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Das große Stechen

karIn der Volkspartei werden bereits die Messer gewetzt: Wer bei den nächsten Parlamentswahlen wo kandidieren wird.

von Artur Oberhofer

Ein hoher politischer Würdenträger in der SVP bestätigt: „Das große Stechen hat bereits begonnen.“

Da die neue römische Regierung unter Paolo Gentiloni nur eine Haltbarkeit von einem halben bis maximal einem dreiviertel Jahr hat, dreht sich in Südtirols größer Partei bereits das Personenkarussell. Der Hintergrund: Mindestens drei gleichwohl prestigeträchtige wie lukrative Posten in Rom werden frei!

Fix ist: Die Senatoren Karl Zeller und Hans Berger werden bei den nächsten Parlamentswahlen, die entweder im Mai oder im Herbst 2017 stattfinden dürften, nicht mehr antreten.

Auch Senator Francesco Palermo hat von der (aktiven) Politik die Nase voll, aber sein Sitz geht eh an einen Italiener.

Drei der amtierenden SVP-Parlamentarier werden mit Sicherheit wieder kandidieren. Nämlich: Daniel Alfreider, Renate Gebhard und Albrecht Plangger.

Auch Manfred Schullian hat zuletzt im engsten Kreis signalisiert, dass es ihn – der wie die Jungfrau zum Kind gekommen war – durchaus reizen würde, in Rom weiterzuarbeiten. Also wären nur die Plätze von Karl Zeller und Hans Berger zu haben.

Dieter Steger

Dieter Steger

Um das Fell der beiden Bären buhlen drei SVP-Politiker: Dieter Steger, der SVP-Fraktionssprecher im Landtag, Landtagsvizepräsident Thomas Widmann und der Pusterer Bezirksobmann Meinhard Durnwalder.

Die drei Möchtegern-Römer (die auch stark vom Hause Athesia gepusht werden) wissen aber selbst nur allzu gut: Die Entscheidung über die Rom-Kandidaten fällt in den Bezirken. Und die Situation ist dort ziemlich komplex.

Beginnen wir mit dem Pustertal:

Meinhard Durnwalder

Meinhard Durnwalder

Bezirksobmann Meinhard Durnwalder will zwar unbedingt nach Rom. Aber spätestens wegen seines Zickzack-Kurses in Sachen Verfassungsreform hat der Pusterer viele Sympathien in den Machtzentralen in der Brennerstraße und im Palais Widmann verloren.

Somit ist klar: Sollte sich Meinhard Durnwalder im Pustertal den Vorwahlen für Rom stellen, würden seine Gegner bestimmt einen Gegenkandidaten nominieren.

Ein möglicher Kandidat, der hinter den Kulissen zirkuliert, ist jener von Heiner Nicolussi-Leck. Auch ist die Rede davon, dass die Pusterer Wirtschaft einen Kandidaten ins Rennen schicken wolle. Es wird auch der Namen des SVP-Landtagsabgeordneten Christian Tschurtschenthaler genannt.

Ein Insider sagt: „In Bozen hat Meinhard Durnwalder nicht viele Freunde, ich bin mir aber auch nicht sicher, dass er die Vorwahlen in seinem Bezirk gewinnen würde.“

So wie in der Vergangenheit werden wohl auch im nächsten Jahr die einzelnen SVP-Bezirke im Tandem fahren. Sprich: der Vinschgau wird sich mit dem Burggrafenamt absprechen, und das Pustertal wird gemeinsame Sache mit dem Eisacktal machen.

Aus dem engsten Umfeld von Meinhard Durnwalder heißt es, der Pusterer Bezirksobmann wolle die Fixstarterin Renate Gebhard dazu bewegen, für den Senat zu kandidieren (Gebhard wird im Mai nächsten Jahres 40, dürfte somit für einen Sitz im Palazzo Madama antreten), damit er selbst für die Kammer antreten kann.

Im Pustertal ist die Situation also noch völlig offen.

Albrecht Plangger und Daniel Alfreider

Albrecht Plangger und Daniel Alfreider

Im Westen des Landes ist die Situation etwas weniger konfus: Albrecht Plangger ist gesetzt. „Der Abi“, heißt es in der SVP-Zentrale in Bozen, „wird jede Vorwahl gewinnen.“ Es gilt nur noch festzulegen, ob Plangger für den Senat kandidiert –und wer im Bezirk Burggrafenamt nominiert wird.

In Meran zirkulieren die Namen von drei möglichen Kandidaten: Bezirksobmann-Stellvertreter Zeno Christanell würde ein Rom-Abenteuer genauso reizen wie dem SVP-Ortsobmann von Obermais und Anwalt Martin Ganner.

Auch die Ex-Landtagsabgeordnete Julia Unterberger könnte eine Kandidatin sein, wenn man sie ganz schön bittet.

Das Dilemma der SVP-Strategen: Ausgerechnet im Bezirk Bozen, wo kein Platz frei ist, gibt es das größte Gedränge. Daniel Alfreider, der im Bezirk Bozen gewählt worden ist, tritt sicher wieder an. Manfred Schullian, der zweite Kandidat aus dem Bezirk, möchte auch, sagt dies aber noch nicht laut (auch weil er als erfolgreicher Anwalt nicht auf eine „Poltrona“ in Rom angewiesen ist).

Vor diesem Hintergrund der besetzten Stühle ist klar: Wollen Dieter Steger oder Thomas Widmann nach Rom, müssen sie Alfreider und/oder Schullian „verräumen“ (wobei Alfreider aufgrund des Ladiner-Bonus unantastbar ist).

Wohl nicht zufällig wurden zuletzt Gerüchte lanciert, Daniel Alfreider wolle bei den Wahlen 2017 nicht mehr antreten, weil er 2018 den ladinischen LH-Stellvertreter beerben wolle (dazu müsste er allerdings eineinhalb Jahre warten). Aus dem direkten Umfeld Alfreiders heißt es: „Schmarrn, der Daniel will und wird in Rom bleiben.“

Karl Zeller und Daniel Alfreider mit dem neuen Premier Paolo Gentiloni

Karl Zeller und Daniel Alfreider mit dem neuen Premier Paolo Gentiloni

Dafür spricht auch der Umstand, dass Karl Zeller den Ladiner als seinen Nachfolger aufgebaut hat. Alfreider hat engste Kontakte zu Luca Lotti, einem der mächtigsten Politiker der neuen römischen Politikergeneration.

Den Luxus, nach dem Abgang von Karl Zeller auch noch einen zweiten, halbwegs erfahrenen Politiker aus Rom abzuziehen, könne sich die SVP nicht leisten, heißt es in der SVP-Zentrale. Und auch die Variante, dass Alfreider im Pustertal (für die Kammer) antritt (und Renate Gebhard auf den Senat ausweicht), ist sehr unwahrscheinlich. „Das lassen sich die Pusterer nicht gefallen“, weiß ein SVP-Insider.

Auch um den durch Francesco Palermos Verzicht vakant werdenden „italienischen“ Sitz gib es bereits ein Gedränge.

Die SVP möchte, dass ihr römischer Rammbock Gianclaudia Bressa antritt. Dieses Variante könnte sich als nicht machbar erweisen, weil, erstens, Bressa, damit kokettiert, nicht mehr zu kandidieren. Zweitens drängt der große Zampano im PD, Carlo Costa, stark nach Rom.

Der (Vor-)Wahlkampf ist also eröffnet.

 

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