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„Macht endlich Wahlkampf!“

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Quelle: Facebook Ulli Mair

Der ehemalige Freiheitliche Parteisekretär Michael Demanega erteilt Spekulationen um seine politische Zukunft eine Abfuhr – und spricht sich für eine Rückkehr von Ulli Mair und Pius Leitner aus.

TAGESZEITUNG: Herr Demanega, in der Diskussion um einen Führungs-Wechsel bei den Südtiroler Freiheitlichen ist auch Ihr Name gefallen. Werden Sie der neue blaue Obmann?

Michael Demanega: Die interne Wahl ist noch viele Monate entfernt, im Mai sollte es soweit sein. Wie schon beim letzten Mal wurde auch jetzt mein Name medial genannt – aber das wars auch schon. Nach heutigem Stand werde ich mich mit großer Voraussicht nicht der Wahl stellen, ich bleibe noch einige Zeit in Wien.

Weil Sie eine politische Karriere in Österreich verfolgen?

Weil ich vor meinem Studienabschluss stehe. Im ersten Halbjahr 2017 mache ich voraussichtlich mein Bauingenieurs-Studium fertig, danach werde ich mich in diesem Bereich nach einem Job umsehen. Mit Politik habe ich mich deswegen in letzter Zeit nur sehr wenig beschäftigt, obwohl ich parlamentarischer Mitarbeiter bin…

…und freiheitlicher Studentensprecher? 

Ja, diese Bezeichnung haben wir zwei Jahren erfunden. (lacht) Aber ein richtiges Amt ist das nicht.

Wie sehen Sie denn die aktuelle Politik der Südtiroler Freiheitlichen?

Man merkt derzeit eine ziemliche inhaltliche und thematische Schwäche der SVP. Die Freiheitlichen hätten hier eigentlich die Aufgabe, ein starker Gegenpol zu sein – sie sind es aber nicht. In Österreich treibt die FPÖ die Altparteien vor sich her, unsere Partei schafft es leider nicht, die Schwäche der SVP für sich zu nutzen.

Woran liegt’s?

Das hat viele Gründe, es liegt auch daran, dass man mit dem letzten Führungswechsel versucht hat, der SVP in Sachfragen Konkurrenz zu machen. Aber um medial präsent zu sein und die Leute zu erreichen, muss man auch polarisieren und unterhalten. Die Freiheitlichen sollten endlich auf Wahlkampfmodus umschalten.

Sie sollten mehr Populismus wagen?

Vor ein paar Jahren haben sie das schon gemacht, es hat nur irgendwann aufgehört. Die Politik der Freiheitlichen muss greifbarer werden, sie darf sich nicht nur auf Komma- und Beistrich-Probleme stürzen.

Bei der alten Führung um Ulli Mair und Pius Leitner, sagen viele Parteigänger, war das noch anders. Sie auch?

Es mag auf auf den ersten Blick komisch wirken, eine abgetretene Parteispitze wieder einzusetzen. Aber man sollte auch den Kontext sehen: Das Duo Pius und Ulli hat die Freiheitlichen geprägt und regelmäßig Wahlen gewonnen. Die Themen, die sie damals vertreten haben, sind heute aktueller denn je. Und wenn man sich den Linksruck von Achammer und Co. so ansieht, braucht es einen starken Gegenpol.

Die Nachwirkungen des Rentenskandals machen Ihnen keine Sorgen?

Ich kann nicht einschätzen, ob das noch eine Rolle spielt. Angesichts der Rückzahlungen, die ja getätigt wurden, und angesichts der vielen Projekte, in die Massen an Geldern investiert werden, sollte das kein allzu großes Problem darstellen. Außerdem hat man erkannt, dass die wirklich Schuldigen in der Regierung saßen.

Viele junge Freiheitliche erinnern sich mit Wehmut an den Wahlkampf 2013 und die Jahre davor. Warum?

Es hat sich seitdem einiges verändert. Ich war fünf Jahre lang Jugendsprecher, am Anfang gab es eine riesige Euphorie. Wir haben im Wahlkampf Dinge ausprobiert, die sonst niemand gemacht hat. Wir haben Kondome verteilt und flotte Sprüche plakatiert – auch in Anlehnung an die Haider-FPÖ. Dann kamen allerdings interne Schwierigkeiten mit gewissen Personalien und das grundsätzliche Problem, junge Leute anzusprechen.

Dieses Problem macht man nicht besser, wenn man die alte Führungsriege wieder einsetzt, oder?

Grundsätzlich hat Pius Leitner einen deutlich besseren Draht zur Jugend als viele vermeintlich „junge“ Politiker in der SVP. Aber es gibt auch bei den Freiheitlichen viele jugendliche Funktionäre, die nur derzeit nicht an vorderster Reihe stehen wollen. Das ist auch verständlich: Wer sich in die Politik wagt, steht im Fokus und kriegt ständig auf den Deckel. Deswegen tut man sich schwer, junge Leute zu finden, aber das ist bei der SVP ja nicht anders.

In welcher Rolle werden wir Sie künftig in der Südtiroler Politik sehen?

Das ist noch ungewiss, momentan habe ich andere Dinge im Kopf. Aber ich bin und bleibe ein politischer Mensch, der seine Meinung kundtut – unabhängig von der jeweiligen Parteiführung. Gerade wenn eine Führungsmannschaft nicht so gut ist, gäbe es genügend Gründe, sich einzubringen.

Interview: Anton Rainer

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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