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Die Streikwelle

bus busse sadSAD und Gewerkschaften gehen voll auf Konfrontation. Am Donnerstag findet der nächste Streik bei Bus und Bahn statt. Die Gewerkschaften wollen nun sogar abwechselnd Streiks ausrufen, damit der öffentliche Nahverkehr regelmäßig stillsteht.

von Heinrich Schwarz

Die TAGESZEITUNG hat sich im Spätsommer ausführlich mit den Busfahrern der SAD beschäftigt, die seit Jahren auf eine Besserstellung ihrer Situation hoffen. Vergangene Streiks führten zwar zu Gesprächen, aber zu keinen Fortschritten. Von der Politik, insbesondere von Mobilitätslandesrat Florian Mussner, sind die SAD-Mitarbeiter enttäuscht. Es gebe keine Unterstützung.

Eigentlich wollten die Gewerkschaften heuer auf weitere Streiks verzichten. Die Leute seien stuff, da ohnehin nichts vorangehe. Der Frust sei groß, wie Busfahrer auch in Schreiben an die TAGESZEITUNG betonen. Viele alteingesessene Busfahrer haben sich seit dem Frühjahr nach einem neuen Job umgesehen. Es wird zunehmend schwieriger, qualifiziertes, ortskundiges und zweisprachiges Personal zu finden.

Im Laufe des Herbstes ist den Gewerkschaften aber trotzdem der Kragen geplatzt. Man hatte gehofft, dass die Turnuseinteilung verbessert wird, doch der Wechsel auf den Winterfahrplan habe auf das fahrende Personal „enorme negative Konsequenzen“.

Die Gewerkschaften AGB-CGIL und SGK-UIL lancierten für den 25. November einen Streikaufruf. Jetzt haben die Gewerkschaften ASGB, SGB-CISL, ORSA und UGL nachgelegt: Sie haben für den Donnerstag, 15. Dezember, einen vierstündigen Streik des SAD-Personals bei allen Diensten ausgerufen. Bei der Eisenbahn wird von 10.00 bis 14.00 Uhr gestreikt, bei den Bussen von 15.00 bis 19.00 Uhr, bei den fixen Anlagen der SAD von 19.30 bis 23.30 Uhr.

Rufen die Gewerkschaften einen weiteren Streik aus, darf dieser sogar 24 Stunden lang dauern. Und es ist davon auszugehen, dass es zu einer regelrechten Streikwelle kommt. „Der Druck der Mitarbeiter ist wahnsinnig groß“, sagt der ASGB-Transportgewerkschafter Richard Goller.

Ingemar Gatterer

Ingemar Gatterer

Die Arbeitnehmervertreter wollen voll auf Konfrontation mit der SAD-Betriebsführung gehen, nachdem es keine Signale für ein Entgegenkommen gibt. SAD-Chef Ingemar Gatterer sagte vor kurzem sogar provokativ: „Die Gewerkschaften können gerne jeden Tag eine Pressekonferenz einberufen oder streiken. Es wird in unserer Haltung ganz sicher kein Nachgeben und keine Verhandlung geben.“

Gatterer argumentiert die sture Position mit der anstehenden Ausschreibung aller öffentlichen Busdienste in Südtirol. Man habe sich bemüht, die Arbeitsabläufe so effizient wie möglich zu gestalten und die Pausen mit Linien aufzufüllen, um ein höheres Einkommen zu ermöglichen. Man müsse allerdings Optimierungen vornehmen, um den Wettbewerb bestehen zu können. „Ansonsten wird dies eben die ausländische Konkurrenz tun“, so Gatterer.

Wie mehrfach berichtet, klagen die SAD-Busfahrer insbesondere über die langen Dienstpannen von bis zu 15 Stunden mit unbezahlten Dienstpausen sowie über die nicht angepassten Löhne bei steigender Verantwortung.

Was die Dienstspannen betrifft, so hat die SAD-Generaldirektion der TAGESZEITUNG folgende Daten zukommen lassen: Von den 1.316 Turnussen erreichen 1.254 Turnusse bis zu zwölf Stunden – bei einem Schnitt von rund 8,5 Stunden. 40 Turnusse erreichen bis zu 13,5 Stunden, elf bis zu 14 Stunden, sieben bis zu 14,5 Stunden und drei bis zu 15 Stunden. Das Maximum von 15 Stunden sei rechtlich möglich. Eine höhere Entlohnung und eine Gewinnbeteiligung verspricht die SAD bei einem Erfolg bei der Neuvergabe der Busdienste.

„Welche Garantie gibt es dafür?“, fragt Richard Goller. „Das Vertrauen ist längst weg. Wir lassen uns nicht mehr an der Nase herumführen, sondern setzen uns mit allen Mitteln zur Wehr.“

Zwischen den Gewerkschaften soll es bereits ein Abkommen geben, damit der öffentliche Nahverkehr in den nächsten Monaten regelmäßig stillsteht: Sie wollen abwechselnd Streiks ausrufen.

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