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„Du sollst nicht töten“

ARCHIV - Papst Franziskus gr¸?t am 23.04.2013 vor seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz in Vatikanstadt. Foto:†Claudio Peri/dpa (zu dpa-Vorausmeldung: ´Papst empf‰ngt Zollitsch - Gespr‰che ¸ber Tebartz-van-Elstª vom 16.10.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Papst Franziskus gewährt allen Priestern, jene loszusprechen, die die Sünde der Abtreibung begangen haben. Pater Christoph Waldner: „Die Kirche sieht die Sünden Mord und Abtreibung als gleichwertig an.“

TAGESZEITUNG Online: Die Abtreibung bleibt für die katholische Kirche eine der schwersten Sünden überhaupt. Doch wer Vergebung sucht, soll sie nun leichter bekommen…

Pater Christoph: Für den deutschen Sprachraum hat diese Regelung bereits vor der Entscheidung des Papstes gegolten, daher verändert sich für uns nichts. Der Papst hat aber nach wie vor betont, dass es sich bei einer Abtreibung um eine Tötung handelt – manchmal sogar um Mord. Mord ist, wenn man jemanden aus niederen Beweggründen umbringt. Wenn man aus niederen Beweggründen eine Abtreibung vornimmt, dann habe ich ein menschliches Leben getötet und damit ist es ein Mord. Es war immer schon ein sehr schwieriges Thema und das wird es bleiben, weil es immer um einen Menschen geht, dem man das Leben nimmt – auch wenn dieser Mensch noch nicht geboren wurde.

Sind bei Ihnen in der Beichte schon einmal Frauen vorstellig geworden, die eine Abtreibung hinter sich hatten?

Ja sicher. Das hat sich das eine oder andere Mal ergeben.

War es relativ schwierig mit der Betroffen zu sprechen?

Wenn jemand kommt um etwas zu beichten, dann ist den Betroffenen bereits klar, dass sie gesündigt haben. Insofern ist es relativ leicht diesen Fall aufzurollen, weil es dem Betroffenen ein Anliegen ist.

Der Papst will Verständnis für Frauen in schwierigen Situationen zeigen, weil sich viele nicht bewusst für eine Abtreibung entscheiden. 

Das stimmt. Es gibt sehr viele verschiedene Fälle. Oft drängen Ärzte die Frauen zu dieser Handlung, es gibt Fälle wo Ehe- oder Lebenspartner diese Entscheidung treffen, aber ich kenne auch den Fall einer jungen Frau, die Abtreibung als Verhütungsmethode sieht. Es gibt wie man sieht sehr viele verschiedene Hintergründe. Eine Tötung ist es auf jeden Fall, aber ob es Mord ist, entscheidet der Hintergrund.

Werten Sie diese Entscheidung als Schritt, dass die Kirche offener wird und auf die Probleme der Menschen zugeht? 

Die Kirche macht nichts anderes als auf die Probleme der Menschen zuzugehen. Tatsache ist aber, dass viele Menschen Scheinprobleme vorschieben um die eigentlichen zu verstecken. Wenn man dann den Finger in die Wunde legt, schmerzt das – aber dann ist sofort die Kirche böse, nur weil man die Wahrheit gesagt hat.

Bisher hat die Kirche Abtreibung strenger gehandhabt als Mord. Warum?

Dieser Satz stimmt so nicht. Die Kirche hat diese beiden Sünden als gleichwertig – gleich schlimm – angesehen. Man darf aber nicht vergessen, dass es zehn Gebote gibt – nicht zu morden oder zu töten ist eines dieser Gebote. Wenn sich eine Frau bewusst und frei für eine Abtreibung entscheidet, tötet sie damit einen Menschen – ob es sich dabei um einen Erwachsenen handelt, den sie umbringt oder um ein ungeborenes Kind, macht keinen Unterschied.

Glauben Sie, dass eine Abtreibung von den Leuten jetzt als weniger schlimm angesehen wird, weil auch die Kirche eine neue Haltung eingenommen hat?

Das glaube ich nicht. Jene, die eine Abtreibung bisher auf die leichte Schulter genommen haben, werden dies weiterhin tun – und diesen Leuten ist wahrscheinlich auch egal was der Papst sagt.

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