Dank einer Sektorenstudie des Ministeriums lässt sich dies gut veranschaulichen. Ein Paradebeispiel sind etwa die Friseure. Laut den Steuererklärungen verdient ein selbstständiger Friseur jährlich im Schnitt 10.700 Euro. Brutto. Das würde wohl kaum zum Überleben reichen.

Sehr verdächtig ist auch der Regionen-Vergleich. In der süditalienischen Region Molise etwa verdient ein Arbeitnehmer im Schnitt 19.310 Euro, ein Selbstständiger nur 17.100. In den anderen süditalienischen Regionen weichen die beiden Werte nur knapp voneinander ab, während Freiberufler und Unternehmer in Norditalien im Schnitt ein deutlich höheres Jahreseinkommen haben als Arbeitnehmer.

bildschirmfoto-2017-03-17-um-16-31-16Beispiel Südtirol: Der durchschnittliche Arbeitnehmer verdient 23.200 Euro, ein Selbstständiger 35.900 Euro. Nur Mailand liegt hier vor Südtirol.

Nun ein Blick auf einige Berufsgruppen. Leider veröffentlicht das Ministerium hier keine Südtirol-spezifische Daten, sondern nur nationale (die Rede ist dabei immer von natürlichen Personen).

Arm wie Kirchenmäuse scheinen viele Unternehmer im Einzelhandel zu sein: Im Falle von Bekleidungsgeschäften beträgt das Einkommen im Schnitt 6.300 Euro pro Jahr, bei Drogerien 7.700 Euro, bei Spielwarenläden 8.100 Euro, bei Elektro- und Haushaltsgeschäften 8.700 Euro, bei Blumenhändlern 11.100 Euro, bei Juwelieren 12.100 Euro, bei Obst- und Gemüsehändlern 13.200 Euro und bei Lebensmittelgeschäften 13.700 Euro.

Äußerst geringe Durchschnittseinkommen scheinen auch bei vielen Sektoren auf, die immer wieder mit Steuerhinterziehung in Verbindung gebracht werden. Neben den bereits genannten Friseuren mit 10.700 Euro sind etwa Diskothekenbetreiber mit 6.800 Euro, Reinigungen und Wäschereien mit 6.900 Euro, Kosmetiker mit 9.000 Euro, Gasthausbetreiber mit 14.100 Euro, Barbetreiber mit 14.900 Euro und Werkstätten-Inhaber mit 15.800 Euro zu nennen.

Italienische Immobilienvermittler, Tierärzte, Psychologen, Architekten und Geometer scheinen laut ihren Steuererklärungen ebenfalls nicht sonderlich wohlhabend zu sein. Dasselbe gilt für Anwälte (siehe auch Grafik).

Dafür verdient man mit einem Bestattungsinstitut (37.400 Euro) und einem Tabakladen (40.500 Euro) äußerst gut.

Wirtschaftsberater scheinen mit einem Durchschnittseinkommen von 47.300 Euro auf, Zahnärzte mit 49.100 Euro, selbstständige Ärzte mit 63.700 Euro.

Unangefochten an der Spitze liegen Notare mit 201.300 Euro, gefolgt von Apotheken-Inhabern mit 102.700 Euro. Ein interessantes Detail dazu: Im Steuerjahr 2011 erreichte ein Notar im Schnitt noch ein Einkommen von sage und schreibe 289.000 Euro.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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