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Geplünderte Caritas-Säcke

caritasAufgerissene Säcke, verschmutzte und nasse Kleider, die neben den Sammelstellen herumliegen: Vandalenakte bei der Gebrauchtkleidersammlung der Caritas sorgen für großen Ärger – wie man in der Brennerstraße in Bozen sieht.

von Erna Egger

620 Tonnen Gebrauchtkleider, welche die Südtiroler Bevölkerung für den guten Zweck gespendet hat, sind am Samstag bei der alljährlichen Sammlung der Caritas zusammengekommen. Die Freude über die große Spendenfreudigkeit der Bürger wird jedoch in einigen wenigen Fällen getrübt: In Lana (siehe Seite 14) und in Vintl wurden beispielsweise viele gelbe Säcke aufgerissen und die gesammelten Textilien, Schuhe und Taschen achtlos auf dem Gehsteig oder anderen Flächen liegengelassen. Zahlreiche Säcke wurden auch mitgenommen.

„Es gibt leder Vandalenkte – wie viele, ist für mich jedoch schwer zu sagen. Zurzeit mir nur die beiden Fälle in Lana und Vintl bekannt, wo versucht wurde, Säcke aufzureißen oder zu entwenden“, berichtet Giudo Osthoff, Bereichsleiter bei der Caritas und Zuständiger für die Gebrauchtkleidersammlung.

Er fügt hinzu: „Diese Vorkommnisse bilden zum Glück bei der großen Gebrauchtkleidersammlung ie Ausnahme.“

Häufiger sind derartige Ärgernisse bei den fixen Containern der Caritas festzustellen. „Wir wissen, dass manchmal Personen versuchen, aus diesen Containern Textilien zu entwenden, um diese dann selbst zu verwerten. Wir haben Hinweise, dass diese Stücke dann beispielsweise auf Flohmärkten verkauft werden“, sagt Osthoff.

Meist sind dieselben Sammelstellen von diesen Diebstählen betroffen:

„Das ist eher ein städtisches Problem und betrifft vorwiegend Bozen und Meran. Fast alle zwei Wochen erhalten wir Meldungen, dass wir Situationen wieder in Ordnung bringen müssen, weil Säcke rausgezogen wurden. Die Container in den ländlichen Regionen sind davon nicht betroffen, weil die Sammelbehälter zumeist bei den Recyclinghöfen stehen und somit gut bewacht sind. Es gab nur einen Fall in Bruneck, der mittlerweile fast zwei Jahre zurückliegt“, sagt Osthoff.

Die Caritas tauscht dann oft die Sammelbehälter mit einbruchsicheren Containern aus.

Aber in einigen Fällen zeigen auch diese keine abschreckende Wirkung.

Das zeigt sich am Beispiel der Container in der Brennerstraße in Bozen. Dort sind immer wieder Diebstähle von Gebrauchtkleidern zu verzeichnen. Die Hintergründe für diese Taten sind recht unterschiedlich: Manchmal werden Kleider nur für den Eigengebrauch entwendet.

In diesen Fällen ist zu beobachten, wie die Diebe die Säcke mühevoll aus den Containern ziehen, die Größe der Kleidungsstücke prüfen und das Nichtgebrauchte wieder fein säuberlich in die Container zurückwerfen.

Der Schaden ist bei dieser Vorgehensweise relativ gering. „Aber auch für diese Menschen gilt, dass sie besser zu den Kleidermagazinen gehen sollen. An drei Uhrzeiten sind diese geöffnet, dort kann man die Kleidergröße angeben und es werden jene Textilien ausgehändigt, die gebraucht werden – das ist viel einfacher und sinnvoller. So wird diesen Menschen geholfen und nichts kaputt gemacht. Denn jeder aufgerissene Sack ist ein Problem, weil auch andere Kleider beschädigt und verschmutzt werden“, so Osthoff.

Viel häufiger kommt es jedoch vor, dass Kleidungsstücke auf dem Boden zurückgelassen werden. In der Nacht auf gestern waren eben solche Vandalen am Werk: Sie haben einen Gebrauchtkleidercontainer aufgebrochen und diesen vollständig entleert. „Jemand ist mit Einbruchswerkzeug vorgegangen“, schildert Osthoff, „und das habe ich zum ersten Mal gehört. Das ist ein gravierender Fall.“

Am Morgen bot sich ein Bild der Verwüstung: Die vielen verschmutzten Gewänder lagen auf dem Gehsteig, beim aufgebrochen Container war ein großer Brandfleck zu sehen. Die vielen Passanten und Anrainer reagierten erzürnt: „Das ist eine Schweinerei“, so der allgemeine Tenor gestern Vormittag. Die Sozialgenossenschaft Albatros hat gegen 9.00 Uhr morgens die beschädigten und durchnässten Kleider eingesammelt und abtransportiert.

„Mich hat dieser Vorfall, genauso wie die Bevölkerung, sehr geärgert“, sagt Osthoff.

Der allergrößte Teil der Kleider ist nass und verschmutzt. „Diese Gewänder sind nun Restmüll, man kann nichts mehr damit tun. Wir müssen diese Textilien der Müllentsorgung zuführen“, bedauert Osthoff.

Der Bereichsleiter ist dennoch zufrieden: Im Jahre 2015 hat die Caritas 2.500 Tonnen Gebrauchtkleider eingesammelt. In einem Container haben rund 500 Kilo Textilien Platz, also 5.000 volle Sammelbehälter konnten entleert werden. „Ich schätze mal, dass nur 0,2 Prozent der gespendeten Ware nicht mehr verwendet werden konnte. Im Vergleich zu anderen großen Städten in Italien und außerhalb Italiens geschehen solche Vorfälle in Südtirol nicht häufig. Aber jeder einzelne Fall ist ärgerlich.“

De Täter kommen meist ungeschoren davon.

„Zwar wurden schon mal Leute polizeilich vermerkt, es gab auch schon mal ein Gerichtsverfahren, dieses wurde jedoch eingestellt. Bei Kleindiebstählen ist das Ärgernis nämlich viel größer, als der materielle Schaden, der entstanden ist. Daher werden solche Aktionen polizeilich oder gerichtlich auch nicht weiterverfolgt“, so Osthoff.

Die insgesamt 620 Tonnen Kleider, die am Samstag bei der alljährlichen Kleidersammlung zusammengekommen sind, wurden indes bereits verladen und in die Sortierwerke der Bremer Abnehmerfirma FMS befördert, wo sie für den Weiterverkauf vorbereitet werden. Den Erlös aus der Sammlung verwendet die Caritas für die Freiwilligenarbeit, für die Hospizbewegung, für die Schuldnerberatung und für den Solidaritätsfond. Was nicht mehr getragen werden kann, wird zu Putzlappen und Dämmwolle verarbeitet. Auf diese Weise können mehr als 95 Prozent der Gebrauchtkleider weiterverwertet werden. Der Rest wird umweltgerecht entsorgt.

Ein Großteil der in Südtirol ausgemusterten Textilien, Schuhe und Taschen findet in Afrika oder Asien, zum Teil auch in Europa neue Abnehmer.

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